Wer erinnert sich noch an die Zeit, wo man abends noch gemütlich mit Freunden oder der Familie beisammen saß, um gemeinsam Gesellschaftsspiele zu spielen? Einige von euch mögen sicher schon zu jung sein, um das in aller Regelmäßigkeit mitbekommen zu haben. Brettspiele, oder allgemein die „klassischen“ Gesellschaftsspiele, sterben aus und verlagern sich in die digitale Welt. Heutzutage spielt kaum noch jemand Monopoly in der eigentlichen Fassung, stattdessen wird zur App oder dem digitalen Spiel gegriffen – Schauplatz ist ab sofort der Monitor oder der Fernseher. Das soll keineswegs eine wehleidig klingende Kritik an die Gesellschaft sein, denn Zeiten ändern sich nun mal. Stattdessen vermisse ich einfach gute Gesellschaftsspiele, sei es nun digital oder analog als Brettspiel. Genau in dieser Nische greift der Publisher Jackbox Games mit der nunmehr dritten Iteration einer Minispielsammlung an. Ob The Jackbox Party Pack 3 als Gesellschaftsspiel taugt und was es dabei zu beachten gilt, das erkläre ich euch im folgenden Test.
Eine aussterbende Gattung
##bild73343rechts##Wie in der Einleitung schon erwähnt, spielt sich heutzutage fast alles online ab. So auch der hier vorliegende Titel. Allerdings reicht es nicht, wenn jeder Zuhause auf seinem Chefsessel hockt. Stattdessen ist es beim Jackbox Party Pack 3 so vorgesehen, dass sich eine möglichst große Gruppe von Leuten in gemeinsamer Runde versammelt. Das macht die Spielesammlung natürlich noch längst nicht zum Party-Knüller. Was genau die Spiele sind, wird später thematisiert. Zunächst ist erstmal wichtig zu verstehen, wie Jackbox-Spiele funktionieren. Die Anwendung läuft auf einer Konsole wie in diesem Fall die Nintendo Switch – die Spielesammlung gibt es auch auf zahlreichen anderen Plattformen. An den Bildschirm angeschlossen bildet das Spiel sozusagen den Host des Spiels, ist also quasi der Ersatz für das Spielbrett und die Anleitung. Karten oder dergleichen liegen dem Spiel nicht bei, immerhin handelt es sich hier um einen Download-Titel.
Um trotzdem ein bequemen Spielen zu ermöglichen, greift das Jackbox Party Pack 3 auf ein etwas moderneres Bedienkonzept zurück. Die Spieler geben ihre Eingaben nämlich über einen Browser ab. Mitspieler gehen dazu einfach auf die Website jackbox.tv und können dort durch die Eingabe eines Nicknames und einer Raumkennung dem Spiel beitreten. Wo die Website aufgerufen wird, ist prinzipiell egal, die Seite ist nämlich für Smartphones und Tablets optimiert und funktioniert auf so gut wie jedem Endgerät mit Browser. Startet man auf der Switch ein Partyspiel, so wird dort zunächst eine Lobby gebildet und ein Raumcode angezeigt. Haben sich alle Mitspieler über das Webinterface eingefunden, kann der Spielführer das Spiel starten. Sobald im Spiel Eingaben verlangt werden bekommen die Mitspieler quasi in Echtzeit eine Aktualisierung auf ihr Endgerät. Im Test waren die Mitspieler sehr angetan von dem Konzept und erstaunt, wie gut das in der Praxis funktioniert. Nur einmal bekam ein Freund keine Abstimmungsmöglichkeit angezeigt. So etwas kann natürlich immer mal vorkommen, da der Dienst natürlich Internet-basiert ist und je nach Netz auch mal die Verbindung verloren gehen kann. So viel zum Grundgerüst des Spiels, dann mal ab zu den Spielen!
