Wie ihr in unserem Switch-Handson schon lesen konntet, hat Nintendo nicht nur die Güte besessen, das neue The Legend of Zelda: Breath of the Wild in unser Paket zu legen, auch eine zweite Spielehülle versteckte sich unterm Füllmaterial. Als ich die Hülle umdrehte, sprang mir der dicke Schriftzug „Just Dance 2017“ in Auge. „Oh weh…“ – so oder so ähnlich waren wohl meine ersten Gedanken in diesem schicksalhaften Moment, gefolgt von einem: „Und das musst du jetzt testen…“. Aber man ist ja weltoffen und gibt dem Ganzen doch mal eine Chance. Schließlich hatte ich in der Vergangenheit mit Spielen wie Donkey Konga, Sing Star oder Guitar Hero durchaus jede Menge Spaß. Als Vorzeigebewegungsmuffel rückte ich also eher widerwillig die Couch sowie den Tisch beiseite und schwang ein wenig das „Tanzbein“. Was dabei herum kam, lest ihr im folgenden Test. Viel Spaß!
Startschwierigkeiten en masse
##bild72817rechts##Wobei die Bezeichnung „Tanzbein“ eher unzutreffend ist. Passender wäre da eher „Tanzarm“. Wie schon auf der Wii schwingt man hauptsächlich den rechten Arm. Ob man dazu den Rest des Körpers bewegt, bleibt dem Spieler selbst überlassen. Oftmals gibt man aber passend zum Rhythmus unweigerlich seltsame Bewegungen von sich, was bei mir in einer Art stetiger Kniebeugen endete. Wer sich das nun witzig vorstellt, dem kann ich dies bestätigen, denn es sah auch in der Praxis dämlich aus. Doch die Körperbewegungen sind nur nettes Beiwerk, erkannt werden die Tanzmoves nämlich ausschließlich über die Beschleunigungs- und Gyrosensoren der Joy-Cons. Im ersten Hands-On vom Kollegen Nicola wurde die Move-Erkennung noch als „nahezu perfekt“ beschrieben. Das kann ich leider so nicht bestätigen, doch dazu später mehr im Technik-Abteil.
Anfangs lag das wahrscheinlich eher an meiner Unbeholfenheit in den ersten Spielminuten, wenn nicht gar Stunden. Bis auf eine anfängliche Einblendung zur Joy-Con-Haltung erklärt einem das Spiel nämlich überhaupt nichts, was etwas schade ist. Vor allem da es sich hierbei um einen Start-Titel handelt und noch nicht allen Switch-Nutzern zu 100 Prozent klar ist, wie das Steuerungskonzept funktioniert. So musste ich also erst einmal eine Weile herumfrimeln, um herauszufinden, dass man die Joy-Cons ausschließlich in die rechte Hand nehmen soll. Ein Optionsmenü, etwa um einen Linkshändermodus einzustellen, gibt es nicht. Dabei müsste man nicht einmal gesonderte Choreographien oder Dancemoves aufzeichnen, sondern lediglich das vorhandene Kontingent für Linkshänder spiegeln. Das würde nämlich auch ein Problem lösen, das sich in der Form der Joy-Cons begründet. Ein Joy-Con ist natürlich für die rechte Hand gedacht und liegt dementsprechend mit der Schiene für die Handgelenkschlaufe sicher in der Hand. Unbequemer wird es allerdings beim Joy-Con für die linke Hand. Der liegt dann nämlich eher unergonomisch in der Hand.
Halt, nicht so schnell!
##bild72820links##Auch trat bei mir das Problem auf, dass ich zuvor noch Zelda gespielt hatte und die Cons dementsprechend noch im Grip eingerastet waren. Es wurden beim Start von Just Dance ergo beide Controller als Spieler 1 und Spieler 2 registriert. Nichtsahnend startete ich also einen Song und wunderte mich warum ich nicht komplett allein war. Beim Start des Songs wurde mir nämlich ein nicht existenter Partner zugedacht und der Controller vibrierte beim Songstart auf dem Tisch liegend munter vor sich hin. Außerdem war der linke Joy-Con, also der für die rechte Hand unbequeme, noch als Hauptcontroller registriert. Doch das ließ sich bequem über das Home-Menü der Nintendo Switch lösen. Schnell den rechten Controller neu zugewiesen, dann blieb der andere Joy-Con auch direkt aus und ich konnte endlich bequemer spielen. Bei all diesen technischen Hürden wäre zumindest eine kleine Einweisung oder eine elektronische Bedienungsanleitung echt eine Hilfe gewesen. Das alles sind jedoch nur Abzüge in der B-Note.
