Mega Man X Legacy Collection

##bild81228rechts##Die klassische Mega Man-Reihe erfuhr in letzter Zeit dank zwei großer Sammlungen (zum Test von Teil 1 und Teil 2) und eines komplett neuen Spiels (zum Test) reichlich Liebe, doch Nachfolge-Serie Mega Man X wurde bislang recht zuverlässig bei derartigen Festivitäten ausgelassen. Dies änderte sich glücklicherweise im vergangenen Jahr, das uns nicht nur eine, sondern gleich zwei Spielesammlungen rund um den Maverick-Jäger bescherte – auch wenn dies natürlich bedeutet, dass die acht versammelten Titel entsprechend aufgeteilt wurden. Dies ist jedoch nicht unbedingt ein schlechter Umstand, denn auf diese Weise erhaltet ihr mit der Mega Man X Legacy Collection, um die es in diesem Test geht, eine runde Auswahl der wohl besten Titel, welche die Serie hervorgebracht hat – auch wenn es abermals ein wenig bei den Extras hakt.

Robo-Rebellion
Ganz wie die erste Mega Man-Serie ist auch die X-Saga von einem recht eingängigen Muster geprägt. Gute 100 Jahre nach den Ereignissen der alten Geschichte wird die Welt nun mitunter von als Reploiden bekannten Robotern bevölkert, die leider jedoch auch anfällig für den Maverick-Virus sind – dadurch rebellierenden die Maschinen und müssen von Maverick-Jägern wie etwa X und seinem schwertschwingenden Kollegen Zero neutralisiert werden. In der Regel hat irgendwo auch der Oberschurke Sigma seine Finger im Spiel, der gerne mal andere Maschinen auf die schiefe Bahn bringt. Im Detail gibt sich die Mega Man X-Reihe jedoch etwas storylastiger als das klassische Pendant. Es gibt einleitende Zwischensequenzen, ausschmückende Missionsziele für die Stages und einige überraschende Wendungen. Ab Teil 4 sind sogar Anime-Szenen samt leider eher unterwältigender, englischer Sprachausgabe dabei! Es kommt also definitiv andere Stimmung auf als beim alten Mega Man-Modell.

##bild81230links##Das gilt auch für die Level an sich, die primär von Xs verbesserten Mobilität profitieren. Vorbei sind die Zeiten bildschirmgroßer Hindernisparcours, stattdessen erwarten euch weitläufige Stages, bei denen maßgeblich Action auf dem Programm steht. Mit dem Sprint-Manöver, welches im allerersten Spiel kurioserweise noch als Upgrade freigeschaltet werden muss, kann man teils waghalsige Sprünge vollführen, die gerade in späteren Serienablegern gemeistert werden möchten. Auch stellen sich euch merklich mehr Gegner in den Weg, die ihr entweder wegpusten oder häufig mit reichlich Geschick auch einfach umgehen könnt. Trotzdem soll dies nicht bedeuten, dass die X-Reihe ihre Plattformer-Wurzeln komplett abgesägt habe: Knifflige Sprungpassagen sind nach wie vor Teil der tückischen Stufen und laden mit diversen versteckten Ecken zum Erkunden ein. Nicht selten wird eure Neugierde dabei mit teils praktisch essenziellen, teils aber auch schlichtweg komplett optionalen Upgrades belohnt – die reichen von Energiecontainern über schlichte Power-Ups bis hin zu neuen Moves. Und da sich manche Stages in den Spielen verändern, sobald bestimmte Bosse ausgeschaltet wurden, lohnt sich auch das mehrfache Abklappern der Stufen. Ein löbliches Detail in der Neuauflage: Eventuelle Slowdowns, die sich in den SNES-Originalen teilweise bemerkbar machten, wurden deutlich reduziert, wenngleich auch nicht vollständig eliminiert.

Früher oder später wird es jedoch immer zur Konfrontation mit dem jeweiligen Levelboss kommen. Hier werden nach klassischer Mega Man-Manier eure Fähigkeiten komplett abverlangt, wobei viele der Endgegner sich auch in einem schlichten Raum aufhalten. Trotzdem wollen die jeweiligen Tricks und Kniffe erst durchschaut werden, bevor man siegreich aus dem Kampf hervorgeht. Das motiviert durchaus, zumal wieder einmal jeder besiegte Boss euren Helden mit einer Extra-Waffe versorgt, gegen die ein anderer wiederum schwach ist. Dieses Wissen wird übrigens besonders im großen Bonus-Modus der Legacy Collection wichtig: Bei der X Challenge müsst ihr euch in Gefechten mit gleich zwei Bossen aus den ersten sechs Mega Man X-Teilen zugleich behaupten. Bei den teils wilden Kombinationen ist dies gar nicht mal so einfach! Immerhin erlaubt euch das Spiel, pro Stufenset eure Bewaffnung aus einer begrenzten Auswahl herauszupicken und anzupassen.

