Ähnlich wie es in der realen Welt des Flipperns zahlreiche unbestrittene Klassiker unter den Tischen gibt, finden sich auch unter Pinball-Videospielen gefeierte Oldies. Beispielsweise die Crush-Reihe für die PC Engine aus dem Hause Hudson. Deren zweiter Ableger, Devil’s Crush, stand wohl unbestreitbar Pate für die moderne Flipperei Demon’s Tilt, die bereits seit geraumer Zeit auf Steam und seit einigen Monaten auch im Switch-eShop herumgeistert. Eine abwechslungsreiche, düstere und anspruchsvolle Erfahrung soll der Download bieten – und wie ich im Test schnell feststellen durfte, ist das nicht nur bloßes Wunschdenken oder Marketing-Gewäsch.
Der Dämon der Kugelbeherrschung
##bild83141links##Dabei bietet Demon’s Tilt auf dem Papier eigentlich recht wenig: Genau einen Tisch gibt es, auf dem ihr euer Flipper-Geschick unter Beweis stellen dürft. Drei Schwierigkeitsstufen, von denen sich die einfachste im Layout dezent unterscheidet und die höchste euch auf lediglich eine Kugel anstatt der üblichen drei beschränkt, sorgen zumindest für ein wenig Variantenreichtum – für jeden Modus gibt es zudem eine eigene lokale und Online-Rangliste. Tatsächlich stellt man jedoch schnell fest, dass die Struktur des Tisches die Anzahl wieder ausgleicht. Die längliche Spielfläche ist nämlich in drei Sektionen unterteilt, die allesamt mit markant unterschiedlichen Herausforderungen und Zielen aufwarten. So gibt es im mittelgroßen unteren Drittel diverse kleinere Kreaturen zum Abschießen, während der kompakte oberste Abschnitt mit einer imposanten Chimäre aufwartet. Allein dies verschafft jedem Teilstück einen bedeutend anderen Charakter, ohne dass sie wirklich deplatziert wirken.
Kniffliger wird es jedoch, wenn ihr euch für die wirklich dicken Punkteboni, den Ritualen, stellen wollt. Dabei handelt es sich um Tisch-Missionen, die bei Erfüllung jeweils einen Buchstaben für die Sektions-Abschlussmodi spendieren. Aktiviert werden sie stets über dieselben Rampen, doch das tatsächliche Ziel fällt gern mal unterschiedlich aus. Hier gilt es, Matrjoschka-Puppen zu zerstören, an anderer Stelle sollen die am linken Rand befindlichen Bumper drangsaliert werden, wieder an einem anderen Ort habt ihr kleinere Monster zu vernichten. Auch wenn dabei praktisch nie Zeitlimits zum Einsatz kommen, ist die Erfüllung der Aufgaben keineswegs leicht. Das liegt mitunter daran, dass die über den Tisch krabbelnden Feinde nicht nur statisch bleiben, sondern gerne mal massig Geschosse vom Himmel regnen lassen. Auch wenn eure Flipperkugel durchaus alles schadlos wegsteckt und sogar Punkte für das Bereinigen von Feindfeuer einkassiert, bleibt die Metallsphäre nun mal leider daran hängen und rieselt somit langsam wieder zu Boden. In hitzigeren Situationen durchaus nervig, zumal man in diesen auch gerne mal den Überblick verliert.
Einmalige Pixelkunst, in der man sich (und die Kugel) gerne verliert
##bild83140rechts##Und Stichwort „Überblick“: Der Multiball-Modus fällt aus ähnlichen Gründen leider ebenfalls eher unpraktikabel aus. Da ihr immer noch über insgesamt drei Sektionen spielt und die Kamera normalerweise fest die unterste Kugel im Blick behält, verliert man nur zu schnell den Rest aus den Augen. Zwar gibt es ein optionales, automatisches Zoom-Feature, das ein wenig hilft, doch zumindest auf dem kleinen Switch-Screen wird das ganze Geschehen je nach Zoom-Stufe fast unerkennbar klein. Besser ist es da tatsächlich, Demon’s Tilt im aus den Optionen im Hauptmenü einschaltbaren Hochkantbildmodus zu spielen. Trotz dieses Handicaps weiß der Download-Titel aber zumindest aus optischer Sicht zu überzeugen. Die Tisch-Teile wirken angenehm dämonisch und düster, die Gegner sind detailliert animiert und auch wenn Explosionseffekte und Kugelhagel euch nur zu gern die Übersicht rauben, sind sie zumindest hübsch anzusehen.