##bild83215rechts##Erinnert sich noch jemand an den DS-Titel 42 Spieleklassiker (zum Test)? Der erschien damals inmitten von Nintendos großer „Touch Generations“-Offensive für leicht verdauliche Spiele, die sich an ein breiteres Publikum richteten. Dass nun, 15 Jahre nach der Urveröffentlichung in Japan, ein Nachfolger für die Switch erscheint, hatte vermutlich niemand erwartet. Und doch könnte 51 Worldwide Games willkommener nicht sein, denn eine onlinefähige Sammlung von Gesellschaftsspielen aller Art sowie einiger „traditioneller“ Videogames ist gerade in Zeiten, in denen man weitestgehend daheim bleiben soll, unheimlich praktisch. Was der kleine Spielekoffer taugt, zeige ich euch in diesem Test.
Eine Welt voller Spaß
Schon direkt zum Start – oder vielmehr nach Einrichtung eures Spielerprofils – wird klar, dass Nintendo hier nicht zu wenig versprochen hat. Alle 51 Titel der Sammlung sowie ein virtuelles Klavier zur musikalisch freien Entfaltung sind umgehend auswählbar, jedes von ihnen wird bei jedem Start sogar mit einer kleinen (dankenswerterweise überspringbaren) Videosequenz vorgestellt. Mit dabei sind etwa Brettspiele der Marke Mühle, Backgammon und Schach, Würfelspiele nach Machart von Kniffel und Mensch ärgere dich nicht sowie Kartenspiele, bei denen sich etwa diverse Poker-Varianten und sogar eine Uno-Abwandlung finden lassen. In der Sammlung sind mit dem Zielschießen und dem Panzerkampf sogar abgewandelte Fassungen alter Wii Play-Minigames dabei! Da außer freischaltbaren Nintendo-eigenen Designs nichts offiziell lizenziert wurde, werdet ihr bestimmte Spiele natürlich nicht unter den sonst geläufigen Titeln finden – sie funktionieren unter der Haube aber genau so, wie man es kennt.
##bild83210links##Solltet ihr, so wie ich, im Angesicht der großen Auswahl direkt Entscheidungsschwierigkeiten erleiden, helfen euch die Macher ebenfalls. Auf einem virtuellen Globus verteilt finden sich diverse Figuren, die nach Themenblöcken sortierte Spielelisten führen. So könnt ihr euch beispielsweise traditionell japanische Spiele gezielt heraussuchen lassen, nach Beschäftigungen mit komplexen Regelwerken suchen oder euch Games schnappen, die mehr auf Glück als Können setzen. Je mehr ihr spielt, desto mehr Listen schaltet ihr dabei frei. Ferner könnt ihr selber auch eine fünfteilige Empfehlungsliste erstellen und diese mit der Welt teilen. Gefiltert wird dabei klassisch über eure Freundesliste oder Anzahl an in den Disziplinen freigeschalteten Medaillen, alternativ aber auch über eure im Profil notierte Lieblingsspeise oder eure größten Träume. Auf Knopfdruck könnt ihr jederzeit den Globus mit Figuren anderer Spieler aktualisieren lassen.
Das richtige Spiel für jeden Geschmack
So viel zum Drumherum, doch wie schlagen sich nun die 51 enthaltenen Spielchen? In Sachen Optik präsentieren sich gerade die Digital-Umsetzungen realer Karten- und Brettspiele natürlich eher einfach und originalgetreu. Selbst auf eine Casino-Atmosphäre wie bei 42 Spieleklassiker für den DS wurde, außer bei Poker und Co., verzichtet. Doch der simple Look gefällt und lässt euch wenigstens den Blick aufs Wesentliche behalten. Die meisten Spiele lassen sich dabei auch elegant und einfach steuern, wohlgemerkt aber nicht immer mit allen angebotenen Steuerungsschemata. Die Solitaire-Varianten sind beispielsweise mit dem Touchscreen deutlich angenehmer zu bedienen als mit dem langsamen Analogstick-Cursor. Interessant ist auch, wie gemischt die Implementierung der Bewegungssensoren der Joy-Cons ausfällt. Lassen sich im TV- und Tabletop-Modus beispielsweise Dartpfeile erstaunlich akkurat mit den Gyrosensoren werfen, während sich der Würfelbecher beim Pseudo-Kniffel nur halbherzig schütteln, jedoch nicht auch AUSschütten lässt. Da hierbei auch die HD-Rumble-Motoren reichlich arbeiten, wäre so ein Feature für das Spielgefühl perfekt gewesen, so bleibt es jedoch leider beim regulären Knöpfendrücken. Trotz aller Erbsenzählerei: Im Großen und Ganzen lässt sich jedes Spiel gut bedienen.
