##bild73486rechts##Lange Zeit war es so, dass Fans der im fernen Osten sehr beliebten Monster Hunter-Reihe bangen mussten, überhaupt den neuesten Ableger der Monsterhatz in die Finger zu bekommen. Mit Monster Hunter Portable 3rd (bei uns wäre es „Freedom 3“ geworden) ging uns Europäern sogar einer der besten Ableger der Serie komplett durch die Lappen. Doch die Community war stark und wusste sich mit deutschen Sprachpatches für die japanische Version zu behelfen. Mittlerweile ist die Marke Monster Hunter auch außerhalb Japans sehr etabliert. Das brachte einerseits Gutes, andererseits aber auch etwas Schlechtes hervor – oder eher Suboptimales. Für Konsolen und mittlerweile auch den PC erschien nämlich vor einiger Zeit das große „Next-Gen-Monster Hunter“ namens Monster Hunter World. Mit Bombastgrafik, realistischerem Aussehen und glaubhafteren Verhaltensweisen der Monster, sowie einem eingängigeren Kampfsystem und komplett zusammenhängenden Jagdgebieten wusste der Titel zu überzeugen und macht die Reihe ein für alle Mal massentauglich. Die Schattenseite: Die in Japan als Monster Hunter XX (Double Cross) bekannte erweiterte Neuauflage von Monster Hunter Generations wurde lange nicht für einen Release im Westen lokalisiert. Vor einigen Monaten war es dann soweit, und Monster Hunter Generations Ultimate schaffte den Weg nach Europa und sogar direkt den Sprung auf die noch recht neue Nintendo Switch. An sich ja sehr positiv, dass wir auch in den Genuss des wohl umfangreichsten Ablegers überhaupt kommen, nur leider steht dieser eher den Wurzeln der Serie zugewandten Titel im Schatten des großen neuen Monster Hunter World. Warum der heutige Testkandidat aber trotzdem einen Blick wert ist und was seine Daseinsberechtigung ist, das erfahrt ihr im folgenden – dezent verspäteten – Test, wofür ich mich an dieser Stelle recht herzlich entschuldigen möchte. Irgendwie passt die Verspätung ironischerweise aber auch ganz gut ins Bild – erschien die Lokalisierung doch erst stolze zwei Jahre später bei uns in Europa. Was sind da schon zwei Monate, nicht wahr? Doch nun genug der Ausflüchte, und ab auf den Prüfstand!
Alle sind dabei! Oder so ähnlich
Was beim nächsten Super Smash Bros. bedeutet, dass alle bisherigen Kämpfer dabei sind, heißt in diesem Spiel, dass fast sämtliche Monster und Schauplätze aus bisherigen Ablegern einen Auftritt haben. Soweit aber nichts Neues, denn auch schon die Grundfassung Generations auf dem 3DS brachte das Meiste davon mit und wusste Fans des gepflegten Grinds etliche hundert Stunden an den Screen zu fesseln. Generations Ultimate treibt das Ganze jedoch auf die Spitze und legt in Sachen Inhalt noch mal eine gehörige Schippe drauf. Neu sind etwa… – nein, nein, so wird das nichts. Gräbt man etwas tiefer, gibt es nämlich schlichtweg zu viele Neuerungen, als dass es Sinn machen würde sie hier alle aufzuzählen. Daher als Info vorab: Wer Informationen zum Ablauf und Aufbau des Grundspiels haben möchte, dem sei unser Test zu Monster Hunter Generations auf dem 3DS ans Herz gelegt (zum Test). Hier und jetzt werde ich mich also so gut es geht nur auf die Neuerungen dieser Version sowie auf die Eigenheiten des Nintendo Switch-Ports konzentrieren.
