Nischen sind wichtig, denn sie stellen nicht nur Inhalte mit Thematiken außerhalb des Mainstreams dar, sondern bedienen auch gewisse Randgruppen und füllen so eine Marktlücke. Im Falle vom bereits einige Zeit zurück erschienenen Landwirtschafts-Simultator: Nintendo Switch Edition ist die Marktlücke sogar schon ziemlich gut ausgefüllt und hat eine ziemlich eingeschworene Community im Rücken. Doch gibt es da draußen noch zahlreiche andere Simulatoren, etwa von Ziegen, die Unsinn machen, oder dem etwas realitätsnäheren Angelsport. Letzteren widmet sich mein heutiger Kurztest zu Fishing Universe Simulator. Nun ist das Angeln bei weitem nicht so beliebt in der Gamesbranche wie das beackern von Feldern. Motiviert die an sich recht ruhige Tätigkeit des Angelns in Videospiel trotzdem? Dieser Frage möchte ich im Folgenden etwas auf den Zahn fühlen. Petri heil!
Simulatoren sind komplex, oder?
##bild81337rechts##Sollte man denken, ja. Doch wie weit die Entwickler es letztlich mit der Komplexität und dem Realismus treiben, geht von Spiel zu Spiel ziemlich weit auseinander. Das heutige Testexemplar trägt zwar den „Simulator“ im Titel, macht aber in Sachen Tiefgang (Wortspiel beabsichtigt!) einen auf zurückhaltend. Laut Beschreibung im eShop ist das dem spaßigeren Gameplay und damit verbundenen Erfolgserlebnissen geschuldet. In Fishing Universe Simulator beißen die Fische nämlich laut Werbetext wie am laufenden Band. Das stellte sich auch als wahr heraus, allerdings ist diese Designentscheidung auch ein zweischneidiges Schwert. Einerseits füllt man so recht schnell sein anfangs noch recht kleines Netz mit lebendigem Fisch, doch stumpft man auch ziemlich rasch gegen diese kleinen Erfolge ab.
Schuld daran ist das Missionsdesign. Man angelt sich von Gebiet zu Gebiet und muss dort jeweils eine Serie von Vorgaben erfüllen. Die folgen jedoch immer demselben Schema „Fange fünf Hechte“ oder „Fange 5kg Barsche“. Variation gibt es hier fast nur in Form der Fischnamen. Immerhin sind die Schauplätze ganz nett geraten. Geht man anfangs noch alles recht ruhig in deutschen oder polnischen Gewässern an, findet man sich später auch in Fließgewässern in Kanada oder anderen Angelsporthochburgen wieder. Je nach Aufgabe und Fischart sollte man außerdem sein Equipment anpassen, dass man durch Erlöse vom Fischverkauf finanziert. Dort hat man die Wahl zwischen unzähligen verschiedenen Ködern, Angelruten, Rollen, Haken und anderen Gadgets wie Schleudern für Köderbälle oder Sonar zum Aufspüren bestimmter Arten.
So weit, so gut, doch bringt einem alles tolle Equipment der Welt recht wenig, wenn man sprichwörtlich ins kalte Wasser gestoßen wird. Anfangs gibt es zwar ein kleines Tutorial, dieses bringt einem aber nur die Steuerung näher und gibt kaum nennenswerte Infos zum Angeln selbst an. Als Spieler hat man die Wahl zwischen einer vollständigen Touch-Steuerung oder der herkömmlichen Eingabe per Tasten, welche letztlich etwas bequemer von der Hand ging. Die Implementation der Toucheingaben kann aber hier und da als Zusatz sogar ganz praktisch sein. Dummerweise werden die virtuellen Buttons ständig eingeblendet und lassen sich zugunsten der Immersion nicht deaktivieren. Schade.
Meisterfischer wird man nur durch Fleiß
##bild81336links##Mit steigender Spielzeit tastet man sich aber dann doch irgendwie automatisch an die feinen Unterschiede der Ausrüstungsgegenstände heran und bekommt heraus, wie diese einzusetzen sind. So effektiv wie sie laut Itembeschreibung sein könnten, sind sie aber leider oft nicht. Benutzt man beispielsweise einen Köderbatzen zum Anfüttern größerer Fischarten, kommt man meist nicht drum herum, bis zum Zielfang etliches anderes Kleinvieh zu fangen. Nicht selten verstopfen diese dann das Netz, was wiederum dazu führt, dass man ausmisten muss – da geht wertvolle Zeit flöten. Zeit, davon hat man doch aber beim Angeln mehr als genug? Immerhin gilt der Angelsport (zumindest was Fischen in Binnengewässern angeht) doch als Aktivität für geduldige Naturen. Nicht so in diesem Spiel, denn hier befindet man sich abseits des freien Modus‘ stets im Wettkampf mit sich selbst. Die oben bereits erwähnten Fangvorgaben werden nämlich noch durch einen Timer verschärft. Das mag zwar ganz nett gedacht sein, funktioniert aber nicht sonderlich gut. Aus dem sonst so entspannenden Angeln wird so nämlich eine einzige Hetzerei, zumindest in fortgeschrittenen Missionen.
Hat man nicht das perfekte Equipment für die jeweilige Aufgabe, kommt man nicht daran vorbei zum Großteil einfach nur Beiwerk aus dem Teich zu ziehen, bis sich dann doch irgendwann mal der richtige Kiemenatmer die Ehre gibt – das frustriert ungemein. Im Grunde wiederholt man also dieselben Bewegungsabläufe immer und immer wieder und hofft darauf, dass einem das Glück mal gewogen ist. Da blieben selbst nicht allzu ernst gemeinte Angeleinlagen wie etwa in The Legend of Zelda: Majora’s Mask oder beim Angel-Minispiel des Labo Multi-Sets spaßiger im Gedächtnis. Das könnte vor allem daran liegen, dass man dort eine Sammlung seiner besten Fänge erstellt und so einen gewissen Komplettierungsdrang erfüllen will. Dieses Feature fehlt hier leider komplett, obwohl im eShop noch posaunt wird, man könne Fische entweder freilassen oder an die Wand hängen. In der Realität lässt man aber nur frei was wertvollen Inventarplatz blockiert, der Rest wird gnadenlos verhökert.
Etwas Gutes gibt es dann zum Schluss aber doch noch anzumerken. Wie bereits angeschnitten sind die Schauplätze ziemlich einladen. Bestehend aus einem begehbaren Uferabschnitt und dem sehr relevanten Gewässer, kann man in der Ferne immerhin fotorealistische Panoramen echter Schauplätze bestaunen. Das sind zwar wohlgemerkt nur 2D-Tapeten, es macht aber trotzdem was her. Zieht dann noch ein Gewitter mit prasselndem Regen und schepperndem Donner auf, kann sich die Atmosphäre durchaus sehen lassen und lenkt etwas vom schnöden Fischen gegen die Uhr ab.