The Bradwell Conspiracy

##bild82684rechts##Da wohnt man der einfachen Benefiz-Gala eines großen Forschungskonzerns bei und plötzlich fliegt einem der Laden um die Ohren. Unschön, zumal der am Stonehenge platzierte Komplex der Firma Bradwell auch noch über reichlich Tunnel und Untergrundanlagen verfügt, in die ihr natürlich unvermittelt hineinkracht. Aber dies ist auch Stein des Anstoßes für ein Knobelabenteuer, bei dem ihr das aufdeckt, was der Großkonzern abseits seiner öffentlich bekannten Forschung treibt. The Bradwell Conspiracy verspricht in dieser Hinsicht zumindest ein spannendes Erlebnis mit einem interessanten Gameplay-Kniff. Leider machen die Umsetzung der Handlung sowie die technischen Schwierigkeiten der Switch-Umsetzung der Erfahrung einen deutlichen Strich durch die Rechnung.

Unter Druck
Nachdem man unter der Anweisung der hilfreichen KI in der High-Tech-Brille seine ersten Schritte im verwüsteten Museumsbereich getätigt hat, tritt schnell eine zweite Spielfigur auf den Plan, mit der ihr eigentlich nur aus dem Schuttthaufen raus möchtet. Leider trefft ihr Dr. Amber Randall nicht persönlich, denn zunächst ein Tor und anschließend mehrere Räume trenne euch und eure Gefährtin sowohl voneinander als auch vom rettenden Ausgang – lediglich die Brillen ermöglichen einen Kommunikationsweg. Aufgrund einer Rauchvergiftung kann euer Charakter zudem nicht sprechen, weswegen ihr Amber mit Fotos über eure aktuelle Situation informieren müsst. Auch dies geschieht über die futuristische Brille und ist mit einem einfachen Druck auf die R-Taste erledigt. Schön hierbei: Amber hat für reichlich Umgebungsobjekte passende Bemerkungen am Start und verrät euch dabei mehr über das, was in der Forschungsanlage lief. Eine gesunde Schippe schnippische Kommentare in Bezug auf unnütze Beobachtungen sind dabei natürlich ebenfalls vertreten. Dennoch gibt es deutlich mehr, worauf sie leider keinerlei Reaktion zeigt und sich lediglich verwirrt gibt. Wie lange man an dem Feature allgemein Freude hat, hängt zudem davon ab, wie sehr man ihre generell freundliche Art mit Hang zum Sarkasmus mag.

##bild82687links##Ambers Hilfe wird auch in einigen Rätseln erfordert, wenn sie etwa bestimmte Tore öffnen oder Laufstege ausrichten soll. Der Löwenanteil der Knobeleien ist jedoch einem tragbaren 3D-Drucker zugewiesen, den ihr bereits recht früh einsteckt. Damit könnt ihr bestimmte Umgebungsobjekte in Substanz umwandeln und diese dann zur Erstellung neuer Sachen, deren Blaupausen ihr gefunden habt, nutzen. So will etwa in der einführenden Lektion eine Verbindung zwischen zwei Punkten auf einem Museumsboden hergestellt werden, indem ihr passende Bodenplatten herstellt. Leider werden die Puzzles praktisch nie komplex. Lediglich eines von ihnen erfordert tatsächlich etwas Denkarbeit, bei den anderen gilt es entweder, schlichtweg fehlende Objekte einzusetzen oder mit gewissen Konstrukten Laufwege zu bauen. Letzteres kann dabei schon mal aufgrund der fummeligen Ausrichtung der dafür nötigen Holzstege leicht frustrierend ausfallen, da sie sich häufiger nicht sofort so platzieren lassen, wie man es eigentlich bräuchte – und das ganz ohne offensichtlichen Hinweis dafür, wo das Problem liegt.

