Nur weil Naruto: Ultimate Ninja Storm mit dem vierten nummerierten Spiel seinen Abschluss fand, muss die Kampfspielsparte von CyberConnect2 nicht gleich die Segel streichen. Dieses Mal unter dem Banner von Sega anstelle von Bandai Namco kam nämlich bereits im vergangenen Jahr Demon Slayer: Kimetsu no Yaiba – The Hinokami Chronicles für die PS4, PS5, Xbox und den PC heraus – und nun ist das bildgewaltige Kampfspektakel auch für die Switch verfügbar. Dies dankenswerterweise mitsamt der zwischenzeitlich veröffentlichten Updates, die unter anderem das sehr schwache Charakteraufgebot aufstockten, doch ob der Titel nun auf der Switch auch zu überzeugen weiß, das verrate ich euch im folgenden Test!
Die Reise eines jungen Dämonenjägers
##bild85150rechts##Die erste Anlaufstelle auf eurer Reise sollte (und wird) der Story-Modus sein, in dem ihr die Handlung der Vorlage verfolgt und Charaktere für Versus-Partien freilegt. Dabei wird grob der Stoff der ersten Anime-Staffel inklusive des Films Mugen Train adaptiert. Ihr erlebt das Abenteuer also vom anfänglichen Training des Protagonisten Tanjiro Kamado an, welcher nach dem für den Tod seiner Familie verantwortlichen Dämonen sucht und zusätzlich ein Heilmittel für seine in eine Dämonin verwandelte Schwester Nezuko sucht. Die Geschichte wird dabei maßgeblich von eindrucksvollen Zwischensequenzen und spärlicher animierten, aber nicht minder hervorragend in Szene gesetzten Gesprächen vorangetrieben. Gelegentlich müsst ihr auch mal kleinere Schauplätze durchstreifen, die Erkundungsausflüge fallen jedoch generell linear aus. Hier und da gibt es höchstens eine Hand voll Interaktionspunkte, an denen Tanjiro beispielsweise die Situation kommentiert, wirklich freie Hand wird euch hier jedoch nicht gegeben. Sowohl bei diesen kleinen Märschen als auch an Knackpunkten der Handlung kommt es aber natürlich auch zu Kämpfen – The Hinokami Chronicles versteht sich immerhin als Kampfspiel.
Ganz wie bei den eingangs erwähnten Naruto-Spielen finden die Konfrontationen in kreisrunden Arenen statt, in denen ihr euch frei bewegen dürft. Mit der Y-Taste entfesselt ihr einfache Kombos, von denen jeder Charakter nur eine Hand voll mit identischen Eingaben hat, während die X-Taste für die Nutzung von Techniken vorgesehen ist. So könnt ihr Tanjiro bei Schwertschwüngen Wassermassen leiten lassen, während der mit einer Wildschweinmaske herumlaufende Berserker Inosuke zu Sturmangriffen ansetzt. Allerdings lassen sich die Sonderfertigkeiten nicht beliebig einsetzen, sondern werden mit einer sich automatisch aufladenden blauen Leiste am oberen Bildrand gespeist. Blöcke, Würfe und Kraftangriffe vervollständigen das grundlegende Move-Repertoire. Darüber hinaus können menschliche Charaktere entweder eine Partnerfigur für einen Hilfsangriff herbeirufen bzw. diese einwechseln lassen und typische Spezialattacken, die im Rahmen einer kurzen Sequenz eine mächtige Delle in die Energieleiste eures Gegners schlagen, gibt es natürlich ebenfalls.
Wenig Tiefe, wenig Umfang
##bild85153links##Das klingt nach einem soliden Fundus für ein brauchbares Kampfsystem und ist es im Prinzip auch, zündete bei mir jedoch nicht so sehr wie es beispielsweise die Naruto: Ultimate Ninja Storm-Spiele tun. So gibt es kaum Möglichkeiten, aus einer laufenden Kombo zu entkommen, auch wenn The Hinokami Chronicles dank rapide sinkendem Schadenspotenzial bei überlangen Kombos zumindest indirekt dazu ermutigt, dem Gegenüber mal etwas Luft zu gönnen. Die fließend verkettbaren, aber eben auch recht gleichströmigen Techniken lassen zudem auf Dauer etwas an Abwechslung vermissen. Und da das Kämpferfeld mit gerade mal elf einzigartigen menschlichen Charakteren sowie sechs Dämonen recht überschaubar ist, stehen Wiederholungen bei den Zweispieler-Partien recht schnell an der Tagesordnung. Zwar sind für die Zukunft noch sieben weitere Neuzugänge im Charakteraufgebot geplant, doch selbst unter denen sind augenscheinlich nur drei wirklich neue Figuren dabei.
Hinzu kommt, dass es abseits der Story und dem Versus-Modus nichts zu tun gibt. Die Handlung selbst lässt sich locker in unter zehn Stunden bewältigen und die nach vielen Kapiteln freigelegten Kampfherausforderungen verlängern die Spielzeit auch nicht bedeutend. Höchstens eine gewaltige Menge an freischaltbaren Profilbildern und Zitaten für eure Online-ID könnte noch für Motivation sorgen, doch für die müsst ihr entweder gezielt auf die täglichen, wöchentlichen und saisonalen Missionsboni abzielen oder wirklich viele Onlinepartien bestreiten, um die dafür nötigen Kimetsu-Punkte zu sammeln. Und dafür liefen die Matches zumindest während meiner Testpartien um den Launch der Switchversion herum bei weitem nicht so sauber, wie mir das lieb wäre. Eingabeverzögerungen gehörten da leider zur Norm.
Ein Fest für die Sinne
##bild85151rechts##Was The Hinokami Chronicles in spielerischer Hinsicht vermissen lässt, macht es aber auf jeden Fall allein durch die Präsentation wieder wett. Mimik, Gestik und allgemeine Animationen lassen die Charaktere wie aus einem Anime entsprungen wirken und gerade die teils schrägen Gesichter und Bewegungsmuster des talentierten Feiglings Zen’itsu kommen hervorragend herüber. Auch die Kämpfe warten mit allerlei bildgewaltigen Momenten auf, die mich gerade bei den abschließenden Todesstößen gegen Kapitelbosse nicht selten ins Staunen versetzten. Ähnlich nah an den „spielbarer Anime“-Look kommt höchstens Arc System Works (Guilty Gear, Dragon Ball FighterZ) heran. Die Switch-Umsetzung läuft dabei stabil, sieht aber natürlich etwas verwaschener aus als das Gegenstück für stärkere Plattformen – was im von mir maßgeblich gespielten Handheld-Modus praktisch nie ins Gewicht fiel. Kurioser ist hingegen, dass während meines Story-Durchlaufs in zwei Kämpfen die Bodentextur nicht geladen wurde und die Duelle daher in der Luft erfolgten. Nach je einmal Neuladen war das Problem behoben, ganz unerwähnt wollte ich das Phänomen jedoch trotzdem nicht lassen.