##bild81050rechts##Abenteuer Schuldenfalle: Da stößt man nur ein einziges Mal gegen den falschen Stein und zack, plötzlich ist die lukrative Taverne des werten Papas verpfändet, man landet auf der Straße und zu allem Überfluss fehlt vom werten Familienoberhaupt jede Spur. Und das ist nicht gerade gut, denn der noch bestehende Schuldenberg lastet nun auf den Schultern der ältesten Tochter, die nun irgendwie Geld in die Kasse zu spülen hat. Tja, und wie macht man das am geschicktesten? Indem man einfach eine komplett neue Kneipe hochzieht, die ihr in Marenian Tavern Story: Patty and the Hungry God betreuen dürft. Wer angesichts des Grafikstils und Konzepts jetzt an Adventure Bar Story für Smartphones und den 3DS denkt, liegt damit direkt auf der richtigen Spur: Das Rollenspiel ist nämlich vom selben Entwickler und ein geistiger Nachfolger besagten Titels. Und leider auch einer, der trotz eines fesselnden Grundkonzepts nicht ohne bemerkenswerte Schwachpunkte auskommt.
Jäger der verlorenen Kohlköpfe
Wie kam es denn jetzt eigentlich genau zu diesem Unglück? Schuld daran trägt eine sich als Coco vorstellende Gottheit, die sich nach ihrer Befreiung mal eben an den jüngsten Sohn der Familie hängt. Bei jedem hilfreichen Gott wäre das cool, dieser hier ist jedoch der Armut zugeschrieben und ernährt sich von Glückseeligkeit – und gutem Essen. Letzteres ist der große Knackpunkt: Wollen Protagonistin Patty und ihre Familie den Unglücksbringer loswerden, müssen sie ihn mit köstlichen Speisen versorgen, was wiederum nur mit einer gut laufenden Taverne machbar ist. Dank ihrer Kontakte landet sie immerhin schnell in einem runtergekommenen Gasthof im Dorf Cookoro, von wo aus sie nun operiert. Die recht kompakte Hauptgeschichte wird dabei maßgeblich von den Nebenfiguren getragen, die sich nach und nach im Etablissement einfinden und mit anpacken. Zu Beginn sind das die Händlerin Erika und der Schwertkämpfer Dante, später gesellen sich beispielsweise noch ein geläuterter Langfinger oder eine ehemalige Zauberei-Studenten zur illustren Truppe. Jeder Nebencharakter kommt zudem mit kleinen persönlichen Episoden daher, in denen ihr mehr über ihre jeweilige Hintergründe erfahrt. An sich nett und sympatisch aufgezogen, nur sind die Texte zuerst einmal lediglich in englischer Sprache zu lesen und dann auch noch teils sehr hölzern übersetzt worden. In ganz wenigen Fällen ergibt ein Dialog dann auch mal keinen Sinn. Ärgerlich, wo hier doch das Herz der Handlung steckt!
##bild81051links##Die eigentliche Gameplay-Schleife bleibt dabei übrigens weitestgehend konstant: Pro Spieltag könnt ihr euch auf eine Expedition in kompakten Umgebungen begeben, um dort nach Zutaten und Materialien für eure Speisen zu suchen. Zu Beginn sind dies noch beschauliche Ackerländer und dichte Wälder, später gibt es auch Ruinen und Bergpfade zu erkunden. Deutlich markierte Sammelstellen beherbergen dabei schon einen nenneswerten Teil des köstlichen Guts, an Zufallskämpfen mit entsprechender Beute wird jedoch auch nicht gespart. Die Gefechte sind dabei in der Regel so simpel, dass ihr sie im Prinzip der automatischen Kampfabwicklung überlassen könnt – die gibt es sogar in der MP-Sparflamme- und -Verbrennungs-Konfiguration. Lediglich die Bosse und eventuell erste Ausflüge in neue Gebiete fordern von euch aktive Eingriffe, die jedoch auch eher auf einem simplen Niveau bleiben. Schade eigentlich, denn alle spielbaren Charaktere lernen im Laufe der Ausflüge eine stattliche Anzahl von Fertigkeiten, von denen nur die wenigsten wirklich praktikabel sind. Das nimmt den Sammeltrips auf Dauer leider so etwas ihren Reiz, da ihr stets nach Schema F dieselben Punkte abgrast. Zwar könnt ihr optional mit einem speziellen Gegenstand alle Gegenstände eines Gebiets auch ohne manuellen Marsch einsammeln lassen, nur beschränkt sich dies lediglich auf die Sammelstellen auf der Karte. Kampfbeute muss immer noch persönlich eingefordert werden. Ferner sind die Tickes ganz wie auch andere Hilfsgegenstände maßgeblich nur über einen speziellen Shop verfügbar, der im Smartphone-Original noch mit Echtgeld bezahlt wurde. Auf der Switch entfallen glücklicherweise die Mikrotransaktionen, doch die dafür notwendigen Juwelen werden nur sparsam pro Spielwoche oder nach einer bestimmten Anzahl von Kämpfen herausgegeben. Das kann schlauchen, zumal der Juwelenvorrat spielstandübergreifend geteilt wird. Übrigens könnend die Klunker die ohnehin recht simplen Gefechte weiter trivialisieren: Segnet die Truppe das Zeitliche, verbraucht man einfach ein Juwel und steigt dann direkt wieder mit voller Lebensenergie und Magie in den Kampf ein.
Knobel-Koch
##bild81052rechts##Habt ihr dann das Areal gründlich auf den Kopf gestellt, geht es zurück zum Gasthof, wo nun die Zubereitung leckerer Speisen auf dem Programm steht. Das funktioniert über ein simples Auswahlmenü und in der Regel nach Rezept. Viele der um die 600 Kochanleitungen lassen sich ganz einfach in Bücherregalen aufstöbern oder in Shops einkaufen, in manchen Fällen werden euch aber nur grobe Hinweise gegeben – dann gilt es, die Lücken nach Intuition zu füllen. Da ihr zumindest stets den Namen des jeweiligen Gerichts kennt, ist dies weitaus weniger frustrieren, als es klingen mag. Trotzdem vermisst man im Koch-Menü immer noch ein paar Komfortfunktionen. So kann man zwar in den Läden nach Rezept einkaufen gehen und die entsprechenden Zutaten aufstocken, doch wenn ihr beispielsweise fehlendes Brot selbst backen könnt, wird das nirgendwo vermerkt. Also muss man auch einen guten Überblick über die eigens erstellbaren Bestandteile haben und sich ein wenig durch die Menüs klicken. Die Filter helfen dabei nur bedingt.
Die Speisen erfüllen übrigens mehrere Zwecke. So müsst ihr allein zum Rangaufstieg eures Restaurants und dem Story-Fortschritt sowohl Coco ausreichend füttern als auch reichlich Geld in die virtuelle Kasse spülen. Aufgrund der schnell in die Höhe schießenden Finanz-Anforderungen zieht sich gerade letztere Angelegenheit stark. Ihr benötigt die Leckereien aber auch, um eure Charaktere zu stärken. Erfahrungspunkte gibt es hier nämlich nicht im Kampf, sondern nur über Speisen. Ein interessanter Balance-Akt, der euch nicht selten vor die Entscheidung stellt, worauf ihr euch als nächstes konzentrieren möchtet. Zynisch betrachtet streckt dies natürlich schlichtweg die Spieldauer, da ihr mehr Zeit mit Fleißarbeit verbringt.