Was kommt dabei heraus, wenn man den Artstyle von The Legend of Zelda: The Minish Cap optisch aufwertet und spielerische Elemente aus Roguelite-Dungeons und Koryphäen wie The Binding of Isaac mit einem Shop-Simulator à la Recettear kombiniert? Nun, es klingt vielleicht so als wäre das Endergebnis eine viel zu bunte Mischung. Was, wenn ich nun noch anführe, dass auch eine Prise Stardew Valley-Charme mit im Spiel steckt? Der heutige Testkandidat Moonlighter hat von all diesen Spielen ein wenig DNA abbekommen und gibt dabei eine solide Leistung ab. Warum das so ist, und was man sich von dem wilden Genre-Mix erhoffen darf, das versuche ich im folgenden Kurztest zu klären.
Eine Stadt am Abgrund
##bild80201rechts##Schauplatz des Abenteuers ist ein beschauliches kleines Örtchen namens Rynoka. Dort lebt der junge Held Will zusammen mit nur noch recht wenig anderen Dorfbewohnern. Einst war dieses Kleinod ein belebter Umschlagplatz für Händler und Abenteurer. Aus irgendwelchen Gründen kehrte aber immer mehr die Stille in Rynoka ein. Zum Glück ist der Protagonist mit reichlich Abenteuerlust, einem Schwert und dem namensgebenden Geschäft – dem Moonlighter – ausgestattet. Und was zieht schon mehr Leute an als ein toller Laden mit seltenen Gütern? Doch irgendwo müssen diese Güter ja auch herkommen…
Da kommen die fünf Dungeons ins Spiel. Blöderweise sind aufgrund zu vieler verschwundener Händler und Helden fast alle davon abgesperrt. Lediglich zum Golem-Dungeon hat der junge Will zu Beginn des Spiels Zugang. Logischerweise stellt dieser für den Start den geringsten Schwierigkeitsgrad dar, wobei man auch sagen muss, dass auch das Startverlies nicht ohne ist! In guter alter Binding of Isaac-Manier klappert man dort – zunächst nahezu ungeschützt – bis zu vier zufallsgenerierte Etagen ab. Jede Etage hält dabei eigene Gegner bereit, und der Schwierigkeitsgrad steigt selbst auf so wenigen Ebenen schon gehörig an, ohne dabei aber unfair zu werden. Lernt man die Gegner erstmal kennen, kann man auch ohne Highend-Equipment schon ziemlich weit gelangen.
Zum Verhängnis wird einem hier eher die eigene Gier: Wills Tasche gibt nämlich nur Platz für 20 Item-Stapel her, was quasi schon auf Ebene zwei vorne und hinten nicht mehr ausreicht. Tollkühn wie man ist will man aber natürlich zum Boss vorpreschen um den Schlüssel zum nächsten Dungeon freizuspielen, doch ein Fehler oder ein fieser Gegner und der tapfere Held ist am Ende. Wird man bezwungen, verliert man den gesamten Inhalt der Heldentasche. Zumindest die fünf Gegenstände in den Standardslots dürfen mit zurück, wenn der Dungeon den Helden gnadenlos ausspuckt – und das im wahrsten Sinne des Wortes! So begibt sich Will wieder und wieder in die dunkle Gefahr und hortet immer mehr Zeug im heimischen Laden. Doch wohin mit dem ganzen Kram? Dazu komme ich gleich.
Je mehr Loot man hortet, desto dringlicher lässt eine anständige Sortierfunktion in den Vorratskisten des Ladens und im Inventar vermissen. Zwar kann man wahlweise alles, einen Stapel oder nur einzelne Items bewegen, doch wer Ordnung mag wird hier sehr viel manuell erledigen müssen. Schuld daran sind wahrscheinlich die zufälligen Attribute, die manche Gegenstände in Dungeons aufweisen. Manche wollen etwa zwingend ganz außen im Inventar abgelegt werden, andere wiederum verwandeln oder zerstören benachbarte Items oder fallen aus der Tasche wenn die Figur zu viel Schaden kassiert. Diese Faktoren bringen zwar etwas Pepp in die sonst eher stumpfe Looterei, doch wenigstens daheim hätte man den Truhen eine Sortierfunktion spendieren können, da dort die zufälligen “Verzauberungen” nämlich nicht mehr präsent sind.