So viel zu den fehlenden Hilfestellungen für Anfänger, weiter ging es anschließend beim eigentlichen „Tanzen“. Hier machten sich auch einige Hürden bemerkbar, was dann allerdings nicht mehr nur am System lag, sondern auch am tanzenden Tester. Unbegabte dürften es anfangs nämlich recht schwer haben, in den über 40 neuen Songs mit den schematisch dargestellten Vortänzern auf dem Bildschirm Schritt zu halten. Mit der Zeit jedoch gelang es mir sogar halbwegs gut, mit den Vortänzern mitzuhalten, natürlich hängt das aber auch stark vom Lied ab. Auch die Reizüberflutung legt sich mit der Zeit: So lernt man irgendwann, sich auf die Hand des Tänzers zu fokussieren und gelegentlich auf die unten rechts eingeblendeten Tanzbewegungen zu schauen. So wurden aus Fails und „OKs“ dann irgendwann auch viele „Perfekts“. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten können also auch Einsteiger und Bewegungsmuffel durchaus ihren Spaß haben. Mit Freunden zusammen gibt es zudem noch das gewisse Etwas, doch muss man aufpassen, sich bei den teils wilden Bewegungsabläufen nicht gegenseitig die Köpfe einzuschlagen.
Die Modi-Auswahl
##bild72818rechts##An Spielmodi mangelt es dem Spiel gewiss nicht. Im regulären Just Dance-Modus spielt man ganz normale Titel allein oder mit Spielpartnern und versucht dabei, die höchstmögliche Wertung zu erzielen. Der Modus „Dance Quest“ hingegen fasst diverse Mixes aus stets drei Songs eines bestimmten Themas zusammen. Pro getanzten Titel erhält man eine Wertung á la Mario Kart und landet man am Ende auf dem Treppchen, gibt es dem Schwierigkeitsgrad entsprechend zur Belohnung einen Pokal. Außerdem spielt man so nach und nach neue Dance Quests frei. Etwas sportlicher orientiert ist der Modus „Sweat + Playlist“, in der man sich in eigens erstellten oder frei mischbaren Playlists von drei, sechs oder zehn Tracks versucht. Der Clou: Jeder Titel hat, je nach Anspruch, einen gewissen Kalorienwert, den man bei fachgerechter Ausführung verbrennt. Wissenschaftliche Genauigkeit darf man dabei natürlich nicht erwarten, einen gewissen motivierenden Faktor möchte ich dem Ganzen aber nicht absprechen. Für den Einzeltänzer hingegen eignet sich der neue Spielmodus „Just Dance Machine“. Dort verirren sich zwei Aliens mit ihrem UFO auf unserem Planeten Erde und brauchen neuen Saft, um wieder nach Hause fliegen zu können. Was macht man also? Klar, man entführt ein paar Menschen und lässt sie tanzen. In den eher kürzeren, dafür aber sehr vielseitigen Tanzeinlagen erzeugt man so wertvolle Tanzenergie, welche am Ende ins Bordsystem eingespeist wird.
Weiterhin gibt es noch einige Online-Modi, die wir aber dank noch inaktiven Online-Diensten der Switch nicht testen konnten. Dort warten zum Beispiel über 200 weitere Songs, die über den Just Dance Unlimited-Dienst gespielt werden. Allerdings wird dafür ein kostenpflichtiges Abo nötig, man darf jedoch eine Weile kostenlos testen. Außerdem kann man sich in anderen Modi Performances anderer Spieler ansehen oder sogar zusammen mit dem Rest der Welt tanzen. Ferner verspricht der Hersteller, ganzjährig neue Inhalte für die meisten Spielmodi bereitzustellen. Ob das nun aber im Rahmen von Unlimited geschieht oder kostenfrei verfügbar gemacht wird, kann ich leider nicht mit Gewissheit sagen.
