The Legend of Zelda: Link’s Awakening

##bild81388rechts##Wenn man mal so überlegt, welche Ausrichtungen von Geschichten in Videospielen am häufigsten Verwendung finden, wäre die typische Amnesie des Helden wohl ziemlich häufig vertreten. Nicht ganz so häufig zu finden, aber trotzdem noch recht oft gesehen: Der gute, alte Schiffbruch, vor allem wenn die Story auf einer oder mehreren Inseln stattfindet. Da beides einzeln aber denkbar langweilig ist, warum dann nicht einfach beides kombinieren? In The Legend of Zelda: Link’s Awakening leidet der schiffbrüchige Held Link nämlich obendrein an astreinem Gedächtnisverlust. Aber mal im Ernst, die Story bei einem Zelda-Spiel ist dann doch eher zweitrangig, denn die Spielwelt und das Gameplay müssen überzeugen. Gerade bei Ersterem kann sich das Remake des Game Boy-Klassikers sehen lassen. Was sonst noch so neu ist, oder wie viel tatsächlich beim Alten geblieben ist, das erfahrt ihr im folgenden Test.

„Steig auf den Berg aus Dreck, weil oben frischer Wind weht“
Gut, mit Urlaub ist es vielleicht eher nicht zu vergleichen, wenn man ohnmächtig auf einer Planke treibend an einem idyllischen Strand angespült wird. Zum Glück von Link sammelt die muntere Marin, die Tochter von Tarin, jedoch den Helden auf. Im Häuschen der Insulaner aufgewacht, geht das Abenteuer um Links Erwachen dann auch schon los. Im Grunde weiß man zu Beginn nichts, außer dass man auf einer Insel gestrandet ist. Was es mit dem ominösen Windfisch auf sich hat, gilt es also selbst zu erforschen.Viel Kontext zu den Hintergründen gibt es hier nicht, und auch sonst nimmt einen der neuaufgelegte Klassiker kaum bis gar nicht an die Hand. Da merkt man, dass das Grundgerüst und Design des Titels einer anderen Zeit entstammt. Einer Zeit, in der Spiele noch die auf die Kreativität und den Entdeckerdrang, aber auch auf die Geduld der Spielerschaft setzten. Bis zu einem gewissen Punkt gegen Ende der Geschichte klappt das auch durchaus solide. Doch irgendwann kommt dann einfach der Punkt, an dem der ein oder andere Hinweis nicht geschadet hätte. Alte Hasen kennen die Kniffe natürlich noch von damals und finden ohne Probleme den Weg zum nächsten Schlüssel oder Tempel. Neue (oder vergessliche) Spieler hingegen könnten hier an gewissen Stellen jedoch durchaus gefrustet und ziellos durch die Spielwelt Cocolint wandern. Ohne entsprechende Guides, oder das zufällige Finden eines Hinweises oder einer versteckten Treppe, ist das Durchspielen hier nicht immer ein Spaziergang.

##bild81387links##Auch die thematisch sehr abwechslungsreichen Gebiete auf Cocolint sind mitunter sehr vertrackt, was die Wegfindung erschwert. Hierbei schafft aber immerhin das praktische Teleportsystem Abhilfe. Hat man ein magisches Feld zum ersten Mal betreten oder freigelegt, kann man munter quer durch die Spielwelt zu bestimmten Hotspots springen – es wurden im Vergleich zum Original sogar einige neue ergänzt. Hinzu kommt, dass man sich nun scrollend durch die Spielwelt manövriert, statt wie damals von Mini-Gebiet zu Mini-Gebiet. In gewissen Situationen, zum Beispiel in Dungeons oder wo es die Situation nötig macht, gibt es aber auch im Remake noch den traditionellen Kameraschwenk. Allen alten Designschwächen zum Trotz muss man dem Remake aber eines zugutehalten: Wiederkehrende Spieler werden hier vor nostalgischen Gefühlen zu kaum einem Moment sicher sein. Die Grafik hat sich zwar grundlegend verändert, doch der Charme, der Aufbau und die perfekte musikalische Untermalung fangen das Feeling des Originals atemberaubend gut ein. Dazu wurden die ikonischen Musikstücke neu aufgelegt und gefallen mindestens genauso gut wie die piepsigen Jingles aus der Kindheit – wenn nicht sogar besser.