Erdbeeren, Melonen, frische Golem-Schriften!
##bild80202links##Da kommt der Laden ins Spiel. Im Moonlighter werden die erbeuteten Güter auf anfangs noch sehr wenigen Tischen ausgestellt und bepreist. Natürlich hat man zu Beginn keinen blassen Schimmer wie viel Geld welcher Gegenstand wert ist. Anhand der ersten Testkäufer und deren in Form von Emoticons angezeigten Reaktionen pendelt sich die Preislage aber nach und nach ein. Glücklicherweise werden diese Erfahrungen alle stets griffbereit im Notizbuch vermerkt und je nach Klientel angepasst. Klar will man möglichst viel Profit erwirtschaften, doch treibt man es zu weit, sinkt durch enttäuschte Kunden die Nachfrage des Produktes und Kunden neigen eher dazu diesen Artikel zu ignorieren. Umgekehrt können niedrige Preis oder später auch Rabattauslagen die Augen der Kunden zum Funkeln bringen und die Nachfrage steigern. Der Schlüssel ist es also stets zu versuchen, die richtige Balance an Produktvielfalt und Preisen zu finden.
Auf Dauer wird der Geschäftsalltag und das Besorgen neuer Güter aber reichlich monoton. Je mehr man den Ort und seinen Shop jedoch aufwertet, desto belebter wird das Treiben in Rynoka. Irgendwann hat sich durch hart erspartes Geld dann beispielsweise ein Dorfschmied, eine Tränkebrauerin, und sogar eine Bank niedergelassen, in der das Geld wahrlich wachsen kann. Um sich für spätere, immer knackiger werdende Dungeons zu wappnen, kann man außerdem beim Schmied die verschiedensten Waffen und Rüstungen herstellen. Gegen ein wenig erbeutetes Material und eine Bearbeitungsgebühr kann man sich so etwa neben Schwert und Schild auch ein Großschwert, eine Lanze, Kampfhandschuhe oder einen Bogen herstellen und später aufwerten. All diese Waffen spielen sich dabei angenehm unterschiedlich und wirken sich jeweils auf Wills Agilität, Reichweite und Stärke aus. Dabei lässt Moonlighter dem Spieler stets die Wahl, sich an seinen ganz eigenen Spielstil anzupassen.
Wenn Tag und Nacht ineinander übergehen
So schön das alles bisher auch klingen, und so charmant die Aufmachung des Spiels auch sein mag: Nach einigen Stunden verfällt man trotz einiger kleinerer Veränderungen doch einem recht ermüdenden Trott. Da helfen auch mehr Kunden im erweiterten Geschäft inklusive Langfingern, oder sauschwere Dungeons nicht mehr weiter. Im Grunde rennt der Spieler nämlich nur nachts in den Verliesen herum und sammelt Beute, um diese dann am Tage zu verticken. Das eignet sich hervorragend zum Entspannen nach einem Arbeitstag, wirkliche Abwechslung hat man aber nicht, weshalb das ganze recht schnell öde wird.
Wer mit dieser Art von Grind aber überhaupt kein Problem hat, und das Aufbauen einer kleinen Handelsmetropole lockend findet, der darf sich zusätzlich an dem genialen Pixel-Look und der herrlichen musikalischen Untermalung laben. Beim Anblick des Spiels würde man sich fast wünschen, Moonlighter wäre wie etwa Oceanhorn ein Zelda-Klon mit einer richtigen erkundbaren Welt und einer epischen Geschichte. Doch auch als “Dungeon-Crawler-Shop-Sim-Village-Adventure” macht das Spiel eine gute Figur und bereitet einige Stunden Spaß, daher nun ab zum Fazit.