##bild77040links##Bereits seit einigen Jahren müssen sämtliche Nintendo-Plattformen auf die FIFA-Reihe verzichten, da EA die Entwicklung für den 3DS und die Wii U einfach mal einstellte. Kein Wunder, hielten sich die Verkaufszahlen doch arg in Grenzen, während die Kritik der Spieler sich immer deutlicher Bahn brach. Bis auf die Spielernamen änderten die Entwickler Jahr für Jahr rein gar nichts mehr, sodass plumpe Kopien der Vorjahresversionen als topaktuelle Titel verkauft wurden. Da war man in sportbegeisterten Spielerkreisen schon ein wenig überrascht, dass man es pünktlich im Releasejahr der Switch tatsächlich wagen wollte, doch wieder auf den Zug des japanischen Traditionsunternehmens aufzuspringen. Wie ein Phönix aus der Asche sollte FIFA 18 aufsteigen, um die Nintendo-Fans letztlich doch wieder mit der populären Reihe zu versöhnen. Doch ob das am Ende wirklich geklappt hat? Schon bald wurden erste Informationen bekannt, nachdem die Switch-Fassung gegenüber ihren Pendants für PS4, Xbox One und Co. deutlich abgespeckt sein wird. Auf welche Spielmodi müssen wir nun also genau verzichten? Wie sieht’s in puncto Grafik aus, wo man hier doch einfach auf die Verwendung der Frostbite-Engine gepfiffen hat? All das und noch viel mehr möchte ich in meinem Testbericht kurz vor dem heiß ersehnten WM-Jahr 2018 klären. Anpfiff!
Der Ball ist rund, der erste Eindruck nicht
Tatsächlich muss ich gleich zu Beginn auf das eingehen, was FIFA 18 für die Switch fehlt – schließlich sind die nicht vorhandenen Spielmodi auch das, was dem geneigten Betrachter zuerst auffällt. Es kommt beinahe einer Realsatire gleich, dass EA guten Gewissens auf die Möglichkeit der Online-Freundschaftsspiele gegen Freunde verzichtet hat. Wie, keine virtuellen Matches im Freundeskreis? Richtig gehört. Wer sich stattdessen mit lokalen Duellen gegen seine Kumpels anfreunden kann, der darf immerhin gleich Hand anlegen. Spiele gegen zufällig auserkorene Gegner im Rahmen der altbekannten Saisons können überdies auch ausgetragen werden – hätte man FIFA 18 aber auch dieses Feature aus dem Gesamtkonzept entrissen, dann könnte man gar keinen Kaufgrund mehr anführen. Auch, weil man mit dem auf anderen Konsolen immer mehr an Beliebtheit gewinnenden Story-Modus „The Journey“ auf ein weiteres Kernelement verzichtet hat. Switch-Spieler können dem rasanten Aufstieg von Alex Hunter von der Jugendakademie bis in die höchsten Sphären des Weltfußballs also leider nicht zusehen, wobei dies in Anbetracht der geteilten Meinungen sicherlich nicht jeden Fußballverrückten stören dürfte.
##bild77042rechts##Man könnte die Liste nun endlos weiterführen, denn auch der FIFA 18-Onlinemodus „Pro Clubs“, welcher in den anderen Versionen spielbar ist, ist hier nicht aufzufinden. Schade, denn es ist durchaus motivierend, seinen eigenen Profi-Spieler zu erstellen und ihn dann im simulierten Spiel gegen andere Zocker auf das Feld zu schicken! Immerhin gibt es einen stinknormalen Karrieremodus, in dem man eine Trainer- oder Spielerkarriere starten kann. Unglücklicherweise ist aber auch die Karriere alles andere als auf dem neuesten Stand, da man auch hier keinen Bedarf für wichtige Features (unter anderem interaktive Transferverhandlungen) aus den anderen Versionen sah. All das mitsamt des technisch betrachtet durchaus verständlichen Verzichts auf die hochwertige Engine der Geschwisterversionen trübt den ersten Eindruck zugegebenermaßen gewaltig, woran auch die Spielbarkeit der Drittligavereine und der Frauenfußball-Nationalteams nichts ändert. Ich muss also gleich zu Beginn konstatieren: Mit einem vollwertigen FIFA hat dieses Produkt nichts zu tun. Bringt es dennoch sportliche Unterhaltung auf den Screen? Ja und nein! Warum der Spaßfaktor trotz aller Abstriche nicht gänzlich zum Erliegen kommt, wird nach der Halbzeitpause im nächsten Absatz aufgearbeitet.
