Everspace: Stellar Edition

Mit Everspace erscheint der nächste Titel deutscher Entwickler für Nintendo Switch. Dieses Mal verschlägt es mich als Spieler in die unendlichen Weiten des Alls. Ich übernehme die Rolle eines Raumschiffpiloten, der an Gedächtnisverlust leidet und zusammen mit seinem Bordcomputer eine Reise durch verschiedene Sternensysteme unternimmt, um der Wahrheit um seine Vergangenheit und seinen Verfolgern auf die Spur zu kommen. Im ersten Moment hört sich das doch ein wenig nach dem schon seit geraumer Zeit erhältlichen Manticore: Galaxy on Fire an, der ebenfalls von einem deutschen Studio stammt. Dass Everspace allerdings dann doch eine etwas andere Art der Weltraumspiele ist, zeige ich euch im Test.

Das Tutorial, das mich brach
##bild81181rechts##Zu Beginn läuft eine Sequenz, in der sich der Protagonist an einen Streit erinnert und anschließend mit einem Sternenjäger geflohen ist. Kurz nachdem der Sprung in ein entlegenes System vollendet ist, kann ich die Kontrolle über das Schiff übernehmen, während der Bordcomputer namens HIVE mit mir erstmals spricht. Dieser weist mich in die grundlegende Steuerung eines solchen Vehikels ein: Linke Schultertaste für den Schub, die rechte für die Waffen und die Sticks dienen zum Manövrieren. Das ist anfangs zwar etwas ungewöhnlich, aber später stellt sich die Steuerung als ganz sinnvoll heraus. Nachdem ich auch ein paar Übungsziele ausschalten durfte, zeigt mir der Assistent eine Sprungmarkierung, mit der ich in das nächste System springen kann. Dort angekommen ragen riesige Asteroiden in den sonst so leeren Raum. So sieht das Spiel recht beeindruckend aus, doch sobald ich mich einer der riesigen Felsformationen nähere und in die Cockpitsicht umschalte, sieht es schon etwas anders aus (siehe Bild). Nun aber zurück zum Auftrag, den mir mein elektronischer Begleiter aufgegeben hat: Treibstoff aus einem der Asteroiden gewinnen. Das funktioniert dank simplem Beschießen relativ einfach und einen kurzen Augenblick später bröckelt das Gestein, das immer mal wieder Treibstoffeinheiten zum Vorschein bringt, die gleich in das Schiff einverleibt werden.

Plötzlich springt ein Jäger der Outlaws in mein System und beginnt sofort, das Feuer auf mich zu eröffnen. Der Computer rät währenddessen dazu, den Waffenbooster einzusetzen, der für einige Sekunden meine Feuerrate und den Schaden meiner Waffen erhöht und dabei den Energieverbrauch beim Schießen senkt. Denn sowohl das Feuern sowie das Einsetzen von Modulen, Gadgets und dem Flugturbo benötigen stetig Energie, sodass ich ohne Strom ziemlich wehr- und bewegungslos bin. Mit ein paar wenigen Schüssen explodiert der feindliche Scout in seine Einzelteile und hinterlässt einige Credits, die ich natürlich dankbar einsammle. Mit dieser Währung kann ich später mit Händlern um Ressourcen feilschen oder Upgrades für mich und mein Schiff kaufen. Doch bevor ich überhaupt dazu komme, muss ich erstmal das Tutorial verlassen. Das endet mit der Benutzung des Sprungtores, das mich in den nächsten Sektor bringt. Im nächsten System greifen gerade die Outlaws einen Frachter der Grady & Brunt Prospects an, ein Bergbau-Konzern, der laut meinem Computerfreund als einzige Firma den Zuschlag für den Abbau von Ressourcen in der sogenannten entmilitarisierten Zone erhalten hat. Zum Inventar dieses Betriebs gehören auch die Sprungtore sowie zahlreiche Schiffe, die sich um die Sicherheit der Anlagen und Frachter kümmern. Genau von diesen Einheiten werden die Verbrecher auch gerade zerstückelt. Glücklicherweise sind diese mir gegenüber neutral gesinnt. Noch, denn wenn ich zu viel Schaden an ihrem Besitz verursache oder etwas entwende, schlagen die Drohnen Alarm und schon werde ich unter Beschuss genommen. Wertvolle Items werden von G&B nämlich in Kisten untergebracht, die in Raumkonstruktionen schweben und gerade dazu einladen eben mal mitgenommen zu werden. Während der Frachter jetzt seinen Sprung wagt, treffen weitere Outlaws ein und ich helfe den G&B-Jägern, die Störenfriede zu beseitigen. Dafür verlieren die zerstörten Schiffe nicht nur weitere Credits sondern auch Materialien wie Altmetall, Kristall, Treibstoff oder Plasma. Das kann ich auch teilweise aus Gestein und Gaswolken erlangen, aber für die Abschüsse ist das auch ein netter Bonus. Im Schiffsmenü lassen sich aus diesen Rohstoffe neue Waffen basteln oder zum Upgraden bestehender Systeme verwenden. Bei der Herstellung neuer Objekte benötige ich natürlich auch Baupläne, die sich am Anfang auf die bereits installierten Module beschränken. Mithilfe von Nanobots und Energiezellen lassen sich auch die einzelnen Schiffssysteme wie die Hülle selbst, die Sensoren oder auch der Antrieb reparieren, falls das Schiff zu viel Schaden einstecken musste und dadurch das jeweilige System ausfällt – ein wenig muss ich also abwägen, ob die neuen Ressourcen lieber für den Ernstfall gespart oder gleich in neue Waffen und Upgrades investiert werden sollen.

