##bild79293rechts##Was kommt dabei raus, wenn man das Konzept einer kapitalistischen Gesellschaft komplett auf die Spitze treibt? Wenn selbst physikalische Kampfkraft bedeutungslos im Angesicht des schnöden Mammons ist? Dann landet man in der Welt von Penny-Punching Princess, in der sich alles um Zaster, Kohle, Asche, Moneten – kurzum: Geld – dreht. Sicherlich ein Gimmick, an dem sich ein gewisser raffgieriger, zackenbärtiger Ganove aus dem Haus von Mario erfreuen könnte, doch die Protagonistin dieses Spiels ist ein klein wenig adeliger. Und deutlich spendabler. Denn was bringt schon all der Reichtum, wenn man schlussendlich auf ihm herumsitzt? Eben. Ob die Rechnung für ein gutes Action-Spiel auch aufgeht, verrate ich euch in diesem Test.
Geld regiert die Welt!
Nächste Frage: Wer hätte in der eingangs beschriebenen Welt vermutlich die größte (Kauf-)Kraft? Richtig, ein ruchloses Kreditinstitut! Bei all den astronomischen Zinsen kommt schließlich einiges an Schotter zusammen. Die Kredithaie von Dragoloan gehören dabei zu der übelsten Sorte und haben erst küzrlich die titelgebende Prinzessin an den Rand des Ruins getrieben. Die Eltern weilen nicht mehr unter den Lebenden, das einstige Königreich wurde verpfändet. Doch sie gibt sich nicht geschlagen und macht sich mit ihrem treuen Buttler, dem Hirschkäfer Sebastian, auf, um sich an den Dragoloans zu rächen – stilecht mit einem Taschenrechner bewaffnet, versteht sich. Die simple Geschichte ist dabei eindeutig auf Humor getrimmt und sorgt mit ihren schrägen Dialogen für einige Schmunzler und Lacher. Englischkenntnisse sind mangels deutscher Übersetzung allerdings Pflicht und der geschriebene Akzent – Sprachausgabe gibt es nur, wenn der Erzähler sich einmischt – macht das Verfolgen der Dialoge für Spracheinsteiger auch nicht sonderlich leicht. Seid in dieser Hinsicht also zumindest vorgewarnt.
##bild79289links##Auch wenn das Recht des Reichsten hier definitiv über dem Recht des Stärksten liegt, bedeutet dies natürlich nicht, dass die werte Prinzessin nicht schlagkräftig austeilen kann. Auf eurem Weg durch die recht linearen Level kloppt ihr mit einfachen Kombo-Angriffen Gegner weich, um sie entweder direkt ins Jenseits zu schicken oder sie zumindest zu betäuben. Letzterer Zustand ist sehr praktisch, um die eigene Brieftasche zu füllen: Dann nämlich könnt ihr den Gewinn der Kontrahenten im wahrsten Sinne des Wortes ausschütten – wahlweise per Touchscreen-Tipperei oder durch Rühren des rechten Analogsticks. Alternativ könnt ihr auch den Taschenrechner zücken und die Häscher – oder sogar einige Umgebungsfallen – bestechen. Dann verziehen sie sich vom Schlachtfeld und können für eine Hand voll Attacken zur Seite gerufen werden. Auch hierfür wird primär der Touchscreen herangezogen, wenngleich es eine Tasten-Alternative gibt. Leider konnte ich mich persönlich mit keiner der beiden Varianten vollständig anfreunden. Gerade bei größeren Gegnermassen, zu denen Penny-Punching Princess schnell übergeht, kann das gezielte Herauspicken bestimmter Bestechungsopfer mit der reinen Controller-Konfiguration zur Glückssache werden. Die Touch-Option ist wiederum genauer, aufgrund des Gewichts der Switch an sich jedoch auch ungemein unhandlicher und im TV-Modus ohnehin hinfällig. Damit übrigens keine Missverständnisse aufkommen: Die Berührungssteuerung beschränkt sich lediglich auf die Taschenrechner-Eingaben und damit verbundene Elemente. Selbst im Touch-Modus teilt die Prinzessin mit den Aktionstasten Schläge aus.