Es kommt nicht nur auf die Schnelligkeit an!
Das könnte so manch Fußballer zwar auch von seinem Trainer hören, doch liegt der Schwerpunkt dieser Analyse auf der Spielmechanik. Im Vergleich zu den Ablegern früherer Jahre wurde das Spieltempo doch deutlich gedrosselt, wobei das auf der Switch größere Auswirkungen hat als auf PS4 und Konsorten. Man könnte nun anführen, FIFA 18 für die Switch würde dadurch an Realismus gewinnen, tatsächlich fühlt sich der Mangel an Geschwindigkeit insbesondere im Vergleich mit den anderen Versionen zu extrem an. Noch dazu geht dem Spiel die Unterscheidbarkeit zwischen den Spielern völlig abhanden, da sie sich im Hinblick auf den Bewegungsablauf, das Tempo und den generellen Spielstil kaum bis gar nicht voneinander abheben. Natürlich hat jeder Spieler wie gewohnt individuelle Werte, sie wirken sich hier allerdings nicht derart fühlbar aus wie man es eigentlich gewohnt ist. Zwar ist es weiterhin möglich, im Angriff Bälle abzuschirmen oder beim Druck der Pässe zu variieren und auch eine recht große Bandbreite an verschiedenen Tricks ist gegeben, insgesamt aber FIFA 18 auf der Switch erscheint mir wie ein aus der Zeit gefallenes Relikt, das man auch mit jedem anderen Ableger aus den Vorjahren verwechseln könnte.
##bild77041links##Immerhin ähnelt es ihnen rein vom Spielgefühl her mehr als dem diesjährigen Release für die übrigen Plattformen. Insbesondere, wenn es um die Zweikampfführung, um Distanzschüsse und um Dribblings geht, fühlt sich der Titel weniger realistisch an als gewünscht. Schüsse aus der Ferne führten in meinen Testläufen fast immer zu einer sicheren Bude, wenn sie zumindest auf das Tor kamen – was man sicherlich auch den unfreiwillig komischen Torhütern zuschreiben kann, da sie manchmal nicht einmal die leichtesten Bälle halten können, plötzlich aber wieder Glanzparaden auspacken. Womit ich im Grunde schon bei der KI wäre, denn diese agiert nicht nur im Falle der Torhüter fragwürdig. Aberwitzige Läufe, die gar nicht zum Erfolg führen können, oder auch völlig unverständliche Fehlpässe ohne Bedrängnis sind hier an der Tagesordnung. Ein Defensivkonzept? Sucht man viel zu oft vergeblich. Abhilfe schafft hier zwar die Möglichkeit, den Schwierigkeitsgrad zu ändern, einige Peinlichkeiten stellt aber auch das nicht ab. Zu guter Letzt noch ein Grund zur Freude: Die Taktik eurer Mannschaft und die individuellen Spielerrollen könnt ihr auch auf Nintendos Hybridkonsole anpassen, sodass ihr etwa auf Konter oder Ballbesitz spielen könnt.
Ich baue mir eine Mannschaft
Immerhin können sich die Fans vom Borussia Dortmund, Bayern München, Real Madrid und Co. darauf verlassen, dass EA ihnen den wohl populärsten aller Spielmodi zugesteht: Ultimate Team. Wie immer appelliert man hier an den unaufhörlichen Sammeltrieb der Spielermassen, damit diese sich mit Karten der Fußballstars ein persönliches Wunschteam zusammenstellen und daraufhin gegeneinander antreten, allerdings wieder einmal nicht gegen Freunde. Startet ihr zu Beginn noch mit einem Team der Namenlosen, lässt euch die ansteigende Teamchemie schon bald von neuen Zielen träumen. Achten muss man dabei auf verschiedene Komponenten, um die Chemie zu stärken: Stammen Spieler etwa aus derselben Liga oder sind sie Landsmänner, dann wirkt sich dies positiv auf die Teamchemie aus – woraus sich am Ende hoffentlich ein harmonisches Gesamtkonstrukt entwickelt. Leider komme ich auch an dieser Stelle nicht ohne Kritik aus: Die aus den anderen Versionen von FIFA 18 bekannten Squad-Battles, die in diesen bekanntlich eine elementare Neuerung darstellen, wurden in der Switch-Fassung nicht berücksichtigt. In diesen Squad-Battles könnte man nun eigentlich offline gegen Bot-Teams anderer Spieler antreten, um sich auf diesem Weg wertvolle Belohnungen zu erspielen – schade, dass das den Switch-Spielern nicht gegönnt wird. Erwähnenswert ist obendrein aber das Switch-Trikot, das exklusiv auf Nintendos Erfolgskonsole freigespielt werden kann. Nichts Weltbewegendes, aber zumindest eine nette Dreingabe.