##bild83213rechts##Ob man mit ihnen auch Spaß hat, muss schlussendlich natürlich jeder für sich selbst entscheiden. Nicht jeder steigt durch die Regelwerke von Hanafuda und Mahjongg durch und selbst simplere Spiele wie Klondike-Solitaire oder Vier gewinnt fesseln nicht jeden Spielertyp vor den Bildschirm. Dank der großen Auswahl ist jedoch immerhin für viele Arten von Zockern vorgesorgt. Vielmehr gibt es bei jedem Titel mal mehr, mal weniger einfache Ziele, die mit Medaillen für euer Profil und kleinen Info-Happen belohnt werden. In der Regel gibt es dabei eine Auszeichnung pro gemeisterten Schwierigkeitsgrad, insgesamt also bis zu vier. Je nach Komplexität der Spiele gibt es aber auch unterschiedliche Einstellungsmöglichkeiten. So habt ihr das einen Kurs umfassende Zielschießen direkt nach Erreichen einer bestimmten Punktzahl gemeistert, während der Memory-Abklatsch mit unterschiedlichen Regelkonfigurationen und CPU-Schwierigkeitsgraden fordert.
Aber auch wenn man schon allein viel Freude an dem Titel haben kann, so entfaltet er sich doch erst im Multiplayer vollständig. Egal ob an der selben Konsole oder online beziehungsweise im lokalen Drahtlosspiel könnt ihr euch mit bis zu drei Mitspielern an allen mehrspielerfähigen Games versuchen. So zumindest in der Theorie, praktisch bestimmt die genaue Konfiguration eurer Runde, was ihr tatsächlich spielen dürft. Für die Kartenspiele benötigen beispielsweise alle Teilnehmer eine eigene Konsole, während rundenbasierte Würfel- und Brettspiele wie Schach und Mühle auch zu zweit an einem Gerät genossen werden können. Vierspieler-Partien sind ärgerlicherweise nur bei Blackjack und der Abwandlung von Mensch ärgerer dich nicht an nur einer Konsole möglich. Andere rundenbasierte Aktivitäten wie Bowling und Quasi-Kniffel sind im Einzel-Switch-Modus auf zwei Teilnehmer limitiert. Im lokalen Drahtlosspiel benötigen eure Spielparter immerhin nicht einmal ein eigenes Exemplar: Eine kostenlos herunterladbare Guest Edition aus dem eShop reicht völlig aus. Damit könnt ihr sogar mehrere Konsolen im Mosaik-Modus verbinden, um beispielsweise größere Modellauto-Strecken oder Klaviertastaturen zu bauen. Mangels Verfügbarkeit der Guest Edition vor Release konnte ich dieses Feature jedoch noch nicht ausprobieren. Was hingegen schon „funktionierte“, ist der Online-Modus. Löblich: Anders als bei 42 Spieleklassiker wählt ihr hier gleich drei Spiele aus, in denen ihr es mit der Welt aufnehmen möchtet, und dürft euch die Wartezeit auf Mitspieler im Solo-Modus vertreiben. In vielen meiner zustandegekommenen Partien litt die Umsetzung jedoch unter teils ziemlich heftigen Verzögerungen, was eine einfache Kniffel-Runde schon mal zur Geduldsprobe machen kann. Vielleicht ändert sich dies, wenn man gezielt mit Switch-Freunden spielen kann, denn auf dieses im Spiel schon vorhandene Feature hatte ich vor Release keinen Zugriff. Eine Ingame-Chatfunktion gibt es übrigens nicht, stattdessen wird dafür die Switch Online-Smartphone-App benötigt.