##bild81822rechts##Zum Einstieg eine kleine Frage: Woran denkt ihr beim äußerst präzisen Titel „Arcade Classics: Anniversary Collection“? Vermutlich an eine bunt gemischte Auswahl diverser Spielhallen-Kracher diverser Hersteller, die das Zeitalter des münzeinwurfgestützten Spielvergnügens maßgeblich geprägt haben. Das bekommt ihr hier jedoch nicht, denn einerseits zeichnet sich mit Konami lediglich eine Softwareschmiede mit einer mittlerweile 50-jährigen Firmengeschichte für die Sammlung verantwortlich und zweitens geht „bunt gemischt“ definitiv anders. Aber hey, für den Download-Titel hat man sich die Unterstützung der Arcade Archives-Experten von Hamster ins Boot geholt – vielleicht kann das Paket ja dennoch überzeugen!
Raumpiloten gesucht
Wer hier angesichts des Titels nun auf vielfältige Kost hofft, die mitunter Klassiker wie Frogger oder Kulthits wie Goemon mitbringen, wird schnell enttäuscht: Von den acht enthaltenen Spielen sind sieben Shoot ‚em Ups und das achte die Castlevania-Arcade-Inkarnation Haunted Castle. Immerhin hat man bei der Automatenware auf ein paar namhafte Vertreter zurückgegriffen. So sind die ersten beiden Gradius-Spiele (unter den Namen Nemesis und Vulcan Venture) ebenso mit an Bord wie das Spinoff Salamander/Life Force. Wer etwas Abwechslung von deren Spielstil sucht, ist beim farbenfroheren TwinBee oder dem ältesten Game in Bunde, Scramble, gut aufgehoben. Abgerundet wird das Paket durch Typhoon und Thunder Cross. Für gute Unterhaltung ist jedenfalls gesorgt, sofern man sich natürlich an den generell hohen Schwierigkeitsgrad der Titel wagen möchte – immerhin waren sie alle dafür konzipiert, die Spieler um ihre Münzen zu erleichtern.
##bild81819links##Wer sich in der Sammlung umschaut, wird schnell abseits der offensichtlichen Genre-Überschneidungen noch andere Merkmale feststellen, in denen sich die Spiele ähneln. So setzen die drei Gradius-Vertreter, sowie Typhoon und Scramble auf das Upgrade-System, das Gradius speziell auszeichnete: Gesammelte Power-Ups sorgen dafür, dass ein Marker am unteren Bildrand über potenzielle Schiffsaufrüstungen fährt, die ihr per Knopfdruck dann aktiviert. Ein einziges Upgrade-Item erhöht dann beispielsweise eure Jäger-Geschwindigkeit, während zwei oder drei eure Bordgeschütze aufwerten. Dadurch kommt einiges an Taktik in die knifflige Ballerei, zumal die Power-Ups nicht selten durch geschicktes Ausschalten gewisser Gegnerformationen verdient werden muss. TwinBee und Thunder Cross sind da deutlich simpler gestrickt, bringen aber auch jeweilige Eigenheiten mit, durch die keinerlei Langeweile aufkommt. Haunted Castle wiederum ist durch und durch seltsam: Selbst für Castlevania-Verhältnisse ist der Action-Titel einfach nur unsagbar schwer und frustrierend – dass die westliche Version, die hier implementiert wurde, zudem standardmäßig über einen höheren Schwierigkeitsgrad als das japanische Gegenstück verfügt, hilft überhaupt nicht.
Nur das Nötigste
Doch dafür gibt es ja Einstellungsmöglichkeiten! Anders als beim üblichen Arcade Archives-Aufgebot fallen diese hier jedoch überraschend karg aus. So können die Spiele in nur wenigen Punkten – in der Regel allgemeiner Schwierigkeitsgrad und Gegnerstärke – angepasst werden, während für Bild und Sound nur wenige Regler beziehungsweise Filter vorhanden sind. Typhoon oder Scramble im Hochkantmodus auf dem Switch-Screen zu spielen ist beispielsweise nicht möglich. Selbst beim Umgang mit den erzielten Highscores macht sich Enttäuschung breit: Sofern ihr den Spielstatus nicht über die Speicherfunktion im Emulator-Menü sichert, gehen all eure erzielten Punktzahlen bei der Rückkehr ins Hauptmenü verloren. Online-Ranglisten gibt es keine. Da sowas zur Standard-Ausstattung des Arcade Archives-Programms gehört, wundert dieses Versäumnis enorm. Aber hey, dafür gibt es eine digitale Bonus-Broschüre zum Schmökern! Die ist tatsächlich interessant und bietet auf über 80 Seiten diverse Konzeptzeichnungen, Spieldesign-Pläne und Hintergrundinfos zu den enthaltenen Spielen sowie ein kleines Interview zur Sammlung. Ohne Englischkenntnisse hat man davon aber blöderweise nichts, denn eine deutsche Übersetzung des spannenden Büchleins gibt es nicht.