Mario, Mario, und nochmal Mario: Zumindest gefühlt kann man nicht über Nintendo reden, ohne auf den agilen Klempner zu sprechen zu kommen. Kein Wunder, gilt er doch als Begründer oder Ikone des Jump-’n‘-Run-Genres. Doch ist auch ein Super Mario Odyssey in 3D oder ein New Super Mario Bros. 2 in 2D nicht das Nonplusultra. Wer ein Spiel dieser Machart erleben will, greift wohl in den meisten Fällen entweder direkt zum Klempner in Rot oder zum haarigen Kollegen namens Donkey Kong. Dabei gibt es auch jede Menge Konkurrenz dort draußen in den Weiten des eShops. Einer dieser Titel ist das kürzlich erschienene Giana Sisters: Twisted Dreams – Owltimate Edition aus dem Hause Black Forest Games. Hierbei handelt es sich um einen Switch-Port samt DLC, der in Sachen Gameplay dem Genre-Platzhirsch fast ebenbürtig ist, und sogar ein paar frische eigene Ansätze einbringt. Um was es dabei genau geht, erkläre ich euch in den folgenden Zeilen.
Zwei Persönlichkeiten in einem Körper
##bild80702rechts##Auch wenn die Giana Sisters global eher unbekannt sind, reicht die Historie doch schon recht weit zurück. Damals noch im 8-Bit-Gewand, bewegt man die wendige Giana nun durch farbenprächtige Fantasywelten. Trotzdem es hier um zwei Geschwister geht, steuert man als Spieler nun eine der beiden Schwestern. Die andere wird nämlich direkt zu Beginn des Spiels von einem dezent übergewichtigen Drachen verschlungen und verschleppt. Wie die Überschrift schon andeutet zählt Giana Numero Uno aber locker für zwei. Per Druck auf die Schultertaste verwandelt die „süße“ Giana sich nämlich ihr eher punkiger geprägtes Selbst. Dabei ändert sich aber weiß Gott nicht nur ihr Aussehen, auch ihre Fähigkeiten und sogar die ganze Spielwelt samt Widersacher sind betroffen!
Passenderweise (oder unpassenderweise?) befindet sich die unschuldige Giana in einer sehr düsteren Welt, ihr rockiges Alter-Ego wiederum in einer lebhaften und farbenfrohen Parallelwelt. Dieser Übergang passiert auf Tastendruck quasi in Echtzeit, was echt mal ein netter Ansatz ist und für reichlich Potenzial und Abwechslung sorgt. Ein ähnliches Prinzip kam schon in Wonder Boy: The Dragon’s Trap zum Einsatz, jedoch schaltete man dort „nur“ zwischen Remake und Original hin und her. Wechselt man zwischen den Szenen, wird aus Gianas Hauptmove, eine Art gleitende Luftspirale, ein brutaler Dash, Objekte wie Bäume und Gegner werden durch jeweils bravere Varianten ausgetauscht und die Musik schwenkt passend zur Punk-Giana in eine Art Metalorgie um. Das ist zum einen schon echt nett anzusehen und anzuhören, sorgt aber auch in puncto Gameplay für allerlei ausgeklügelte Einlagen.
Hin und her, das ist nicht schwer
##bild80706links##Was in der Welt von Super Mario die Münzen sind, sind bei den Giana-Schwestern die Kristalle. Im Gegensatz zu den Münzen sammelt man die Kristalle jedoch nicht für Extraleben, sondern für die 100-Prozent-Auszeichnung. Und von den Klunkern gibt es in den stellenweise etwas zu langen Levels reichlich zu sammeln. Auch wenn sich manche Stufen recht repetitiv anfühlen und wie Kaugummi ziehen, so muss man ihnen doch zugutehalten, dass sie 1A konstruiert sind und hervorragend zum Experimenten und Erkunden einladen. Spielt man die Abschnitte im Modus „Schwer“ durch, schaltet man diese auch für die Time Trial- und Score Attack-Modi frei. Im Optimalfall spielt man jedes Level also viermal, einmal ganz entspannt mit Erkundung, einmal auf Schwer, einmal für den Highscore und einmal für die schnellste Zeit. Obwohl es aber jedes Mal im Prinzip dasselbe ist, lernt man jede Instanz trotzdem wieder neu kennen, wenn sich die Strategie ändert. Für wirklich alle Kristalle muss man auch echt jeden Winkel ausleuchten, leider sind aber auch hier unsichtbare Gänge à la Metroid versteckt. Man muss also gegen reichlich auffällige Wände dashen, um vorbildlich alle versteckten Segmente aufzudecken.
Insgesamt bietet Giana Sisters: Twisted Dreams in der Owltimate Edition (also mitsamt Rise of the Owlverlord-DLC) und einigen saisonalen Extralevels über 40 Gebiete mit doch recht spaßigen Sprungpassagen. Gepaart mit der cleveren Wechselmechanik und dem stimmungsvollen Soundtrack und der detailverliebten Spielwelt bildet sich hier also ein recht vielversprechendes Gesamtpaket. Die Steuerung ist bis auf die Luft-Dashes der Punk-Giana und allgemeinen Wandsprüngen meist knackig auf den Punkt und fühlt sich hervorragend an. Auf optischer Seite muss die Switch-Version zwar – mal wieder – deutliche Abstriche in der Auflösung hinnehmen, doch tut das dem grandiosen Gesamtbild keinen Abbruch.