Ein neuer Versuch
##bild80226links##Endlich komme ich in die Nähe des Sprungtores, das laut HIVE von G&B für deren Bergbaudrohnen errichtet wurde. Doch schon treffen neue feindliche Schiffe ein, die dieses Mal zu den Okkar gehören. Sie bewohnen den Cluster 34, in dem ich mich aktuell befinde, und sind so gar nicht gut auf mich zu sprechen. Ohne zu zögern eröffnen sie das Feuer auf mich, während ich die Flucht antreten. Es folgen größere Fregatten, die als Verstärkung hinzustoßen, und schließlich sogar gigantische Schlachtschiffe, die mich in wenigen Sekunden pulverisieren. Aber statt leblos im All zu schweben, erwache ich in einem Hangar und kann zwischen zwei Schiffen wählen, wobei zwei weitere für einen Preis von 10.000 Credits erst noch erworben werden müssen. Ein Blick in meine Börse verrät mir, dass ich den Betrag aus der vorherigen Reise tatsächlich noch bei mir habe. Neben dem Kauf neuer Schiffe kann ich auch verschiedene Ausrüstungen und Upgrades wählen, wobei Letztere in einer umfangreichen Liste gegen Credits verbessert werden können. Upgrades beziehen sich aber nicht durchgehend auf ein einzelnes Schiff, sondern sind auch auf mich als Pilot zugeschnitten. Beispielsweise kann ich die Höhe der erbeutbaren Credits steigern oder meinen Scanner verbessern um die Bedrohungslage in den einzelnen Systeme besser einschätzen zu können. Wenn ich bereit bin kann ich jetzt noch einen von drei Schwierigkeitsgraden wählen und der nächste Run startet. Ja, das gesamte Gameplay ist wie ein Roguelike aufgebaut – das Spiel erklärt es mit Klonen warum ich nach einem Tod weiterspielen kann. Einzelne Systeme und Sektoren werden zufällig zusammengewürfelt und der Spieler bekommt die (vergangene) Story mit jedem neuen Sektor, den er hinter sich bringt, über neue Sequenzen erzählt. Außerdem erscheinen hier und da NPCs, die sich mit meinem Piloten anfreunden und Quests für mich parat haben. Verbringe ich allerdings zu lange Zeit in einem System, finden mich die Okkar und schicken alles an Streitkräften was sie auffahren können.

Fazit

Dass sich Everspace am Ende als Rougelike entpuppt, hätte ich wohl nicht gedacht. Dabei ist die Idee ziemlich genial: Mit meinem Klon springe ich von System zu System, kann dort Ressourcen sammeln, Feinde bekämpfen und Aufträge erledigen, doch ähnlich wie in Faster Than Light kommt mir irgendwann die feindliche Flotte auf die Fersen und ich muss so schnell wie möglich verschwinden. Treibstoff spielt dabei eine wichtige Rolle um jeweils einen Sprung ins nächste System zu machen, genau wie Nanobots, mit denen ich mein Schiff instand halte. Doch die restlichen Rohstoffe sind leider selten interessant, da die Upgrades keine merklichen Verbesserungen liefern. Erheblich spannender sind da neue Module, die in Form von Waffen bis hin zu Gadgets eine schöne Auswahl bieten. Da auch außerhalb der Runs die Baupläne und das Geld gespeichert bleibt (das Geld wird allerdings mit Verlassen des Hangars auf 0 gesetzt), entsteht eine regelrechte Sammelwut. Die Story selbst bleibt interessant genug, sodass ich irgendwann wissen will mit wem ich mich damals in den Haaren hatte, wer ich überhaupt bin und ob nicht auch G&B ordentlich Dreck am Stecken hat. Besonders fantastisch ist die Synchronisation von HIVE, der im deutschen Original von Peter Weis gesprochen wird und derart markant im Gedächtnis bleibt. Leider sieht das Spiel auf der Switch nicht so gut aus wie auf dem PC, denn weiter entfernte Texturen werden sehr matschig dargestellt und erst mit einer detailreicheren Oberfläche ausgetauscht wenn das Schiff fast das jeweilige Objekt rammt - von der Cockpitansicht ganz zu schweigen (siehe Bild). Dafür lässt sich das Spiel mit flüssigen 30 FPS spielen, was in dem Spiel ein Segen ist. Trotzdem empfehle ich den Titel erst für leistungsstärkere Plattformen zu kaufen um in den vollen Genuss zu kommen und dem Spiel gerecht zu werden. Wer allerdings unbedingt unterwegs das fabelhafte Rougelike zocken will und auch bereit ist dafür den Vollpreis zu zahlen, erhält mit der Stellar Edition für Nintendo Switch ein schönes Paket aus dem Basisspiel, dem Encounters-DLC, dem Soundtrack und dem digitalen Artbook. Würde sich auch gerne klonen, damit die Hausarbeit schneller erledigt ist: Nicola Hahn [501.legion] für PlanetSwitch.de Vielen Dank an Rockfish Games für die freundliche Bereitstellung des Reviewcodes.

Wertung 4 / 5

Tolle Portierung eines grandiosen Spiels, nur bei Grafik mussten Abstriche gemacht werden.

Pro

  • Spannende Story und interessante Nebencharaktere
  • Neuartiges Gameplay mit Rougelike im Weltall
  • Zahlreiche Upgrades und Waffen, die motivieren

Contra

  • Etwas teuer
  • Grobe Texturen, die erst in unmittelbarer Nähe feiner werden

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