##bild81494rechts##Oh nein, außerirdische Lebensformen fallen über die Erde her und wollen sich die hiesigen Ressourcen unter den Nagel reißen! Oder sollte ich den Satz doch eher mit einem „Oh ja“ beginnen? Auch wenn der Titel X-Morph: Defense erahnen ließe, dass man die Erde vor den Erntern aus dem All verteidigen solle, wird hier der Spieß umgedreht. Man schlüpft also selbst in die Rolle der Aliens und lässt das lokale Militär mal wahre Macht vom anderen Stern spüren. Verteidigt wird trotzdem, denn dieser Genre-Mix verknüpft Action-Elemente des Twin-Stick-Shoot-‚em-Ups mit der taktischen Aufbau-Komponente von Tower Defense. Und das trotz einiger Macken sogar bemerkenswert gut!
Sperrgebiet Erntebereich
Die Kampagne setzt sich dabei aus 14 Stufen zusammen, von denen fünf im Prinzip komplett optional sind. Das klingt natürlich überschaubar, doch die Level dauern entsprechend. In jeder Mission gilt es, mehrere Wellen der menschlichen Verteidigungsstreitkräfte auszuschalten und so den als Basislager dienenden Harvester – also das Erntemaschinchen der als X-Morph bezeichneten Aliens – zu beschützen. Das kann man zunächst einmal natürlich mit dem eigenen Raumschiff machen, das geschwind durch den Himmel saust und mit simplen Bordkanonen inklusive Aufladeschuss und freischaltbaren Alternativwaffenmodi für mächtig Schaden sorgen kann. Dank der intuitiven Twin-Stick-Steuerung geht dies reibungslos von der Hand, ihr richtet die Geschütze also mit dem rechten Analogstick aus und bewegt das Schiff mit der linken Analog-Einheit. Schnell wird jedoch klar, dass man unmöglich an allen Fronten gleichzeitig sein kann, womit der Tower-Defense-Anteil ins Spiel kommt. Auf Knopfdruck wechselt der Gleiter in den Tarnkappen-Modus, der gleichzeitig zum Bau von Abwehrtürmen dient. Mit dem rechten Stick lässt sich dann kreisrund um das eigene Schiff die genaue Position des Turms bestimmen, der anschließend praktisch sofort errichtet wird – ausreichend Ressourcen vorausgesetzt, die durch das Zerstören von Gegnern und Überleben von Wellen gesammelt werden.
##bild81493links##Da die Karten recht weitläufig sind, zeigt euch X-Morph: Defense dankenswerterweise vor Beginn jedes Feindvormarsches an, auf welchen Wegen sich die Streitkräfte in der nächsten Phase bewegen werden und was grob zu erwarten ist. Dahinter steckt sogar ein tieferer Sinn: Zwischen zwei sich nahestehenden Türmen lässt sich ein Sperrzaun errichten, der Panzerkonvois und ähnliche bodengebundene Einheiten dazu zwingt, andere Routen zu nehmen. So versperrt man idealerweise den direkten Weg zum Harvester und schickt die Gegner auf weitreichende Umwege. Schade nur, dass die X-Morph insgesamt fair spielen und man daher nicht einfach einen Zaun um den Ernteapparat selbst errichten – mindestens ein Weg muss dann doch offen bleiben. Doch selbst diese simple Taktik, die euch im Einführungslevel vermittelt wird, stellt das Spiel schnell durch Lufteinheiten oder wendigere Infanteristen auf den Kopf. Dann muss umgedacht werden.
Linienchaos
Und dafür ist notwendig, dass man auch den Überblick behält. In Sachen Anspruch zieht X-Morph: Defense für meinen Geschmack etwas zu schnell an und scheut sich nicht dafür, euch bereits im zweiten Pflicht-Level mit komplexen Marschrouten zu konfrontieren und die Spielgebiete im Missionsverlauf gehörig zu erweitern. Das überwältigt zunächst einmal, auch wenn man durch das direkte Eingreifen mit dem Kampfschiff immer noch einiges herausholen und so selbst mittelprächtige Turm-Formationen noch gut nutzen kann. Sollte man sich dann doch einmal komplett verzettelt haben, muss man die Mission auch nicht gleich komplett abbrechen. Freundlicherweise lassen sich sämtliche Verteidigungsanlagen jederzeit umverlagern, falls sie etwa auf der Route eines Bombengeschwaders liegen sollten oder die nächste Welle schlichtweg keine Gegner auf ihre Pfade schickt. Dadurch bleibt das Spiel insgesamt moderat anspruchsvoll, ohne wirklich ins Unfaire abzurutschen. Zumindest wenn man davon absieht, dass es fürs Spielen auf dem angeblichen „normalen“ Schwierigkeitsgrad eine saftige Punktestrafe für die Abschlussbewertung gibt. Gerecht wirkt diese glücklicherweise rein kosmetische Kleinigkeit nicht!
##bild81492rechts##Der Abschluss aller Missionen lohnt sich übrigens, da mit jedem Sieg Technologie- und Upgrade-Punkte zu eurem Kontingent hinzugefügt werden. Damit lassen sich Verbesserungen für das Schiff, den Harvester und natürlich auch die Türme erwerben, die in folgenden Schlachten von großem Wert seien können. Hier ebenfalls sportlich geregelt: Ihr könnt nach Herzenslust mit den Aufrüstungen experimentieren und schauen, was für die jeweiligen Level am besten geeignet ist. Ausgegebene Punkte lassen sich nämlich jederzeit zurückerstatten und neu verteilen. Ärgerlich ist hingegen, dass ihr während einer Schlacht keinerlei textliche Informationen über eure verfügbaren Mittel erhaltet. Dann müssen zuvor erworbene Turm-Aufrüstungen über die nicht immer einfach zu entziffernden Symbole ausgelotet werden und welche der Steuerkreuz-Tasten nun für welchen Waffenmodus steht – oder welchen man durch Durchschalten über die Schultertasten erwischt hat – lässt sich bis zur Kenntnisnahme der kleinen Schiffsveränderungen nur durch wildes Rumprobieren erörtern. Wenn ihr euch aber darin reingefuchst habt und einfach mal euer taktisches Geschick auf die Probe stellen möchtet, seid ihr ebenfalls versorgt: Im Überlebens-Modus zeigt ihr auf zehn Karten, wie lange ihr mit vorgegebenen Upgrades gegen die Kriegsmaschinerie der Erde durchhaltet. Zumindest der Einführung ins generelle Spielprinzip halber würde ich euch jedoch zunächst auf jeden Fall einen Marsch durch die Hauptaufträge raten!