Ich habe einen schrecklichen Fehler begangen.
Flüche sind zum Brechen da
##bild85496links##Nach einem kompakten Tutorial und einem überraschend ereignisreichen Heimweg hat Yomawari: Lost in the Dark seine Ausgangslage und das weitere Vorgehen bereits etabliert. Ihr spielt wieder ein junges Mädchen, dessen Aussehen ihr dieses Mal anpassen und Namen von der Vorgabe „Yuzu“ in etwas anderes ändern könnt. Unglücklicherweise ist die Protagonistin verflucht und hat zudem vergessen, wie dieser Fluch zu brechen ist. Als wäre das noch nicht genug, hat sie lediglich bis zum Sonnenaufgang Zeit, etwas gegen diesen Umstand zu unternehmen. Und da es bekanntlich immer schlimmer geht, treiben sich auf den Straßen der Stadt zahlreiche böse Geister herum. Wer hätte da nicht Lust auf einen gemütlichen, nächtlichen Spaziergang, um dem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen?
Somit sollte klar sein, dass auch das dritte Yomawari-Spiel seinen Horror-Wurzeln treu bleibt. Bei den Streifzügen durch die in Dunkelheit getauchte Stadt macht sich ein konstantes Gefühl des Unbehagens breit. Lediglich gelegentliche Lampen sowie das Licht eurer Taschenlampe bieten Gewissheit, viele Geister werden zudem auch erst dann sichtbar, wenn ihr sie anstrahlt. Wäre das lauter werdende Herzklopfen der Protagonistin nicht, welches Gegner in der Nähe ankündigt, wäre man vermutlich komplett aufgeschmissen. Diese Atmosphäre ist es auch, die Lost in the Dark wie die Vorgänger auszeichnet. Trotz – oder gerade wegen – des oberflächlich knuffigen Grafikstils wirken die teils grotesken rachsüchtigen Geister gleich umso schauriger und da Yuzu bereits beim ersten direkten Feindkontakt blutig zum letzten Speicherpunkt zurückgesetzt wird, kommt ungemeine Spannung auf. Zu meinem persönlichen Leidwesen verzichtet Yomawari trotzdem nicht auf vergleichsweise billige Jumpscares, wie sie in vielen Horror-Spielen üblich sind – etwa wenn eine Hand aus einem Gullideckel nach der Heldin greift oder ein Tier lautstark kreischend aufgeschreckt wird.
Was ich nicht sehe, kann mir (hoffentlich) auch nicht wehtun
##bild85501rechts##Nun gibt es Mittel und Wege, die Geister zum umgehen. Die wichtigste Methode wird euch bereits im Tutorial vorgestellt und ist eine spannende Abwandlung der bisherigen Versteckmöglichkeiten: Die meisten Gegner werden nur dann aggressiv, wenn gegenseitiger Blickkontakt besteht. Schließt Yuzu also ihre Augen, lassen sie sie in Frieden. Allerdings schränkt dies natürlich sowohl euren Sichtradius sowie euer Lauftempo gehörig ein und es bedeutet keineswegs, dass ihr so immun gegen Berührungen seid. Lauft ihr in einen der pulsierenden roten Punkte oder werdet von diesen erwischt, geht es umgehend zum letzten Speicherpunkt zurück. Alternativ lässt sich die schemenhafte Meute auch mit Hilfsmitteln wie Kieseln oder Papierfliegern ablenken – überraschend viele von ihnen sind sogar dermaßen langsam, dass ihr einfach an ihnen vorbeirennen könnt. Das kann sich natürlich rächen, wenn der Geist keinen stark eingegrenzten Patrouillenbereich hat, sondern euch gefühlt durch die halbe Stadt verfolgt, sobald er euch wittert.
Yomawari: Lost in the Dark lässt euch bei der Erkundung weitestgehend freie Hand. Hier und da finden sich abgesperrte Bereiche, für die ihr erst anderweitig voranschreiten müsst, doch insgesamt wird euch ausreichend Auslauf geboten. Damit ihr nicht ganz blindlings durch die Gegend marschiert, sammelt ihr Mementos auf, von denen euch gleich zwei nach Abschluss der Einführung vorgelegt werden. Untersucht ihr diese am Skizzenbuch in Yuzus Zimmer, zeigen sie euch Erinnerungen an gewisse Orte, an denen die Heldin irgendwas verloren zu haben scheint. Zusammen mit immer wieder eingestreuten kleineren Ereignissen in der Stadt stupst euch das Spiel grob in die richtige Richtung, ohne euch zu sehr an die Hand zu nehmen. Außerdem ist Yomawari wieder einmal gnädig, wenn es um erzielte Fortschritte geht. Sollte Yuzu das Zeitliche segnen, bleiben sämtliche zwischenzeitlich erbeuteten Objekte trotzdem in eurem Inventar und Kartografiefortschritte werden nicht zurückgesetzt. Nicht zuletzt könnt ihr euch nach Aktivierung einiger als Speicherpunkt dienenden Jizo-Statuen auch wieder fast jederzeit zwischen diesen teleportieren lassen, um so weitere Laufwege abzukürzen. Das lud mich direkt ein wenig zum Experimentieren ein, denn manche Rätsel und vor allem die eingestreuten Bossgeister erfordern gern mal wieder etwas Trial & Error, bevor man auf die richtige Lösung kommt bzw. diese auch tatsächlich durchführen kann.