Die Kunst der Bestechung möchte trotzdem gemeistert werden, denn der Schwierigkeitsgrad von Penny-Punching Princess zieht erschreckend schnell an. Bereits am Ende des ersten Kapitels kommt man mit planloser Klopperei kaum weiter. Das liegt einerseits an den stetig stärkeren Feinden, mit denen man es zu tun kommt, andererseits aber auch an der schieren Masse an Dingen, die man im Auge behalten muss. Zwischen Projektilen, Gegnerwellen und eventuell auch einem Riesenboss mal eine Verschnaufssekunde oder den Moment für einen Bestechungsversuch zu finden, kann gerne mal knifflig werden. Das Spiel lässt euch allerdings nicht komplett ohne Hilfestellung zurück. So können in den Abschnitten gefundene oder in der Basis gezimmerte Zenigami-Statuen in Skillpunkte umgewandelt und so in generelle Wertestärkungen investiert werden oder ihr baut neue Ausrüstung, die euch mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Brieftaschen-Limits versorgt. Dummerweise kann dies auch mal zur Folge haben, dass ihr bereits erledigte Level zur Ressourcen-Beschaffung erneut erledigen muss. Denn nur wer über die entsprechenden Geldmittel und abgeworbenen Gegner, die nach Schmiergelderhalt in euren Unterschlupf wandern, verfügt, kann auch neue Rüstungen oder Götterbildnisse erstellen.
Geld stinkt nicht – Ein Zombie hingegen schon
##bild79291rechts##Dass zumindest die Kampfkomponente auch ein gutes Stück unkomplizierter geht, zeigt der im Handlungsverlauf freischaltbare zweite Charakter Isabella. Die untote Tante der Prinzessin spielt sich spürbar schneller, ist ein wenig schlagkräftiger und büßt im Austausch dafür etwas Ausdauer ein. Zudem schleppt sie statt eines Taschenrechners lieber explosive Totenköpfe mit sich herum, was jedoch nicht bedeutet, dass sie keine Kontrahenten auf ihre Seite ziehen kann. Statt kalter Kalkulation scannt sie schlichtweg aus nächster Nähe das Ziel ihres Bestechungsversuches und drückt ihm die Knete direkt in die Hand. Dieser Vorgang läuft ungemein flotter als mit dem Rechner und erlaubt sogar das schnelle Schmieren von mehreren Gegnern, ist natürlich aber auch mit einem gewissen Näherungsrisiko verbunden und pickt bei größeren Feindesscharen womöglich nicht das Monster heraus, das man eigentlich einsacken wollte. Ebenfalls ärgerlich: Isabella teilt sich die Fertigkeitspunkte mit der Prinzessin, die Verteilung will daher wohlüberlegt sein. Immerhin gibt euch Penny-Punching Princess jederzeit die Möglichkeit, die Skillpunkte zurückzufordern und eure Heldinnen neu auszustatten.
Sparmaßnahmen bei der Umgebung
Eine alte Weisheit besagt: Wer viel Geld haben möchte, sollte möglichst wenig ausgeben. Getreu dieses Leitsatzes hat die Dragoloan-Gesellschaft wohl bei der Landschaftsgestaltung gespart, denn die simplen Areale wirken allesamt ziemlich gleichströmig. Klar gibt es ein paar gebietsspezifische Farbanpassungen – die Feuer-Insel gibt sich etwa in kräftigen Rottönen und die Eishöhlen erstrahlen in kaltem Blau. Die Versatzstücke der Dungeons werden jedoch gnadenlos wiederverwertet, sodass ich manchmal schwören könnte, ganze Gebietsteile schon einmal früher im Spiel gesehen zu haben. Trotz neuer Gegner-Aufstellungen und gelegentlicher Fallen wünscht man sich auf Dauer doch etwas mehr Abwechslung im Design, zumal einige der Stufen auch ungemein lang ausfallen können. Das 60-Minuten-Zeitlimit pro Level wurde jedenfalls nicht ohne Grund so großzügig gewählt! Immerhin wissen die Monster- und Figuren-Sprites mit sauberen Animationen zu überzeugen. Dies gilt leider nicht für die Framerate, die bei hohem Objektaufkommen – etwa bei der herzhaften Geldabnahme per Touchkommando – schon mal in die Knie geht und zu kleineren Rucklern führt.