Betrachten wir Kaliber wie The Legend of Zelda: Breath of the Wild oder das zumindest namentlich große Super Bomberman R, dann wirkt ein minimalistisches Spiel wie Othello dagegen fast mickrig – wobei ich mir in diesem Fall keinesfalls anmaßen möchte, bereits zu Beginn unseres Kurztests ein Urteil zu fällen. Nichtsdestotrotz erscheint ein virtuelles Brettspiel wie der Titel aus dem Hause Arc System Works reichlich schlicht, wenn man ihn mit seiner Konkurrenz vergleicht. Hinter der Fassade aber verbirgt sich ohne Zweifel ein taktisch geprägtes, kniffliges Spielprinzip, welches die Spieler insbesondere im Multiplayer, aber auch im Spiel gegen den Computer fordern kann und fordern wird. Es gilt mit jedem Zug, die kommenden Schritte des Gegners vorauszuahnen und seine eigenen Züge danach auszurichten, um letztlich möglichst große Teile des Spielfeldes in seine Farbe zu tauchen. Othello aber ist mehr als nur ein reines Farbenspiel – warum das so ist und warum sich insbesondere die Taktikfüchse unter euch für den Titel interessieren sollten, das möchte ich in meinem folgenden Kurztest klären.
Eine Welt in schwarz und weiß
##bild72898rechts##Leicht zu verstehen, schwer zu meistern: So einfach lässt sich das Gameplay von Othello zusammenfassen. Entweder, man tritt im Multiplayer gegen einen weiteren Freund an oder man misst sich mit dem Computer, wobei man den Schwierigkeitsgrad frei bestimmen kann. Verfügbar sind nämlich Level 1 bis 15, wonach sich auch das strategische Geschick des Kontrahenten und seine Gabe, auf eure Züge zu reagieren, richtet. Othello läuft folgendermaßen ab: Jeder runde Stein auf dem Feld hat eine schwarze und eine weiße Seite, wobei man sich anfangs natürlich für eine Farbe entscheiden muss. Euer Bestreben muss es fortan sein, am Ende der Partie mehr Spielsteine in eurer Farbe auf dem Brett zu postieren als euer Widersacher. Die Züge der beiden Spieler wechseln sich selbstredend ab. In eurem Zug solltet ihr dringlichst darauf achten, dass ein gegnerischer Stein zwischen eurem bereits platzierten Stein und dem Stein, den ihr in eurem aktuellen Zug hinlegen wollt, befindlich ist. Dabei kann es euch unter Umständen sogar gelingen, gleich mehrere Steine des Gegners in eure Farbe zu tauchen, indem eine ganze Reihe seiner Steine zwischen eurem bereits liegenden Stein und dem im laufenden Zug niedergelegten Stein liegt. Ihr könnt dabei nicht nur senkrechte und waagerechte, sondern sogar auch diagonale Reihen aushebeln. Hilfreich sind dabei die hellblauen Hilfsfelder, die euch anzeigen, wo ihr euren Stein theoretisch hinlegen könnt – beachtet dabei aber, dass nicht jede der Empfehlungen auch von Nutzen ist, da vor allem euer eigenes Auge über Sieg oder Niederlage entscheidet und man darauf achten sollte, sich möglichst viele Steine auf einmal zu Eigen zu machen.
Hier ist Antizipation gefragt!
Wie gerade bereits betont ist es nicht unbedingt ratsam, immer nach dem ersten Gedanken zu handeln oder gar unbedacht vorzugehen, denn der Gegner, schlägt oft härter zurück als man sich vorher vielleicht ausrechnen mag. Obacht: Nicht immer führt es zum Erfolg, mehrere Steine des Gegners zu wenden – zum Beispiel, wenn der Gegner gleich im nächsten Zug die Retourkutsche auspackt und die Situation, selbst einen Stein am Ende der Reihe platziert zu haben, nutzt. Dann nämlich kann er eure gerade erst gewonnene Reihe gleich wieder nach seinem Geschmack färben und euren angedachten Siegeszug jäh beenden. Spieler, die keinen Mitspieler finden und sich nicht einfach mit dem Computer begnügen möchten, die hoffen nun natürlich auf einen Online-Modus – doch auf diesen hat man in Othello – warum auch immer – gänzlich verzichtet. Schade! Allerdings können die Partien gegen den virtuellen Gegenspieler durchaus herausfordernd sein, wenn man sich an die höheren Schwierigkeitsstufen heranwagt. Neulinge hingegen werden schnell erste Erfolgserlebnisse feiern, ehe sie später den Härtegrad anziehen und merken, wie anspruchsvoll das Brettspiel des Erfinders Gorō Hasegawa sein kann. Auf grafischer Ebene hält sich Othello verständlicherweise zurück und versucht gar nicht erst, den Spieler mit aufwändiger Optik zu begeistern. Ich allerdings finde, dass ein Brettspiel wie dieses auch keine auf Hochglanz polierte Grafik braucht, wenn es spielerisch bei Laune halten kann! Der Soundtrack hingegen wiederholt sich stetig und wird daher schnell monoton, dennoch handelt es sich um eine eingängige Melodie, die nicht zu sehr vom Spielgeschehen ablenkt. Der Pro Controller wird von Othello nicht unterstützt, allerdings leisten die Joy-Cons ihren Dienst in vorbildlicher Manier und sind sowohl im Duo als auch einzeln verwendbar.