Volle Kontrolle auf dem mobilen Rasen?
##bild77043rechts##Wagt man sich mit den Joy-Cons auf das Spielfeld, dann wird man schnell ernüchtert sein – viel zu ungewohnt und hektisch fühlt sich die Handhabung auf diese Weise an, sodass man sich schnell für den Pro-Controller entscheiden wird. Grundsätzlich könnt ihr euch in FIFA 18 zwischen mehreren Steuerungsmöglichkeiten entscheiden – von der klassischen Handhabung über die alternative Steuerung bis hin zu simplen Zwei Knöpfe-Variante für Anfänger ist hier alles dabei, was das Fußballherz begehrt. Zumindest beinahe, da die Fehlpassquote sowie die Anzahl ungewollter Aktionen bedeutend höher ist als bei ähnlichen Versuchen auf der PS4. Aus gutem Grunde muss ich der Switch-Version also mangelde Präzision anlasten, woran auch die freiwilligen Unterstützungsoptionen in Form von Passhilfe und Schusshilfe nichts ändern. Übrigens wurde auch bei der Steuerung die Heckenschere angesetzt: Während es in den anderen Fassungen möglich ist, Spieler über das Steuerkreuz per Kurzbefehl auszuwechseln, muss man auf der Switch den gewohnt umständlichen Gang ins Pausenmenü gehen. Auch auf technischer Ebene kann man nicht von der besten Performance des Entwicklerteams reden. Da man in FIFA 18 bewusst auf die seit FIFA 17 eigentlich etablierte Frostbite-Engine verzichtet hat, um einen flüssigen Ablauf des Spielgeschehens zu gewährleisten, ist von der optischen Brillanz der Pendants nicht zu sehen. Stattdessen sollte man sich darauf gefasst machen, eine Optik auf PS3-Niveau kredenzt zu bekommen – bewegungsfaule Zuschauer, eine Atmosphäre wie im Leichenschauhaus und ein Rasen, der eher einer grünen Matte ähnelt als dem saftigen Grün, das man ansonsten kennt, inklusive.
Mit den Animationen beim Torjubel oder beim Einlaufen der Spieler ins Stadion könnte man ja noch leben, wären die Gesichter der Profis nicht so austauschbar und oftmals weit entfernt vom Original. Natürlich verstehe ich, dass eine Umsetzung mitsamt Frostbite-Engine auf der Switch schwierig geworden wäre, doch hätte ich mir zumindest eine Optik gewünscht, die nicht so lieblos daherkommt wie die hier gebotenen Sequenzen. Immerhin muss man FIFA 18 zugutehalten, dass es aufgrund der angespeckten Grafik absolut flüssig läuft – sowohl auf dem Fernseher in 1080p als auch mobil in 720p. Wenn man dafür mit unnatürlich wirkenden Bewegungen, einem trostlosen Publikum und leblosen Gesichtern leben kann, sollte man angesichts der Tatsache, dass es sich noch immer um das am besten aussehende mobile FIFA aller Zeiten handelt, zufrieden sein. Bliebe nur noch der Sound zu besprechen: Von einer Klangkulisse kann man, wenn man damit musikalische Beschallung meint, natürlich kaum reden. Lediglich in den Menüs erklingen verschiedene moderne Songs, die zumeist schon aus den Charts bekannt sind. Ansonsten kann man sich auf den mal mehr und mal weniger kompetenten Kommentar von Frank Buschmann und Wolff Fuss verlassen, wobei sich die einzelnen Phrasen fraglos viel zu häufig wiederholen und auch nicht immer perfekt zur Spielsituation passen. Die Kommentarsprache kann übrigens auch gewechselt werden, sodass man zum Beispiel von italienischen, japanischen oder polnischen Kommentatoren beschallt wird. Im Grunde also nicht viel Neues in den altbekannten FIFA-Gefilden – außer, dass die Stimmung in den Stadien nicht selten zu wünschen übrig lässt.