Hallo, mein Name ist Tjark und ich habe Angst vor Wasserwelten in Videospielen. Kein Witz: Schon seit ich denken kann, wird mir bei Unterwasser-Abschnitten mulmig und manche Titel (freundliche Grüße an Metroid Prime 2!) habe ich deswegen sogar schon abgebrochen. Mittlerweile habe ich diese Furcht zumindest etwas mehr unter Kontrolle als in meiner Kindheit und kann zum Beispiel relativ kleine und maßgeblich im 2D-Raum befindliche Wassermengen halbwegs vertragen, doch in der Regel brüllt mich mein Kopf immer noch bei jedem Tauchgang an, dass ich doch gefälligst die Konsole abschalten soll. Insofern bin ich doch der perfekte Testkandidat für Abzû, ein Erkundungsspiel im Stile von Journey, bei dem man sich nur unter Wasser fortbewegt! Nein, ich habe mir das nicht ausgesucht, ich bin nur leider gerade der einzige in unserem Team mit etwas Luft (Ha!) in seinem Terminkalender und dies wird daher meine Therapie-Sitzung. Vielleicht hilft es ja, wenn ich mich meinen Ängsten zu stellen versuche.
HOLT MICH HIER RAUS
##bild81040rechts##Die Sitzung beginnt im offenen Meer und ich möchte eigentlich direkt wieder raus hier. Ganz weit weg. Blöd nur, dass es augenscheinlich viel „weit weg“ gibt und ich deswegen auf die gute alte „Kopf in den Sand stecken“-Methode zurückgreife, die in Ermangelung an Sand nun eben mit einem Tauchgang beginnt. Und hier unten muss ich dann wohl die nächsten zwei Stunden bleiben, denn so lange dauert eine Tour durch die Wogen von Abzû. Immerhin stellt sich heraus, dass das Becken über klare Begrenzungen verfügt und eine gut sichtbare Höhle dient direkt zum feigen Verkriechen. Die Steuerung ist dabei zumindest sehr eingängig. So verfügt meine Spielfigur über einen ZR-förmigen Gashebel, durch den sie zum Vorwärtsschwimmen ansetzt. Mit dem Analogstick wird nach Pilotenmanier die Schwimmrichtung justiert und mit der Y-Taste lässt sich eine Art Sonar vom Helm des Charakters absetzen. Außerdem kann über die Taste mit der Umgebung interagiert, um beispielsweise herumliegende Sonden zu aktivieren oder Hebel zu bedienen. Das hat man binnen von Sekunden verinnerlicht.
In der ersten Unterseehöhle angekommen, gewinnt dann doch ein wenig die Faszination die Oberhand und lässt meine Panik ein wenig herunterfahren – wohl auch, weil die dicht von Wasserpflanzen überwucherte Grotte mich das offene, weite Meer vergessen lässt. Und tatsächlich wirken die Umgebungen auch äußerst malerisch, was definitiv zu kleinen Erkundungstouren einlädt. Gelegentlich gibt es kleine Becken zu entdecken, über die weitere Fische in das aktuelle Areal eingeladen werden. Oder man stolpert über die optionalen Nautilusmuscheln, die bei einer komplettierten Sammlung lediglich ein nettes Extra freischalten. Wenn ich mich hier nicht aus persönlichen Problemen so furchtbar unwohl fühlen würde, nähme ich mir auch die Zeit, alles ausgiebig auf den Kopf zu stellen. So wollte mein Kopf aber, dass ich dem stets gut sichtbaren Orientierungslicht weiter folge, um so schnell wie möglich wieder trockenen Boden unter die Füße zu kriegen – also das Spiel auszuschalten.
Zen
Ein paar Pausen später konnte ich mir trotz Pochen im Kopf Gedanken um die allgemeine Darstellung machen. Abzû ist wunderschön, keine Frage. Dank der stilisierten Optik ist sogar viel von der auf stärkeren Plattformen bekannten Brillanz auf die Switch gerettet worden. Klar läuft es auf Nintendos Konsole nicht ganz so flüssig und kurioserweise ist es gerade der TV-Modus, der mir mehr mit Rucklern im Gedächtnis geblieben ist, doch für die ruhigen Erkundungsausflüge ist die Performance dennoch zufriedenstellend. Zumal die farbenfrohen Korallenriffs und Höhlensysteme mit ihren nicht minder farbenprächtigen Wasserlebewesen einfach ein Traum sind. Das Meer wirkt richtig lebendig und an größere Fische kann man sich sogar ranheften, um sich einfach ein wenig durch die Gegend ziehen zu lassen. Oder ihr meditiert an den verstreuten Statuen, über die ihr dann die hiesige Fauna direkt und ohne Schwimmpflicht beobachten könnt – ideal auch für mich, um meinen Puls ein wenig zu beruhigen.