„Alles glänzt, so schön neu“
Da Musik und Gameplay, sowie der Aufbau von Cocolint im Kern weitestgehend gleich geblieben sind, ist die Optik der Neuauflage wohl der offensichtlichste Punkt den es zu besprechen gilt. Hier waren Fans und Presse nach der Ankündigung zunächst etwas skeptisch, da Nintendo und Grezzo sich hier für einen plastikartigen Chibi-Look entschieden haben. Verstärkt wird dieser Spielzeug-Look zudem noch durch den sogenannten Tilt-Shift-Effekt, bei dem oben und unten horizontale Portionen des Geschehen bewusst verwaschen werden, sodass das Zentrum des Blickes wie aus einem Miniatur-Wunderland wirkt. Die Optik ist definitiv Geschmackssache und nichts für jedermann, objektiv betrachtet passt die Szenerie aber gut zur Thematik. Besagter Unschärfe-Effekt wäre an sich auch ganz nett, wurde aber leider nur sehr halbgar umgesetzt. Nicht selten flackern gerade dort Kanten von 3D-Modellen, was den Blick vom Hauptakteur ablenken kann. Viele Stimmen im Netz hätten es zudem begrüßt, wäre diese optische Spielerei optional gewesen. Doch wie sagt man: Zeit heilt alle Wunden. Irgendwann gewöhnt man sich so sehr daran, dass man es sogar komplett ausblendet.

##bild81386rechts##So schön und gut die neue Grafik und Spielwelt auch aussehen mögen, wirklich rund läuft das Geschehen nicht. Schon am Strand und im Mövendorf merken geschulte Augen, dass das eigentlich in 60 Bildern pro Sekunde gerenderte Spiel Probleme hat die Bildrate zu halten. Spätestens aber im Sumpf merkt dann aber fast jeder: Okay, hier stimmt was nicht. Selbst technische Analysen von Eurogamer (Digital Foundry) oder ModernVintageGamer sind sich nicht hundertprozentig sicher, woran das liegt. Vermutet wird eine Limitierung durch die begrenzte Speicherbandbreite der Switch. Andererseits brachte aber das manuelle Übertakten einer gehackten Switch immerhin weniger große Einbrüche bei der Bildrate. Lange Rede gar kein Sinn: Hier muss Grezzo definitiv nachbessern, da einigen Spielern durch den extrem häufigen Sprung von 60 auf bis unter 30 FPS durchaus auch etwas mulmig werden kann. Vergleicht man überdies die Komplexität der Darstellung mit Titeln wie Bayonetta 2 oder Super Mario Odyssey – beides 60 FPS-Spiele -, so kommt einem als Tester schon die Frage, wo hier etwas im Argen liegt. Vor allem Odyssey sieht grandios aus, kommt in vollem 3D daher und hält die fluffige Bildrate meisterhaft aufrecht. Eventuell hätte ein Limit auf 30 FPS hier von vorneherein mehr Sinn ergeben.

Wie kurz schon erwähnt ist beim Gameplay im Grunde das Meiste beim Alten geblieben. Im Gegensatz zur mäßigen Performance kann man in Sachen Steuerung aber nur Positives loswerden. Ebenso wie damals kann sich Link auch hier wieder in acht Richtungen, also auch diagonal bewegen. Neu ist jedoch dass des Helden neues 3D-Modell nun auch schräg schauen kann, wenngleich die Animation mangels sauberer Übergänge etwas gewöhnungsbedürftig ausschaut. Ein großes Problem des Originals war es aufgrund technischer Limitierungen damals, dass man ständig seine Items den zwei Aktionstasten des Game Boys neu zuweisen musste. Dementsprechend viel Zeit verbrachte man im Menü um immer passend zur Situationen ausgerüstet zu sein. Im Remake hat man das zum Glück ordentlich etschärft, da mittlerweile einfach viel mehr Tasten zur Auswahl stehen. So kann man nun beispielsweise per Druck auf die rechte Schultertaste mit den Pegasusstiefeln rennen oder mit der L-Taste den Schild zücken. Auch das wohl am meisten genutzte Schwert hat nun eine eigene, permanente Tastenzuweisung. Die restliche Werkzeuge muss man zwar immer noch wie gehabt per Menü wechseln, blieb aber bis zum Ende nicht nervig oder umständlich in Erinnerung.

