Xenoblade Chronicles: Definitive Edition

Xenoblade Chronicles ist für mich ein unbeschriebenes Blatt, von dem ich zuvor höchstens den ein oder anderen Screenshot gesehen habe. JRPGs im Allgemeinen sind auch nicht gerade mein Ding, aber Xenoblade hat sich dank der epochalen Bilder von weitläufigen Ebenen und den riesigen Titanen in mein Gehirn gebrannt. Mit der Xenoblade Chronicles: Definitive Edition bot sich mir endlich die Möglichkeit, den Anfang dieser Reihe nachzuholen und einen Eindruck von dem Genre zu bekommen.

Automatische Angriffe gegen aggressive Automaten
##bild83200rechts##Die gesamte Spielwelt ist auf der Oberfläche der beiden Titanen Bionis und Mechonis angesiedelt, die sich zuvor in einem ewigen Kampf schwer verwundeten und deren Körper nun als Habitat diverser Lebensformen dienen. Doch die auf Mechonis lebenden Maschinen namens Mechon führen ebenfalls ihren eigenen Krieg gegen die auf Bionis beheimateten Menschen und können sie auf der Verbindung zwischen beider Titanen, dem Schwerttal, vernichtend schlagen um deren gesamte Heimatwelt zu invadieren. In besagter Schlacht kämpft auch Dunban, der das Schwert Monado führt und damit den Invasoren empfindlichen Schaden zufügen kann. Jahre später erreicht der Krieg Kolonie 9, in der der junge Forscher Shulk wohnt. Zusammen mit den stationierten Soldaten, seinen Freunden und der Macht des nun an ihn weitergerreichten Monado kann Shulk den Überfall zurückschlagen und bricht anschließend auf, um die Mechon aufzuhalten.

Auf dem Weg über die Titanen hinweg trifft Shulk und seine Truppe immer wieder auf Monster und Tiere, die allerdings meistens eher friedlich gesinnt sind und daher nicht automatisch angreifen. Somit kann ich selbst entscheiden, ob ich mich in den Kampf stürzen will oder lieber ungestört meine Reise fortsetze. Sollte die Entscheidung auf Angriff fallen, wird um den Gegner herum ein grüner Kreis gezogen, den ich fortan nicht verlassen kann bis ich aktiv fliehe oder das Monster besiegt habe. Die Attacken laufen dabei komplett automatisch ab, ich kann selbst nur entscheiden, ob ich bestimmte Effekte und Spezialangriffe auslösen will um den Feind beispielsweise ins Wanken zu bringen (was meine Mitstreiter für ihre eigenen Aktionen nutzen können), meine Gefährten zu heilen oder ordentlich Schaden auszuteilen, wenn ich beispielsweise gerade hinter dem Ziel stehe. Leider wird es schnell eintönig auf das Auffüllen der Fähigkeiten zu warten um den passenden Move zu zünden. Da es auch keine großartige Rückmeldung gibt wenn mal die Lebensenergie knapp wird, kann es somit schnell passieren, dass Shulk die Segel streicht. Ist das der Fall, geht es direkt zurück zum letzten Schnellreisepunkt und alle Gegner werden respawnt, erbeutete Waffen und Gegenstände darf ich aber behalten. Sollte ich doch siegreich aus dem Scharmützel hervorgehen, winkt sogleich eine Schatzkiste voller interessanter Items und die Lebensenergie der Gruppenmitglieder wird ebenfalls wieder aufgefüllt.

Gameplay auf dem Silbertablett
##bild83199links##Bei diesen äußerst angenehmen Komfortfeatures der fehlenden Random Encounters bleibt es nicht, denn weiter lässt sich die Zoomfunktion der Kamera stufenlos bedienen, was beispielsweise das Spielen in Egoperspektive ermöglicht. Aber auch automatisches Laufen und eine äußerst flotte Schnellreiseoption (zumindest innerhalb eines Bereichs) sind mit von der Partie und machen das Leben auf den Titanen deutlich einfacher und angenehmer. Und die erwähnten Landschaften sind wahrlich bildhübsch! Während in der Wii-Version alles sehr matschig wirkte und der New Nintendo 3DS noch weiter die Qualität mindern musste, präsentiert sich die Definitive Edition auf der Switch in ihrer vollen Pracht und lässt neukaufunwillige Fans der ersten Teils sicher neidisch werden. Zwar ist auch diese Umsetzung nicht frei von Qualitätseinbußen, doch glücklicherweise werden in mit Figuren gefüllten Sequenzen einfach die Texturdetails runtergedreht um ein flüssiges Gameplayerlebnis zu ermöglichen. Und ja, sowohl auf dem TV als auch im Handheld spielt sich der Titel butterweich und einfach nur großartig. Ein Wermutstropfen ist allerdings das späte Einblenden von Gegnern. Auf den Streifzügen durch die Wildnis geschieht es viel zu oft, dass die Modelle der Monster erst auf halber Strecke sichtbar werden. Nichtsdestotrotz ist die Definitive Edition technisch ihren beiden Vorgängern meilenweit voraus und das ist gut so.

