Auf der Straße herrschen andere Gesetze: Die Straßenverkehrsordnung! Und mit dieser im Genick müssen täglich Trucker und anderer Fahrer für Logistikunternehmen die schier unendlichen Reisen von Aufladepunkt bis Abladepunkt bewältigen. Im namensgebenden Truck & Logistics Simulator gilt es genau in diese Arbeitswelt einzutauchen. Ob und wie diese Simulation die Aufgaben der Arbeitsrealität des Spediteurs umsetzen konnte, zeige ich euch im Test.
I choose you, Lastkraftwagen!
##bild83371rechts##Mein neues, simuliertes Leben als Zulieferer beginnt mit der Sprachauswahl, die sich allerdings nur auf den Text bezieht, denn vertont wurde in diesem Titel leider nichts. Kaum ist eine der zehn Textsprachen auserkoren, geht es schon mit der Fahrerwahl weiter. Hier kann ich mich zwischen zwei männlichen und einer weiblichen Figur entscheiden, die dann künftig stellvertretend für mich hinter dem Lenkrad sitzen wird. Zu was besagtes Lenkrad gehört, wird als nächstes entschieden: Das Startbudget reicht zwar nur für den kleineren der beiden Minivans, doch abseits davon kann noch für ein Auto, zwei Lieferwagen, zwei Pritschenwagen, zwei starre LKWs, drei Sattelzüge, zwei Pickups und diverse andere Fahrzeugen wie einem gigantischen Monster Truck gespart werden. Alle Vehikel verfügen über unterschiedliche Werte und Eigenschaften für Antrieb, Leistung, Drehmoment, Treibstoffverbrauch und -kapazität sowie Leergewicht, Zuladung und natürlich den Preis. Anschließend kann ich noch einzelne Komponenten wie die Lackierung, die Scheibentönung und das Licht des Fahrzeugs anpassen. Ist auch das abgehakt und ein Wettertyp samt Tageszeit ausgewählt, geht es endlich auf die Straße!
Auf der Karte sind jetzt Logistikzentren markiert, die mich mit Aufträgen versorgen. Dabei starten die Aufgaben immer an der aktuellen Position und bieten je nach Entfernung zum Ziel und dem Umfang sowie Zerbrechlichkeit der Ladung unterschiedliche Vergütungen an. Habe ich mich für ein Angebot entschieden, geht es auch schon ans Einladen: Mit einem Gabelstapler bewaffnet bugsiere ich die Fracht erst auf die Gabeln und dann in den Kofferraum meines Fahrzeugs. Ist das geschafft, müssen auch noch zwei weitere Boxen auf einen Anhänger, der anschließend an den Multivan angekoppelt wird. Jetzt sind die Vorbereitungen abgeschlossen und ich kann entweder in First- oder Third-Person-Ansicht den Wagen zum Ziel navigieren. Das funktioniert dankenswerterweise recht einfach über den eingebauten Navicomputer im Cockpit und über die dauerhaft eingeblendete Minimap. Geschwindigkeitsbegrenzungen und sonstige Gebote und Vorschriften auf der Straße können allerdings völlig vernachlässigt werden. Es gibt keine Strafen oder Polizeikontrollen und solange die Ware halbwegs vollständig und in äußerlich gutem Zustand ankommt, ist die Mission auch meist mit voller Sternenzahl geschafft und es gibt die maximale Ausbeute als Belohnung. Von dem verdienten Geld lassen sich dann neue Fahrzeuge kaufen und mit etwas Grind ist auch bald ein Sattelzug mit von der Partie, mit dem sich ganz klassisch Auflieger von A nach B bringen und das klischeebehaftete Truckerfeeling erleben lässt.
Die Leiden des jungen Truckers
##bild83368links##Wer zu unvorsichtig mit dem Fahrzeug durch die Straßen wütet, der riskiert schnell die ein oder andere Delle in der Karosserie, die auch fein säuberlich in einem Schadensbalken dokumentiert wird. Auch der Tank spielt eine wichtige Rolle, denn Liegenbleiben ist während einer Auslieferungsmission für erfolgsorientierte Spediteure keine Option! Also muss dann doch hin und wieder die Tankstelle mit der beigefügten Werkstatt aufgesucht werden, um beide Zustandwerte wieder in den grünen Bereich zu bringen. Dank funktionierender Rückspiegel, die sich auch noch einmal zusätzlich groß einblenden lassen, und der äußerst komfortablen Rückfahrkamera lassen sich aber alle Unfälle gut vermeiden und die leider etwas dürftig und detailarme Umgebung genießen. Nur ab und an treffe ich auf kleine Highlights wie das Atomkraftwerk hoch oben auf einem Berg. Der Rest der Landschaft ist leider wirklich sehr generisch, dafür sehen die Fahrzeugmodelle und insbesondere die Innenräume deutlich hübscher aus. In der Nacht kommen außerdem noch die Lichteffekte der Armaturen und der Scheinwerfer zur Geltung, leider klingt der zugeschaltete Regen sehr blechern und eine Auswirkung auf das Handling des Fahrzeugs konnte ich auch nicht feststellen.
Was ich am meisten vermisse ist allerdings der fehlende Realismus und die damit verbundene Komplexität und Umfang des Spiels. Ja, es gibt ein Schadensmodell am Fahrzeug, doch der Wagen verformt sich dann nur etwas und es gibt keine weiteren Auswirkungen. Auch gibt es keine manuelle Schaltung und das Fahren begrenzt sich auf das Starten des Motors, Gas geben, bremsen und lenken. An sich fühlt sich das Steuern des Vehikels sogar recht gut an, aber es fehlt doch sehr am Tiefgang. Immerhin kann ich zusätzlich noch blinken, hupen, das Licht ein- und ausschalten sowie den Scheibenwischer bedienen. Neben dem Fahren sind die restlichen Gameplaysysteme auch eher simpel gestrickt: Die Aufträge unterscheiden sich nur am Start- und am Endpunkt, am passenden Fahrzeug, an zusätzlichen Anhängern und an der Zerbrechlichkeit der Fracht. Glücklicherweise haben die Entwickler auch einen Multiplayer untergebracht, der sogar Crossplay mit den anderen Versionen des Spiels unterstützt. Ich kann so dem nächstgelegenen Server joinen und auf meiner Fahrt durch die Welt anderen Truckern begegnen und durch einfache, vorgegebene Chatnachrichten kommunizieren um beispielsweise einen Konvoi zu organisieren, was besonders in den großen anderen Titeln wie dem Euro Truck Simulator immer für ordentlich Spaß gesorgt hat.