Severed

Spiele, die vollen Gebrauch vom Touchscreen der Switch machen, gibt es bislang nur sehr wenige. Wenig verwunderlich, wo doch durch solche Features der TV-Modus unbrauchbar wird. Doch manche Spielkonzepte lassen sich einfach nicht kompromisslos ohne Fingerstreiche umsetzen – und wenn man dafür eben auf den kleinen Bildschirm des Handheld-Parts beschränkt ist. Severed, das bereits auf Vita, 3DS und Wii U begeisterte, ist ein solcher Titel, der sich in die Riege der Switch-TV-Verweigerer einreiht. Dass euch das nicht daran hindern sollte, dieses Dungeon Crawler-Juwel zu genießen, das zeige ich euch in meinem Kurztest.

Allein im Nirgendwo
##bild74571links##Zunächst einmal sollte jedoch die missliche Lage der Protagonistin Sasha erklärt werden. Die junge Kriegerin findet sich in einer unbekannten Welt wieder, deren bizarre Konstrukte und seltsamen Kreaturen mehr als befremdlich wirken. Schlimmer noch: Ihr wurde ein Arm geraubt. Zweifelhafte Hilfe naht von einem merkwürdigen Wesen, das Sasha eine Klinge und einen Auftrag erteilt. Sie soll zurückerobern, was ihr genommen wurde. Und dazu muss sich sie in die Tiefen dieser neuen Welt begeben und allerlei Gefahren überstehen. Keine leichte Aufgabe! Wer angesichts des Dungeon Crawler-Genres jetzt jedoch an eine Vielzahl von Labyrinthen und zufallsgenerierten, rundenbasierten Gefechten denkt, ist bei Severed an der falschen Adresse. Der Erkundungsaspekt konzentriert sich in der Praxis viel mehr auf das Lösen von kleineren Schalterrätseln und dem Aufspüren von Geheimnissen. Die automatisch angefertigte Karte behält stets für euch den perfekten Überblick, während ihr von kreisrundem Standpunkt zu Standpunkt wandert. Viele der Puzzles auf eurer Reise sind dabei erwartungsgemäß Pflichtprogramm, die Macher haben jedoch nicht an zusätzlichen, kleinen Knobeleien gegeizt, die euch nicht selten zu Herzteilen oder anderen Nettigkeiten führen. Dank einer angenehmen Lernkurve und einem steten Fluss an neuen Fähigkeiten wird einem dabei auch nicht langweilig.

Gleiches gilt für die Kampf-Komponente, die stets an mit Leuchtfeuern markierten, festgelegten Punkten zum Einsatz kommt. Die grotesken Monster dieser mysteriösen Welt fallen Sasha nur zu gerne in den Rücken oder umzingeln die tapfere Kriegerin sogar. Statt brav auf eure Runde zu warten, dürft ihr in Severed direkt in Aktion treten – die Gefechte aus der Ego-Perspektive laufen nämlich in Echtzeit. Mit Touch-Strichen wird flink das Schwert geschwungen, wobei längeres Ausholen zu mehr Schaden führen kann. Da das wilde Rumgewische auf dem Screen so natürlich langweilig wäre, verfügt jede Gegnergattung über einen gewissen Schwachpunkt, den es gezielt zu attackieren gilt. Ein mehrhändiger Dämon schützt beispielsweise seinen Körpfer nahezu komplett, sodass ihr die einzige wunde Stelle mit einem gezielten Treffer attackieren müsst. Ein Augenkonstrukt hingegen zeigt nur dann seine wahre Gestalt, wenn ihr die offenen Äuglein am Rand zuschlagt. Klingt simpel, wenn ihr aber erst einmal mit mehreren Feinden gleichzeitig zu tun habt, wird das teilweise ziemlich stressig – und ungemein spannend. Gerade die famosen Bosskämpfe fordern von euch noch einmal alles ab, was ihr auf dem Weg dahin gelernt habt.

Teilen ist Macht
##bild74572rechts##Das gezielte Zerhäckseln der Gegnerschar ist dabei nicht nur reine Selbstverteidigungssache, sondern gehört, wie sich am Titel des Spiels erahnen lässt, zum Kernkonzept. Schafft ihr es nämlich, durch genügend Treffer ohne Störungen eure Fokusleiste zu füllen, dürft ihr nach Erledigung einer Bestie gewisse Körperteile als Trophäe einsacken – vorausgesetzt, ihr kriegt sie innerhalb eines kurzen Zeitlimits auch abgetrennt. Die so gewonnenen Gliedmaßen und anderen „Materialien“ lassen sich wiederum in hilfreiche Upgrades für Sasha investieren, um so die folgenden Abschnitte noch angenehmer zu machen. Das sorgt für ein angenehmes Stärkungsgefühl und motiviert ungemein bei den teils hitzigen Gefechten. Doch trotz aller Feinheiten kann die taktische Schnitzerei natürlich auf Dauer etwas dröge werden. Daher ist es gut, dass das kompakte Abenteuer bereits nach rund sechs Stunden endet.

Fazit

Severed ist ein Erlebnis, das seinesgleichen sucht. Obwohl ich schon mit der 3DS-Version vertraut war, konnte mich die Switch-Umsetzung direkt wieder in seinen Bann ziehen und ließ mich erst los, als ich nach der ersten Stunde den ersten Boss in seine Einzelteile zerlegt hatte – nur um dann nach einer kurzen Pause direkt wieder ins Spiel einzusteigen und tiefer in die bizarren Winkel dieser befremdlichen Welt einzutauchen. Auf dem großen Bildschirm der Konsole kommt die farbenfrohe und doch unheimliche Umgebung richtig gut zur Geltung, dank des Gewichts des Geräts wird die Steuerung allerdings zur Gewöhnungssache. Immerhin braucht ihr sowohl eine Joy-Con-Hälfte zur Navigation als auch euren Finger für so ziemlich alle anderen Aktionen, um Sasha zu ihrem Ziel zu führen! Aber das sind kleine Hindernisse, die euch in diesem kurzen und doch denkwürdigen Abenteuer nur minimal stören sollten. Wenn ihr Lust auf einen erfrischend anderen Dungeon Crawler mit schweißtreibenden Kämpfen, gelungenen Kerker-Knobeleien und reichlich Geheimnissen zum Aufspüren habt, dann führt an Severed schlichtweg kein Weg vorbei! Gut abgeschnitten: Tjark Michael Wewetzer [Alanar] für PlanetSwitch.de Vielen Dank an DrinkBox Studios für die freundliche Bereitstellung des Reviewcodes.

Wertung 5 / 5

Unheimlich einmalig: Auch auf der Switch lohnt sich der Ausflug in die verwinkelten Korridore dieser bizarren Welt!

Pro

  • Forderndes Kampfsystem
  • Vielfältige Umgebungen mit zahlreichen Geheimnissen
  • Motivierende Upgrade-Mechanik

Contra

  • Gegen Ende leichte Ermüdungserscheinungen

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