30 Jahre Street Fighter… feierte die Marke eigentlich bereits im vergangenen Jahr. Seit der Serienpremiere 1987 hat sie sich zu einem der Stützpfeiler des Genres entwickelt und mit dem legendären zweiten Teil damals sogar maßgeblich das Genre geprägt. Nach dem eher mittelprächtigen Revival besagten Evergreens (zum Test) holt Capcom nun zum zweiten Schlag aus und bringt mit der Street Fighter: 30th Anniversary Collection ein pickepackevolles Paket Kampfspielspaß auf die Switch. Ob sich das Nachfeiern lohnt, verrate ich euch in diesem Test!
Das Beste, was die 2D-Ära zu bieten hat
##bild79606links##Die Sammlung vereint insgesamt zwölf Spiele, welche die größten Eckpfeiler der Serie darstellen. Vom allerersten, noch ziemlich hakeligen Street Fighter über fünf verschiedene Fassungen von Street Fighter II bis hin zum technisch tiefgründigen Street Fighter III: 3rd Strike findet der geneigte Kampfsportfreund reichlich Material. Die Titel sind dabei in ihren jeweiligen Arcade-Inkarnationen portiert worden, was in einigen Fällen deutlich detailliertere Grafiken oder flüssigere Animationen gegenüber den damaligen Heimkonsolen-Umsetzungen bedeutet. Ihr erlebt hier also sämtliche Spiele in ihrer hübschesten Form. Leider bedeutet dies jedoch auch, dass ihr auf großartige Extra-Modi verzichten müsst. Lediglich der – zumindest in Sachen Schwierigkeitsgrad und teils auch einigen anderen Punkten leicht anpassbare – Arcade-Modus sowie Versus-Partien an derselben Konsole stehen euch bei allen zwölf Street Fighter-Klassikern zur Verfügung. Street Fighter II‘: Hyper Fighting, Super Street Fighter II Turbo, Street Fighter Alpha 3 und Street Fighter III: 3rd Strike bieten darüber hinaus noch einen Training- und Online-Versus-Modus. Das war es leider auch schon.
Immerhin bieten die enthaltenen Spiele ausreichend Tiefe, um trotzdem bei der Stange zu halten. Oberflächlich betrachtet geht es kampfspielgemäß bei allen Titeln um dasselbe: Ihr müsst in direkten Duellen mit einem menschlichen oder computergesteuerten Gegner euren Kontrahenten auf die Matte schicken. Dazu stehen euch jeweils drei Schlag- und Tritt-Tasten unterschiedlicher Stärke zur Verfügung, außerdem beherrscht jeder Charakter noch ein kleines Arsenal an Spezialtechniken, die sich über jederzeit im Pause-Menü nachlesbare Eingabe-Kombinationen ausführen lassen. So entfesselt Schwarzgurt Ryu mit dem Viertelkreis-Vorwärts-Schlag-Kommando seinen patentierten Feuerball, während die chinesische Polizistin Chun-Li nach kurzer Wartepause in Hock-Position und anschließendem Sprung bei gedrückter Kick-Taste zum Helikopter-Tritt ansetzt. Viele Kommandos decken sich auch unter den Figuren, weswegen man notfalls auch durch etwas Rumprobiererei austüfteln kann, wie welcher Kämpfer funktioniert.
Der Teufel steckt im Detail
##bild79602rechts##Während sich dieses Grundgerüst wie ein roter Faden durch die Serie zieht, machen sich unter der Haube der zwölf enthaltenen Spiele teils signifikante Unterschiede bemerkbar. So bietet die allererste Street Fighter II-Version gerade mal acht spielbare Charaktere mit überschaubaren Moves, während die Alpha-Reihe einen in drei Teile segmentierten Spezial-Balken für besonders mächtige Manöver ergänzt und die Street Fighter III-Spiele dank des Parier-Manövers ein offensiveres Spielverhalten belohnen. Selbst innerhalb der jeweiligen Reihen zeigen sich diverse Detailunterschiede, wegen derer Vorversionen keinesfalls obsolet sind. Von schlichten Balancing-Angelegenheiten über neue Moves bis hin zu kleineren Spielmechaniken – Alpha 3 erlaubt euch etwa die Auswahl aus drei verschiedenen Kampfstilen, was in den ersten beiden Teilen nicht möglich war – ist einiges an Bord! Einige dieser Eigenheiten werden in der jeweiligen Spiel-Historie aufgeführt, die sich aus dem Auswahlmenü aufrufen lässt. Leider vermisst man gerade als Anfänger doch eine richtige Anleitung für alles. Viele Dinge muss man entweder blindlings selber ausprobieren oder sich über Hilfen im Internet anlesen. Tutorials oder Kombo-Herausforderungen zum Einstudieren bestimmter Kniffe sucht ihr in dieser Sammlung vergeblich. Dafür enthalten die Beschreibungen zumindest auch eine Hand voll kleinerer Tricks und Geheimcodes, mit denen sich beispielsweise der düstere Kraftprotz Akuma in Super Street Fighter II Turbo spielen lässt.
In technischer Hinsicht setzt die Sammlung ihre jeweiligen Vorlagen sauber um. Speziell Street Fighter III überzeugt mit unglaublich geschmeidigen Animationen, die mich beim ersten Start sofort ins Staunen versetzt haben. Aber auch die anderen Titel bieten einiges an optischer Abwechslung mit Sinn für Details – egal ob nun der rauere Stil von Street Fighter II oder die pastellfarbene Optik der Alpha-Reihe. Da bis aus Street Fighter III: 2nd Impact alle Titel jedoch original nur im 4:3-Seitenverhältnis liefen, müsst ihr entweder mit einem gestreckten Breitbild oder schwarzen Balken beziehungsweise Deko-Bildern am linken und rechten Bildrand leben – für eine Retro-Sammlung allerdings eine ziemlich gewöhnliche Eigenschaft. Anders verhält es sich hingegen bei der Lautstärke: Die ist kurioserweise ziemlich niedrig eingestellt, weswegen ihr im Handheld-Modus der Switch den Ton enorm aufdrehen müsst, um auch etwas von den klassischen Sounds zu haben. Zu guter Letzt noch Eindrücke aus dem Online-Modus: Meine Internetverbindung ist beileibe nicht die beste, doch ich habe im Testzeitraum nach Release einige anständige Matches zustandekriegen können. Partien mit Eingabe-Verzögerungen oder gar die ein oder andere Ruckelorgie blieben natürlich leider trotzdem nicht aus. Von daher ist es auch schade, dass man gar nicht die Verbindungsstärke einsehen kann. So erfährt man leider erst im laufenden Kampf, wie gut die Datenübertragung läuft.