Technik: Kunterbunter Dancefloor mit netten Extras
##bild72819links##Kommen wir zum Herzstück eines solch bewegungsintensiven Spiels: der Steuerung. Im Gegensatz zu den anderen Versionen für PlayStation- oder Xbox-Systeme basiert die Switch-Version nicht auf Kameratechniken wie Kinect oder Playstation Move. Stattdessen läuft die gesamte Bewegungserkennung über die in den Joy-Cons eingebauten Sensoren ab. Diese erkennen Parameter wie Neigung, Drehung, Geschwindigkeit und viele mehr. Das klappt zumeist sehr gut, wohl aber nicht perfekt. Teilweise machten ich und meine Koop-Aushilfe nämlich haargenau die angezeigten Bewegungen nach, wurden aber mit einem dicken X oder einem „gut“ abgestraft. Auch das Gegenteil kommt öfters vor: So fuchtelten wir oft aufgrund von Reizüberflutung nur wild herum, sahnten jedoch ein „Perfekt“ nach dem anderen ab. Die meiste Zeit über hat man aber dennoch das Gefühl, dass alles recht gut bei der Hardware ankommt. Somit tun die kleineren Patzer in der Erkennung dem Spielspaß keinen Abbruch. Auch die Steuerung in den Menüs könnte eingängiger nicht sein, da man den Joy-Con senkrecht mit zum Körper gerichteten Schultertasten hält. Per Analogstick manövriert man sich durch die Menüs, bestätigt mit A, und geht mit B ein Menü zurück. Das ist analog dazu auch alles auf dem Joy-Con mit den Richtungstasten möglich, die Bildschirmbeschriftung wird dazu dann sogar angepasst. Alternativ darf man mit der passenden App für iOS und Android sogar sein Smartphone als Controller hernehmen, sollten doch mal die Joy-Cons ausgehen. Immerhin dürfen lokal bis zu sechs Personen gleichzeitig tanzen, wie auch immer das platztechnisch realisierbar sein soll…
Die Optik ist bei einem solchen Spiel sicher nicht der Fokus. Dennoch macht sich Just Dance das Motto „Party-Fever“ zur Aufgabe und glänzt mit allerlei bunten Effekten. Die schemenhaften Gestalten, welche die Dance-Moves vorgeben, werden dabei in allerlei witzige Kostüme gesteckt und die Bewegungen stammen von echten Tänzern. Ringsherum sieht man allerlei Effekte und Szenarien, die sich natürlich je nach Lied unterscheiden damit einem nicht langweilig wird. Am unteren Bildschirmrand werden sogar (optional) die Liedtexte und bevorstehende Noten Tanzbewegungen angezeigt. Letztere dürften Anfänger etwas überfordern, im Laufe der Zeit lernt man diese Hilfestellung jedoch zu schätzen. Aber auch in den Menüs ist alles am Blinken und Glitzern, und das sogar passend zur Vorschau des jeweiligen Liedes. Vorbildlich!
##bild72821rechts##Zum Sound hingegen muss man wohl nicht allzu viele Worte verlieren, immerhin haben wir es hier mit einem waschechten Veteranen unter den Musikspielen zu tun, der in der x-ten Iteration sogar noch für die gute, alte Wii veröffentlicht wurde. Wie für die Reihe typisch bekommt man hier eine fetzige Auswahl an Klassikern wie „September“ (gab es auch in Donkey Konga) oder Queens-Evergreen „Don’t stop me now“, aber auch neuere Titel wie Justin Biebers „Sorry“ oder der Chart-Hit „Lean On“ sind mit am Start. Insgesamt gibt es also einen guten Mix, bei dem für jedermann etwas dabei sein sollte. Auch muss man positiv anmerken, dass die Ohrwurmdichte bei den zirka 40 Songs erstaunlich hoch ist. Während des Spielens ist man zudem stets hervorragend unterhalten und bei hoher Lautstärke macht das Spektakel gleich doppelt Laune.