Fünf Spiele, doch eines stellt sie alle in den Schatten
##bild73344links##In The Jackbox Party Pack 3 sind im Groben fünf kleinere Gesellschaftsspiele inbegriffen. Diese hören auf die Namen „Quiplash 2“, „Trivia Murder Party“, „Guesspionage“, „Tee K.O.“ sowie „Fakin‘ It“. Auf alle im Detail einzugehen würde dezent den Rahmen eines Tests sprengen, daher werde ich nur kurz anschneiden, worum es in den einzelnen Spielen geht. In „Fakin‘ It“ ist es besonders wichtig, sich im Raum so zu positionieren, sodass man alle seine Mitspieler sehen kann. Die Spieler bekommen nämlich eine Aufgabe nach dem Schema „Zeige dein besten Superheldengesicht“ angezeigt. Der Faker – den es im Kollektiv zu identifizieren gilt – bekommt allerdings nur eine ähnliche Aufgabe, etwa „Ziehe eine ängstliche Grimasse“, angezeigt. Haben alle auf „Ready“ gedrückt, gilt es, die Reaktionen der Runde zu beobachten und anschließend Tipps für den potenziellen Faker abzugeben. Hat die Mehrheit richtig getippt, hat der Faker verloren, falls nicht, gibt es ein paar weitere Runden. Das Konzept ist zwar anfangs schwer zu verstehen, macht aber, nachdem es alle kapiert haben, wahnsinnig Spaß.
In „Guesspionage“ geht es – wie der Name schon vermuten lässt – darum, etwas zu erraten. Richtiger wäre aber wohl eher, zu erschätzen. Dort werden Fragen gestellt und anschließend gibt ein Spieler einen Tipp ab. Der Rest muss schätzen, ob das richtige Ergebnis höher oder tiefer liegt. Je nach Genauigkeit der Spieler gibt es dann viele bis gar keine Punkte. Doof ist nur der Fakt, dass man nicht weiß, wie aktuell diese Umfrageergebnisse sind und dass sich diese meist nur auf die USA beziehen. „Tee K.O.“ hat von allen Spielchen am wenigsten überzeugt. Hier sollen die Spieler auf entweder mit der Maus (PC) oder dem Finger (Touchgeräte) mehrere Motive für T-Shirts malen, die dann anschließend kleinen Kampftierchen übergestülpt werden. Per Abstimmung der Spieler treten die Motive dann gegeneinander an bis irgendein Motiv gewonnen hat. Es geht hier also eher darum, kreativ zu sein. Motivierend war das Ganze nicht wirklich, besonders witzig ist aber das Ende des Spiels. Dort bekommt man nämlich die Möglichkeit seine Motive direkt über einen angebundenen Merch-Shop zu ordern – allerdings auch hier wieder nur in den USA…
##bild73341rechts##„Trivia Murder Party“ ist im Prinzip ein Quiz mit Fragen, deren Antworten meistens in die Richtung unnützes Wissen tendieren. Wer am besten rät oder am meisten weiß, der lebt auch am längsten. Viel mehr gibt es zu diesem Spiel nicht zu sagen. Am besten schnitt im Test dann aber doch „Quiplash 2“ ab. Mit diesem leicht zu verstehenden Spiel hatte die Meute Spaß ohne Ende. Im Gegensatz zu den meisten anderen Minispielen ist dieses auch recht gut für Livestreams geeignet, geringe Sendeverzögerung wird aber vorausgesetzt, da es sonst recht hektisch wird beziehungsweise man bei den Comic-Fragen nicht dazu kommt, rechtzeitig zu antworten. Es bekommen in der ersten Runde immer jeweils zwei Spieler die gleiche Fragestellung, die es möglichst witzig zu vervollständigen gilt. Jeder Mitspieler darf zwei solcher Aufgaben beantworten. Anschließend stimmt die Audienz darüber ab, wer die witzigsten Antworten abgegeben hat, aufgelöst wird aber natürlich immer erst nach der Abstimmung. Bekommt eine Antwort alle Stimmen, regnet es Bonuspunkte ohne Ende. In Runde zwei läuft das ganze Prozedere erneut ab. Spannend wird es dann erst in der alles entscheidenden Finalrunde. Da bekommt jeder Spieler dieselbe Fragestellung, und zu guter Letzt darf jeder – je nach Anzahl der Mitspieler – bis zu drei favorisierte Votes abgeben. Selbst wenn man bis zuletzt zurücklag, kann man hier sogar noch bis auf den ersten Platz aufrücken.