Geruckelt, nicht gerührt
Ähnlich enttäuschend verhält es sich zudem auch mit dem Verlauf der um die drei bis vier Stunden umfassenden Handlung. So werden zwar einige spätere Enthüllungen solide aufgebaut und es gibt reichlich zusätzliche Texte und Dialoge, die das Setting ausstaffieren, doch das Finale möchte einfach nicht zünden. Stattdessen fühlt sich der Abschluss extrem abrupt und unbefriedigend an. Ebenfalls unschön: Zwar sind die auf den Angestellten-PCs sichtbaren E-Mails löblicherweise allesamt ins Deutsche übersetzt worden, diverse andere Umgebungstexte wie Poster oder Briefe bleiben jedoch in englischer Sprache. Somit hat man ohne entsprechende Englischkenntnisse nicht einmal etwas von der kompletten Grundstimmung des Settings.

##bild82685rechts##Nicht zuletzt ist die technische Komponente von The Bradwell Conspiracy gleichermaßen ernüchternd. Zwar wirken die Umgebungen stilistisch stimmig und generell merkt man von der niedrigeren Auflösung im Handheld-Modus der Switch recht wenig, doch bereits beim Aufstehen zum Spielstart sorgt ein Blick in eine bestimmte Richtung für gewaltige Framerate-Einbrüche. Über weite Teile stabilisiert sich das Bild danach glücklicherweise, nur um im letzten Drittel noch einmal richtig zum Dauerruckeln anzusetzen. Das wirkte sich bei mir in einigen Szenen sogar auf die Sprachausgabe aus, die plötzlich nur noch langsam und abgehackt abgespielt wurde. In meinem Testlauf habe ich auch keinerlei bedeutende Unterschiede zwischen der Performance im Handheld-Modus und über das Switch-Dock feststellen können. Diese Ruckelpartien machen präzisere Eingaben, wie sie mancherorts notwendig sind, ungemein schwerer. Ein wenig mehr Optimierungsarbeit wäre auf jeden Fall nötig gewesen.

Fazit

The Bradwell Conspiracy hat auf jeden Fall Potenzial. Das kann ich bei bestem Willen nicht bestreiten. Das Einführungsareal ist zwar etwas langsatmig, doch sobald ihr Kontakt mit eurer Ingame-Kumpanin aufgenommen hat, kommt das stimmige Adventure in Schwung. Man fühlt sich in den Alltag des Forschungskomplexes ein und merkt schnell, dass hier alles nicht so utopisch ist, wie es für die Außenwelt vorgegeben wird. Leider kracht dieser Spannungsbogen im letzten Spielteil in den Keller und als der Abspann über den Screen lief, konnte ich nur noch ein enttäuschtes „Das war's?“ von mir geben. Dass ich gerade in diesen letzten Segmenten auch mit mehr Frustmomenten kämpfen musste, weil ich bestimmte Puzzle-Objekte nicht so platzieren konnte, wie es logisch erschien, oder weil die ständigen Ruckelpartien in den Abschluss-Arealen alles andere als ansehnlich ausfallen, kommt noch erschwerend dazu. Und das ist alles schade, denn speziell mit dem etwas anderen Inventar-System, durch das man beinahe beliebig viele Kopien von bestimmten Objekten erstellen kann, hätte Tür und Tor für spannende Rätsel öffnen können. Stattdessen baut man damit primär Brücken oder setzt Dinge nach Schlüssel-Schloss-Prinzip ein. Falls euch der Sinn nach einem atmosphärischen Abenteuer in einem Untergrund-Forschungskomplex steht und keine meisterliche Auflösung der Mysterien oder gar großartige Knobeleien erwartet, ist The Bradwell Conspiracy zumindest auf anderen Plattformen sicherlich noch einen Blick wert. Speziell die Switch-Version hätte aber noch den ein oder anderen Performance-Patch nötig, bevor ich hier ein ähnliches Urteil aussprechen könnte. Wäre vermutlich einfach liegengeblieben: Tjark Michael Wewetzer [Alanar] für PlanetSwitch.de Vielen Dank an Bossa Studios für die freundliche Bereitstellung des Reviewcodes.

Wertung 2 / 5

Mittelprächtiges Atmosphäre-Adventure mit einfallslosen Puzzles, technischen Macken und einer Story, die zum Schluss gehörig an Schwung verliert.

Pro

  • Starker Story-Aufbau…
  • Atmosphärische Umgebungen

Contra

  • …mit unbefriedigender Auflösung
  • Routine-Knobeleien
  • Teils heftige Ruckeleinlagen

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