„Die (Unter-)Welt mit Staub bedeckt, doch ich will sehen wo’s hingeht“
##bild81385links##Ganz ohne Neuerung kommt natürlich auch dieser im Kern sehr gut konservierte Titel nicht daher. Wie so oft hat man auch hier Unterstützung für amiibos eingebaut, oder etwas spezieller: Zelda-amiibos. Diese erfüllen zugleich zwei Funktion, die beide auch den neuen Dungeon-Baukasten betreffen. Diesen kann man schon recht früh im Spiel finden, und man kann dort mit Hilfe diverser Raum-Bausteine seine eigenen Verliese zusammenschustern. Je mehr man im Spiel voranschreitet, auf desto mehr Teile bekommt man auch Zugriff. Wer im Besitz besagter amiibos ist, kann zudem zusätzliche Teile freischalten sowie als erschwerendes Element den guten, alten Schatten-Link mit einbauen. Ebenfalls ganz nett: Man kann zwar seine gebauten Dungeons nicht online oder per Passwort-System teilen, aber immerhin die Daten aber auf dem Speicher einer amiibo-Figur unterbringen und an Freunde weitergeben.

Der Baukasten an sich ist zwar ganz nett gemeint, fühlt sich aber auch ziemlich aufgezwungen an und ist erst nach Abschluss der Geschichte wirklich sinnvoll, da man vorher einfach zu wenig Teile besitzt um sich kreativ ausleben zu können. Doch selbst dann verlor – zumindest ich persönlich – schnell das Interesse, da es doch sehr frickelig zugeht, gebaute Werke nicht direkt geteilt werden können und der Modus auch sonst außer zum Rubine farmen keinen wirklichen Mehrwert bietet. Wer gerne trotzdem weiter Dungeons durchforsten oder sich mit Freunden und Geschwistern gegenseitig herausfordern möchte, könnte hier auch ohne Online-Anbindung durchaus seinen Spaß haben.

Fazit

##bild81384rechts##Endlich ist es da! Etliche Jahre ist es her, dass das Original-Zelda zum ersten Mal über die Ladentheke wanderte. Für viele junge Erwachsene (allein schon mindestens zwei in unserer Redaktion) war der Titel zudem das erste überhaupt gespielte Zelda-Game. Gerade deshalb ist diese grandiose Umsetzung an nostalgischem Charme nicht zu übertreffen. The Legend of Zelda: Link’s Awakening ist eine Ode an alte Zeiten, wirkt aber dank des neuen Anstrichs durchaus auch frisch und zugänglich für diejenigen, die das Spiel zum ersten Mal anrühren. Neben dem grandios neu aufgelegten Soundtrack und dem gut erhaltenen und sinnvoll erweiterten Gameplay, gibt es allerdings auch einen Wermutstropfen: die Performance. Gerade bei Hauseigenen Titeln ist man es als langjähriger Spieler gewohnt, das alles wunderbar fluffig läuft und dabei trotzdem ansehnlich ist. Hier jedoch drückt die instabile Framerate so sehr in den Vordergrund, dass es einige Menschen doch schon sehr stören kann. Sollte Grezzo dieses Problem jedoch in naher Zukunft mit einem Patch adressieren, gibt es auch für die letzten Personen keine Ausrede mehr. Dieses Remake muss man einfach mal erlebt haben, sei es alter Hase oder als blutiger Zelda-Anfänger. Muschelsammler (und Peter Fox-Fan): Sebastian Mauch [Paneka] für PlanetSwitch.de Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

Wertung 89 / 100

Spaßiges Remake im gewagten Stil, das vor Nostalgie nur so sprudelt und auch Neueinsteigern gefallen kann.

Pro

  • Tolle, neue Chibi-Optik…
  • Spielgefühl des Klassikers nahezu perfekt konserviert
  • Grandiose Neuauflage des Soundtracks
  • Fordernder Schwierigkeitsgrad
  • Heldenmodus direkt wählbar
  • Knifflige Dungeons
  • Amiibo-Unterstützung

Contra

  • …mit aufdringlichem Tilt-Shift-Effekt
  • Heftige Schwankungen bei der Bildrate
  • Dungeon-Builder wirkt aufgezwungen und begeistert mäßig
  • Altbackenes Spieldesign kann für Frust sorgen

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