##bild73483links##Fangen wir mit dem Offensichtlichsten an: den Sprung vom 3DS auf die Switch. Klar sollte sein, dass man nun wesentlich mehr Power in der Hand hat, womit die Optik natürlich nun im neuen hochaufgelösten Gewand erstrahlt. Die pixelige Grafik war tatsächlich immer eine große Schwäche des vorherigen Nintendo-Handhelds. Wer nicht auf dem New 3DS oder New 2DS spielte, musste teils sogar heftige Einbrüche der Bildrate in Kauf nehmen. Auf der Switch gehört das zum Glück nun der Vergangenheit an. Hätte man den Titel von Grund auf für die Hybridkonsole entwickelt, dann wäre natürlich noch wesentlich mehr Eyecandy dringewesen. So wie es aktuell dasteht, kann sich Generations Ultimate aber auch sehen lassen. Texturen sind nun höher aufgelöst, Monster zeigen mehr Details, und die Landschaften der zahlreichen Jagdgebiete wirken wieder ein Stück lebendiger, was nicht zuletzt an schärferen Schatten und besseren Reflexionen liegt.
Ein weiterer großer Vorteil ist der Zugriff auf mehr Buttons und vor allem anderen: auf zwei echte Analog-Sticks! Klar konnte man nach etwas Eingewöhnungszeit auch mit der Verfolgerkamera – die immer noch am Start ist – oder mit dem C-Stick-Gnubbel der New-Geräte halbwegs gut zocken, doch an zwei echte analoge Steuerknüppel kommt bis dato nichts heran. Nun kann man die Kamera jederzeit frei justieren und Features wie die Monster-Verfolger-Kamera sind ein nettes Sahnehäubchen. Die starken Techniken der Jagdstile werden nun nicht mehr über den Touchscreen, sondern entspannt über die Steuerkreuz-Pfeile aktiviert. Summa summarum hat man also eine Menge Komfort beim Gameplay an sich gewonnen, doch da hört der Spaß noch lange nicht auf.
Mehr „Quality of Life“-Änderungen bei Monster Hunter World?
##bild73482rechts##Nun, sicher mag das irgendwie stimmen. Man muss sich allerdings auch eingestehen, dass World viel, viel aktueller ist und neben viel Komfortgewinn aber auch teils zu sehr „casualisiert“ wurde. Das Grundgerüst von Generations Ultimate ist im Prinzip hingegen schon über drei Jahre alt. Trotz des Alters hat Capcom es sich aber nicht nehmen lassen, einige Verbesserungen mit einzubauen. Das betrifft gleich mehrere Spielbereiche. Jagdstile wurden ein wenig ausbalanciert und jeder Stil hat sogar noch SP-Buffs sowie jeweils eine neue Technik dazugewonnen. Die Kampfkatzen – mit denen man sogar eigenständig in den Kampf ziehen kann – lassen sich nun beispielsweise auch bequemer aufziehen und personalisieren. Das mit Abstand beste neue Feature ist aber das Transmogging! Veteranen werden es kennen: Man ist hat sich im Endgame mit viel Mühe und Schweiß endlich das ultimative Rüstungsset zusammengestellt, aber es sieht ein nur dämlich aus, beziehungsweise sieht eine andere einheitliche Rüstung einfach brachialer aus. Das hat nun, zumindest im Endgame, endlich ein Ende. Mithilfe bestimmter Missionen ist es nämlich nun möglich Items freizuspielen, mithilfe derer sich das Aussehen eines Sets ganz einfach auf das ausgerüstete Set übertragen lässt. Mit anderen Worten: Gute Werte und endlich auch gutes Aussehen! Gar nicht mal so unwichtig, waren die heftigen Rüstungs- und Waffendesigns schon immer eine der Hauptmotivationen der Reihe. Funfact: Nicht mal in Monster Hunter World funktioniert das Transmogging bis dato so fluffig wie in diesem Ableger.
