Eines der, wenn nicht sogar DAS Urgestein des Fighting Game-Genres ist ohne jeden Zweifel Street Fighter II. Wie kaum ein anderes Spiel prägte es eine ganze Generation und festigte, wie 2D-Prügler zu funktionieren haben. Extra für Nintendo Switch hat Capcom ebendiesen Klassiker wieder ausgebuddelt, um ihn mit ein paar Extras zu versehen und als Frischware zu verkaufen. Dass dies aber eher schlecht als recht gelungen ist, zeige ich euch im Test von Ultra Street Fighter II: The Final Challengers.
Der Großvater der Kampfspiele
##bild73494links##Die erste Ernüchterung erfolgt sogleich im spärlichen Hauptmenü. Extras wie ein digitales Artbook, das Anpassen der Farbpaletten aller Charaktere und Spielstatistiken ausgenommen, finden sich gerade mal vier große Hauptmodi, die sich – mit einer einzigen Ausnahme – auch noch ziemlich ähneln. Entweder marschiert man im Arcade-Modus durch insgesamt zwölf Kämpfe in einer Reihe, versucht sich online wie offline an einzelnen Versus-Kämpfen, zieht mit einem Freund in den Kumpelkampf oder versucht sich am „Weg des Hado“ getauften Gimmick-Modus von Ultra Street Fighter II. Tiefgreifende Trainings-Modi wie die Kombo-Herausforderungen späterer Titel sucht man vergebens, als Anfänger fühlt man sich daher zunächst womöglich etwas überwältigt. Denn auch wenn Street Fighter II an sich recht zugänglich ist, steckt unter der Haube doch so einiges an Spieltiefe.
Die eigentlichen Kämpfe laufen so klassisch ab, wie man es von Fighting Games kennt. Ziel ist es, den Gegner mit gut abgestimmten Manövern auf die Matte zu schicken. Dazu stehen euch insgesamt sechs Angriffstasten – je drei Schläge und Tritte verschiedener Stärke – sowie eine Hand voll charakterspezifischer Special Moves zur Verfügung. Die Viertelkreis-Schlag-Tastenkombinationen für Ryus Feuerball oder Zangiefs Vollkreis-Würfe erfordern dabei etwas Einspielzeit, nach ein paar Übungsrunden sollte man aber die Basismanöver intus haben. Dass die jeweiligen Move-Listen aller Figuren jederzeit über das Pause-Menü aufrufbar sind, hilft natürlich ungemein. Nach einigen gelandeten Treffern wird zudem eine sogenannte Super Combo verfügbar, hinter der sich ein besonders aufwendiger Spezialangriff verbirgt. Dank der generellen Kürze der Runden könnt ihr dieses Manöver jedoch in der Regel nur einmal pro Runde vom Stapel lassen.
Wie Ultra ist es wirklich?
##bild73495rechts##Klingt soweit ja nicht verkehrt und das Grundgerüst von Street Fighter II funktioniert noch immer tadellos, die Extras der Ultra-Auflage lassen allerdings ziemlich zu wünschen übrig. Der Kumpelkampf zum Beispiel ist im Prinzip eine Adaption des Dramatic Battle-Modus aus Street Fighter Alpha und lässt euch mit einem menschlichen oder KI-Partner gegen einen überstarken CPU-Gegner antreten. Blöd nur, dass dieser Modus stets gegen die vier selben Gegner ausgefochten wird und nach Abschluss der letzten Runde unzeremoniell mit einem Game Over endet. Der Arcade-Modus liefert wenigstens Alibi-Endsequenzen! „Der Weg des Hado“ kann man sogar komplett in der Pfeife rauchen. Theoretisch sollt ihr in diesem per Bewegungssteuerung kontrollierten Spielchen mit Ryus patentierten Spezialmanövern Wellen von Shadaloo-Soldaten unter dem Kommando von Erzschurke M. Bison plätten. Praktisch funktioniert die Bewegungseingabe selbst nach mehrfacher Neukalibrierung niemals wirklich richtig. Der Erfolg ist daher meist eine Frage des Glücks. Die unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen und Endlosmodi, die sich übrigens unsinnigerweise alle eine einzige Highscore-Anzeige teilen, helfen da auch nicht.
Auch der aus Super Street Fighter II Turbo HD Remix entliehene HD-Look sieht einfach amateurhaft aus. Die Hintergründe wirken nicht so gestochen scharf wie die Kämpfer, die Zwei-Frame-Animationen der stilistisch unpassenden Zuschauer passen ebenso wenig ins Gesamtbild. Letzteres ist gerade deswegen seltsam, weil die Kämpfer selbst dank der Turbo-Basis beinahe dermaßen abzittern, als würden sie unter einem Zuckerschock leiden. Immerhin ist der alte 16-Bit-Grafikstil ebenfalls einschaltbar und deutlich stimmiger als der HD-Versuch. Außerdem ist ein Online-Modus an Bord, der euch in Ranglistenkämpfe oder freie Fights einsteigen lässt. In meinen Testmatches kurz nach Release des Spiels – im Vorlauf waren die Online-Funktionen leider noch nicht verfügbar – liefen die Matches größtenteils zufriedenstellend, abhängig von der Verbindungsqualität beider Teilnehmer kam es aber mitunter schon mal zu derben Slowdowns.