##bild81233rechts##Geschichte ist da, um aus ihr zu lernen. Und selbst in den glorreichsten Historien finden sich irgendwo Fehler, die man lieber nicht wiederholt. Insofern ist es einerseits mutig, andererseits aber auch löblich, dass Capcom ebendiese Fehler mit der Mega Man X Legacy Collection 2 in einem schmucken Paket vereint. Gut, hiermit greife ich schon wieder das abschließende Urteil vor, doch ihr habt sicherlich eh schon auf der Startseite die Wertung gesehen, von daher sollte euch das wenig überraschen. Und tatsächlich ist hier auch nicht jeglicher Hopfen und Malz verloren – es gibt durchaus noch einige tolle oder zumindest tolerierbare Dinge in der zweiten Hälfte der Mega Man X-Saga. Nur muss man dafür viel Geduld, Nervenstärke und vor allem gute Scheuklappen mitbringen.
Das Ende einer Ära
Immerhin bieten die vier Spiele in Sachen Story noch einige interessante Ansätze. X5 war nämlich mal als Serienfinale geplant und dreht sich um eine herabstürzende Weltraum-Kolonie, deren prognostizierter Schaden eingegrenzt werden muss – und dazu sind bestimmte Teile für eine Energiekanone zu sammeln, die von Spähteams ausfindig gemacht wurden. X6 wagt wiederum eine Fortsetzung mit neuen Feinden und mit X7 kommt eine neue Generation Reploiden samt eines komplett weiteren, spielbaren Protagonisten ins Spiel. Und natürlich ist der alte Oberschurke Sigma irgendwo auch noch mit von der Partie. Leider zündet von diesen Geschichten höchstens die von X5, die zudem noch mit unterschiedlichen Enden aufwartet und so für entsprechenden Wiederspielwert sorgt. Ob man das allerdings in Anbetracht des Gameplays wirklich tun möchte, steht auf einem anderen Blatt.
##bild81236links##Wobei das zumindest im Falle von X5 noch etwas übertrieben ist, stellt diese Episode wohl das Highlight der Sammlung dar. Das Level-Design ist stimmig, durch das Szenario kommt einiges an Druck ins Spiel und die Bossfights haben es in sich – so, wie es sich für Mega Man X gehört. Dieser Spielfluss wird höchstens durch die ständigen Plaudereien mit Navigatorin Alia gestört, die in Folgespielen zum Glück nur auf Knopfdruck zu quasseln anfängt. Ansonsten läuft alles wie gehabt: Ihr turnt wahlweise mit Blaumann X oder Schwertschwinger Zero durch actionlastige 2D-Areale, in denen Primär die Altmetallbeseitigung an der Tagesordnung steht, knifflige Sprungpassagen jedoch auch in großer Zahl vertreten sind. Gerade X6 sticht hier als besonders harter Kandidat heraus, der in vielen Fällen sogar praktisch ins Unfaire entgleist. Wenn man beispielsweise eine bewegliche Plattform außerhalb des Sichtfelds erwischen muss, die auch noch von tödlichen Stacheln umgeben ist, ist das nicht herausfordernd, sondern schlichtweg nervtötend. Hinzu kommt das Albtraum-Gimmick des Spiels, bei dem zufällige Stages mal mit erschwerten Bedingungen aufwarten. Dann müsst ihr etwa auch mit saurem Regen klarkommen, während ihr euch durch die verwinkelten Level kämpft. Mein Tipp: Den Stolz runterschlucken und zumindest für X6 den Anfänger-Modus einschalten, denn durch die – leider immer noch nicht im Detail konfigurierbaren – virtuellen Stützräder wird dieser Höllentrip sogar glatt für Leute ohne masochistische Ader genießbar.
Der tosende Tiefpunkt ist jedoch zweifelsohne X7, der PS2-Einstand der Reihe. Hier wagte sich Capcom damals an einen experimentellen Mix aus 2D- und 3D-Stufen, bei denen Titelheld X zudem auch noch aufgrund moralischer Bedenken auf der Ersatzbank verweilt. Stattdessen lauft ihr mit Jäger-Veteran Zero und dem Neuling Axl durch die uninspirierten, öden Stages – und das im reinsten Schneckentempo, denn vom Fluss der vorherigen Teile lässt Episode 7 so ziemlich alles vermissen. Dass Axl sich zudem für seine Primärschusswaffe auf eine automatische Zielerfassung mit nervtötendem Soundeffekt verlassen muss, hilft ebenfalls nicht viel. Seine Fähigkeit, zeitweise das Aussehen und die Fähigkeiten von Gegnern zu kopieren, verkommt fast schon zur Randnotiz. Immerhin hat Mega Man X8 schlussendlich noch einmal einiges retten können und spielt sich als reiner 2D-Plattformer in 3D-Umgebungen schneller sowie angenehmer. X, Zero und Axl sind nun in Zweierteams auswählbar, letzterer hat sogar neue, von Bass aus der klassischen Mega Man-Reihe inspirierte Tricks spendiert bekommen. Nur fühlt sich leider auch hier das Leveldesign nicht gerade spannend an, zumal es sich stark auf wenig einfallsreiche und teils sogar in vorherigen Spielen verwendete Einweg-Gimmicks verlässt. Andere Stufen wie die Jäger-Trainingsanlage sind einfach nur zäh.
Leicht geschliffen ohne weitere Boni
##bild81234rechts##Immerhin hat man zumindest den beiden 3D-Titeln der Sammlung ein nettes HD-Upgrade verpasst. So erstrahlen die 3D-Modelle nun deutlich weniger grobkörnig und alles läuft äußerst flüssig. Sogar die Ladezeiten aller Spiele sind immens verkürzt worden, was gerade bei den PS2-Ablegern auffällt. Ebenfalls cool: Während die Teile 5 und 6 wieder einmal nur in der amerikanischen und japanischen Fassung anwesend sind, wurden für X7 und X8 auch alle europäischen Sprachversionen bedacht – ihr könnt die Titel also auch auf Deutsch spielen, wenn so gewünscht. Abseits davon finden sich hier wieder nur die üblichen Extras, die man im großen und ganzen von der ersten X Legacy Collection (zum Test) kennt: Den Soundtrack zum Reinhören, ein paar Artworks und Produktfotos sowie der Day of Sigma-Kurzanime sind ebenso am Start wie der X Challenge-Modus, der in dieser Ausgabe mit ein paar exklusiven Bossen aufwartet. Das ist abermals netter Zusatz, doch wirklich bedeutend fallen diese Bonus-Features nicht aus. Oh, und erweiterte Speicherfunktionen gibt es dieses Mal überhaupt keine. Stattdessen greifen die Spiele allesamt auf ihre Standard-Speicherfeatures zurück.