Weiterhin gibt es nun auch kleinere neue Anreize wie tägliche Jagdquests mit verbesserter Belohnung oder aber kleinere Änderungen in bereits bekannten Jagdstilen. Ganz neu sind nun sogar zwei weitere Jagdstile: der Wagemut-Stil und der Alchemie-Stil. Beide sind dabei keinesfalls für Anfänger gedacht, da sie etwas spezieller funktionieren. Der Wagemut-Stil spezialisiert sich zum Beispiel auf sogenannte „Wegsteck-Aktionen“. Bei Wegstecken der Waffe entfesselt der Jäger eine Kraft und kann mit dem richtigen Timing neue, sehr starke Moves durchziehen oder Angriffen der Monster gekonnt ausweichen. Beim Alchemie-Stil hingegen hat man ein leicht reduziertes Moveset, dafür aber ein spezielles Alchemie-Fass. Schüttelt man dieses, kann man entweder Items gewinnen oder Buffs austeilen. Beide neuen Stile bedürfen einiger Einarbeitung, sind aber trotzdem eine gelungene Erweiterung des ohnehin schon pervers komplexen und ausgefeilten Kampfsystems.
Die restlichen 1000 Neuerungen
##bild73481links##In Monster Hunter geht es, wie der Name schon dezent andeutet, um Monster! Was darf also in einem erweiterten Ableger nicht fehlen? Insgesamt haben es über 20 neue/alte Monster ins Spiel geschafft. Darunter sind einige alte Bekannte wie der riesige Drachenälteste Lao-Shan Lung, das Schlammmonster Barroth, der eisige Barrioth oder die verschiedenen Varianten des legendären Drachenältesten Fatalis. Gerade für Fans der ersten Stunde sorgen diese Comebacks für reichlich Nostalgie. Aber auch neue Monster sind mit dabei, so etwa das Titelmonster Valstrax, ein Jet-ähnlicher Boss, den man auch schon in der Demo plätten durfte. Ebenfalls neu sind ein geheimer neuer Drache im Mehrspieler-Bereich sowie eine noch brutalere Version des Diablos. Die außerordentlich schweren Devianz-Varianten haben ebenfalls einen Zuwachs im Kader zu vermerken. Wesen wie die Eule Malfestio, die Krabbe Shogun-Ceanataur oder das Mammut Gammoth haben nun ebenfalls besondere gehärtete Abkömmliche gegen die man im späteren Spielverlauf viele Leben lassen kann. Zählt man alles zusammen kommt man so auf fast 100 verschiedene Monster, was echt eine beträchtliche Summe ist.
Wieder muss ich den Vergleich zu World ziehen. Ein Feature das dort nämlich schmerzlich vermisst wurde ist der gute, alte G-Rang. Der G-Rang hebt nach niedrig- und hochrangigen Quests die Schwierigkeit der Missionen nämlich noch mal um einiges an. In diesen Gefilden, wo Ableben nach einem einzigen Treffer ohne fundiertes Wissen über die Monster und die entsprechende Ausrüstung keine Seltenheit sind, winken aber natürlich auch die besten Materialien. Passend dazu gibt es natürlich auch wieder etliche neue Rüstungen und Waffen sowie neue Stufen alter Sets. Übrigens: Wer keine Lust hat, seinen im auf dem 3DS hart erkämpfen Fortschritt aufzugeben, der hat die Möglichkeit, sein Savegame ganz einfach auf die erweiterte Switch-Fassung zu übertragen. Dazu hat Capcom eine App im 3DS-eShop deponiert, mithilfe derer ihr euren Spielstand auf einen Server hochladen könnt. In Monster Hunter Generations Ultimate könnt ihr diesen dann herunterladen und dort fortfahren, wo ihr aufgehört habt. Systemspezifische Dinge wie die Freundesliste und Gildenkarten gehen aber selbstverständlich verloren. Wer wie ich neu durchstarten möchte, da Generations einfach zu lange her ist, der kann aber trotzdem den alten Spielstand übertragen und „wiederverwerten“. Freigespielte Items werden so in Geld- und Wykademie-Punkte umgewandelt, was einen den Start und ätzende Zenny-Sparerei wesentlich angenehmer gestaltet.