Die üblichen Extras
##bild81231rechts##Womit ich auch auf die Bonus-Features der Sammlung allgemein zu sprechen kommen könnte. Abseits des neuen Herausforderungs-Modus‘ gibt es in dieser Hinsicht leider abermals wenig lohnenswertes. Klar könnt ihr euch wieder Artworks der Spiele anschauen und sogar Produktfotos diverser Merchandise-Artikel betrachten oder den jeweiligen Soundtracks lauschen, doch das war es im Prinzip auch schon. Immerhin ist auch der aus dem PSP-Remake Maverick Hunter entliehene Kurz-Anime The Day of Sigma mit an Bord, dies jedoch lediglich mit englischer Sprachausgabe und ohne Untertitel. Stichwort Sprachversionen: Alle vier Mega Man X-Teile sind sowohl in ihrer jeweiligen US-Version als auch der japanischen Fassung auswählbar. Nur bei den Extra-Funktionen der Emulationen wurde im Vergleich zu vergangenen Legacy Collections wieder etwas angepasst. So gibt es dieses Mal überhaupt keine Möglichkeit, Savestates oder ähnliches anzulegen. Stattdessen bieten die Macher euch lediglich an, in den ersten drei, noch mit Passwort funktionierenden Spielen eben dieses separat zu sichern und automatisch für euch auszufüllen, wenn ihr eure Runde fortsetzen möchtet. Wer als absoluter Einstieger auf das Feature angewiesen war, wird dennoch nicht komplett vergessen. Im jederzeit aktivierbaren Anfänger-Modus werden je nach Mega Man X-Teil andere Hilfen aktiviert – von der einfachen Schadensreduktion im ersten Teil bis hin zur Abschwächung der tödlichen Stacheln, Maximierung der Lebenszahl und stellenweise sogar Unverwundbarkeit in Mega Man X4 ist einiges dabei. Schade ist hier nur, dass es bei den weitreichenderen Anpassungen nur die Optionen „ganz oder gar nicht“ gibt. Nur gewisse Hilfestellungen einzuschalten ist nicht möglich.

Fazit

Mit Mega Man X unterzog Capcom der sich langsam in Stagnation verlierenden NES-Saga eine Generalüberholung, die sich gewaschen hat. Vorbei waren die Zeiten der gemächlichen Levelbewältigung, es mussten waghalsige Manöver gemeistert und weitläufige Stufen auf den Kopf gestellt werden. Das macht heute mit der Mega Man X Legacy Collection noch genauso viel Laune wie damals, auch wenn man speziell in dieser Sammlung doch merkt, dass die X-Saga zumindest mit den ersten zwei Nachfolgern nur rudimentäre, wenngleich immer noch spaßige Fortsetzungen ablieferte. Das visuelle Upgrade, die trotz mäßiger Übersetzung stärkere Story und der in einer eigenen Kampagne vollständig spielbare Partner Zero in X4 sorgten zumindest dafür, dass sich der richtige PS1-Einstand der Reihe wieder frisch anfühlte. So oder so bekommt ihr in diesem Paket vier prächtige Klassiker serviert, die zwar an Extras und Zusatzfeatures vermissen lassen, Einsteigern mit einem optionalen Hilfs-Modus aber zumindest etwas entgegenkommen. Egal ob ihr nun die Spiele in- und auswendig kennt oder noch nie mit dem Kampf zwischen Robo-Schurke Sigma und den Maverick-Jägern gekommen seid, diese Sammlung lohnt sich! Weiß nicht, wofür er eigentlich kämpft: Tjark Michael Wewetzer [Alanar] für PlanetSwitch.de

Wertung 5 / 5

Das Beste, was die X-Reihe zu bieten hat: Vier klasse Action-Plattformer in einem Paket, das lediglich in der Sonderausstattung noch Raum für Verbesserungen lässt.

Pro

  • Vier zeitlose Genre-Klassiker
  • Fordernde Bosskämpfe
  • Relativ weitläufige Level mit vielen versteckten Winkeln

Contra

  • Keine Savestate-Funktionen
  • Hilfs-Features nicht separat auswählbar
  • Maue Extras

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