An der sehr passenden Hintergrundmusik wurde dagegen nichts geändert und das ist ebenfalls die richtige Entscheidung von den Entwicklern bei Monolith Soft, da die sechs Komponisten, die für die Erstellung des Soundtracks beauftragt wurden, ganze Arbeit leisteten. In jedem Gebiet setzt eine eigene epochale Melodie ein, die sich untrennbar mit den visuellen Eindrücken einbrennt. So sind auf den weiten Ebenen orchestrale Stücke zu hören, in den düsteren Dungeons und zur Nacht wird es dagegen sehr leise und ein wenig gruselig. Mit dem Wechsel nach Mechonis ändert sich die Musik, um die Gegenwart der metallischen Ungetüme einzufangen. Zuletzt aber noch ein Wort zum Umfang des Spiels, angefangen bei der Story: Die Geschichte weiß durchgehend zu unterhalten und liefert dank gut eingestreuter Plottwists immer wieder Anreize dieser zu folgen. Allerdings gibt es auch abseits der Mainquest ordentlich was zu tun, denn so ziemlich jede Person in den Städten hat etwas zu sagen und Nebenquests gibt es wie Sand am Meer. Natürlich wiederholen sich einige Missionen, oft gilt es diesen einen Gegenstand zu finden oder dieses Monster zu beseitigen, doch hier und da entspinnen sich kleine Geschichten, die mit Folgequests und sogar Entscheidungen einen kleinen Spin bekommen. Außerdem werden die Zielbedingungen gut sichtbar auf der Karte markiert und sogar Items, die für noch nicht bekannte Quests benötigt werden, können bereits eingesammelt werden und sind entsprechend markiert. Mit etwas Glück wird eine Quest also gleich nach der Annahme auch schon wieder erledigt. Zu allerletzt verdient auch noch das Harmoniesystem einer Würdigung, das die Beziehung zwischen allen Charakteren repräsentiert. Dazu zählen nicht nur alle Gefährten sondern auch einige Bewohner der Orte, die dann eigene Namen tragen und sich über Geschenke und Gespräche freuen. Für die Gruppenmitglieder stehen sogar noch eigene Cutscenes bereit, die erst ab einem bestimmten Harmonielevel zugänglich sind.

Fazit

Wer hätte das gedacht: Ein JRPG kann mich Rollenspiel- und Fantasy-Verachter überzeugen. Wahrscheinlich hatte ich ordentlich Glück, denn mit der Xenoblade Chronicles: Definitive Edition wird ein bereits erfolgreiches Spiel der Wii-Generation noch um einiges besser gemacht und heraus kommt ein Toptitel. Doch so ganz kann ich dann doch nicht in die Lobeshymnen der Presse einstimmen, dafür gibt es doch noch zu viele Stellen, an denen geschraubt werden müsste, allen voran das langweilige Kampfsystem. Genau das hat irgendwann verursacht, dass ich Kämpfen lieber aus dem Weg gehe und am Ende komplett unterlevelt Storykämpfe bestehen muss, was zu Problemen führt. Andererseits kann ich nur jedem Xenoblade-Fan ans Herz legen genau diese Fassung zu spielen, da endlich ein komplett neues Gebiet vertreten ist, das es zuvor nicht ins fertige Spiel geschafft hat. Zusätzlich wird genau die Grafik geboten, die dem Titel gerecht wird und die imposanten Giganten noch einmal mehr Gewicht gibt. Natürlich sollten auch andere interessierte Spieler ein Blick auf dieses Spiel riskieren, die ähnlich wie ich noch keine Berührungspunkte mit dem JRPG-Genre oder/und der Reihe hatten und etwas neues ausprobieren wollen. Hier finden sich zahlreiche Best Practices und Annehmlichkeiten in einem großen Epos wieder, die das Spielvergnügen auf ein ganz neues Level heben und als Vorbild anderer Entwickler dienen sollten. Wäre jedes RPG auf einem ähnlich hohen Niveau, ich wäre wohl jetzt RPG-Fan! Spaziert weiter auf Titanen herum: Nicola Hahn [501.legion] für PlanetSwitch.de

Wertung 83 / 100

Rundum schön, schnell und modern. So sollten Definitive Editions aussehen!

Pro

  • Unzählige Annehmlichkeiten…
  • Wunderschöne und weitreichende Landschaftsbilder…
  • Interessante Story und abwechslungsreichen Missionen
  • Stimmungsvolle Musik

Contra

  • …die das Kampfsystem etwas eintönig machen
  • …wobei Gegner erst recht spät eingeblendet werden

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