The Stretchers

Tatütata, The Stretchers sind da! Nintendo schickte das Spiel rund um ein Sanitäterteam ohne große Ankündigungen am 8. November ins Rennen und konnte damit den ein oder anderen Switchbesitzer überraschen. Nach Informationen der Kollegen von Nintendo Connect (Link) war der Titel bereits seit Monaten fertig für den Release und sollte wohl pünktlich zur E3 veröffentlicht werden, was wohl am Ende nicht mehr funktionierte. Ähnlich wie bei SnipperClips geht die Entwicklung des Titels übrigens nicht auf Nintendos Kappe, stattdessen wurde der Hauptteil vom schwedischen Entwickler Tarsier Studios (Little Nightmares, Little Big Planet 3) beigetragen. Bisher bewies der japanische Publisher aber äußerstes Fingerspitzengefühl bei der Akquise von Titeln, die er zwar nicht intern entwickelt aber selbst veröffentlicht. Im Test kläre ich die Frage, ob Nintendo auch dieses Mal mit ihrem Gespür richtig liegt.

Vier Fäuste (und eine Trage) für einen Dusler
##bild82809rechts##Die Geschichte des Titels nimmt ihren Anfang in einem kleinen Örtchen auf der südlichen Seite von Greenhorn Island. Dort, gleich neben dem örtlichen Krankenhaus, lebt ein eingeschworenes Team, das einem gemeinsamen Job nachgeht: Sie sind Sanitäter und Fahrer des einzigen Krankenwagens der Stadt. Beide sind außerdem gut unterscheidbar in Blau und Rot gekleidet. Im Haus gibt es neben einem Stockbett, einer großen Leinwand und der Garage auch noch ein Akkordeon, das gleich das Kernelement des Gameplays demonstriert: Die Steuerung der beiden Ersthelfer erfolgt jeweils über einen der beiden Joy-Cons, das heißt ich muss mit beiden Sticks die Figuren zum Musikinstrument navigieren, dieses mit beiden Schultertasten aufnehmen lassen und parallel auf- und zuziehen um, je nach künstlerischer Begabung und Fingerfertigkeit, wohlklingende Musik zu erzeugen. In der Garage angekommen setzt sich unsere Disponentin mit uns in Kontakt und berichtet dem Sanitäterteam und mir von dem neuesten Notfall: Mysteriöses passiert auf dem örtlichen Bauernhof! Mit Blaulicht und Martinshorn rollt der Krankenwagen aus der Garage und, je nachdem wer auf der Fahrerseite eingestiegen ist, übernimmt ein Joy-Con die Kontrolle über das Steuer und der andere über das Gaspedal. Anfangs noch etwas ungeschickt manövriere ich uns über die gefüllte Straße, teilweise auch über Fußgängerwege und ganze Getreidefelder, bis hin zum Einsatzort. Dort angekommen steigt das Team aus und eine Trage wird aus dem Rucksack des jeweils Anderen gezogen. Die wird bis zum ersten Opfer gezerrt und dieser erste Patient darauf buchsiert. Mit Sack und Pack geht es zurück zum Rettungswagen, der den Kranken geradezu einsaugt und offenbar noch ordentlich Hunger hat. Also werden auch die letzten Verletzten im Inneren des fahrbaren Ungetüms verstaut und es geht zurück zum Krankenhaus, bei dem schon die Ärzte mit der neuesten Erfindung vom sogenannte Professor Doktor aufwarten: Dem Entdusler 3000! Dort werden die Passagiere, also die Dusler, hineinverfrachtet und von ihrer mysteriösen Krankheit befreit.

##bild82811links##Das gefällt dem bösen Supergenie Käpt’n Superhirn natürlich ganz und gar nicht und er droht der Ärzteschaft sowie uns Helferlein furchtbare Rache an. Schließlich hat er sich die Mühe gemacht, seine Mitbürger zu verduseln und eine Heilung kommt gar nicht in Frage! Und so verschwindet der Erzfeind und wenig später landen auch schon zwei weitere Notfälle in der Notrufzentrale. Auf der Karte kann ich mich nun für eine Mission entscheiden, anschließend geht es ohne Rücksicht auf Verluste zum Zielort und dort angekommen startet ein Timer. Innerhalb dieser Zeit gilt es nun die Dusler in den Krankenwagen zu schaffen und am Krankenhaus abzuladen. Der Weg zu den Hilfebedürftigen ist natürlich immer wieder durch diverse Hindernisse blockiert und weitere Mechaniken wie ein lenkbarer Wasserstrahl oder eine verschiebbare Kiste helfen beim Lösen der Rätsel. Später kommen neben den Storymissionen auch Nebenaufgaben hinzu, die sich rund um neue Mechaniken wie eine Zeitbombe, die beim Aufheben anfängt zu ticken, oder eine Zweimannsäge, die rhythmisch von zwei Personen bedient werden muss, drehen. Diese finden im Laufe des Spiels immer wieder an Anwendung finden und enthüllen im Idealfall sogar versteckte Sammelobjekte.

Fazit

Mit The Stretchers wird die Nintendo Switch-Welt um einen weiteren Couch-Koop-Titel erweitert, der einen besonderen Kniff aufweist und die Stärken der Hardware innovativ nutzt. Im Vergleich zu SnipperClips geht es in 3D-Gefilde sowie in ein wirklich unverbrauchtes Setting und nicht zu vergessen: Dieses Mal lässt sich das Spiel auch gänzlich ohne die Hilfe eines Partners spielen, was es entweder einfacher oder schwerer werden lässt - das hängt beim Solospiel ganz von der Hand-Augen-Koordination und beim Multiplayer von der Kommunikation zwischen den Spielern ab. Zusammen mit einem Mitspieler macht das Spiel dafür aber so gut wie immer Spaß, da es hier dank übertriebener Ragdoll-Physik zu urkomischen Situationen kommen und fehlende Absprachen schnell zu stressigen Augenblicken führen kann. Beim Thema Umfang gibt es nicht allzu viel auszusetzen: Es gibt viele Haupt- und Nebenmissionen, einige Sammelobjekte sowie Achievements und auch das Gameplay wird zu den richtigen Stellen erweitert, sodass quasi nie Langeweile entsteht. Vielleicht könnte die Welt selbst noch ein wenig mit Leben gefüllt werden, denn so richtig viel passiert abseits der Missionen leider nicht. Es lohnt kaum, durch die Landschaft zu schlendern oder mit dem Rettungswagen entlegene Orte zu besuchen - die sind fast alle den Storyaufgaben vorenthalten. Insgesamt kann man mit diesem Titel aber kaum etwas falsch machen, besonders nicht bei diesem Preis und wenn man einen Koop-Partner in greifbarer Nähe hat - Online-Multiplayer wird leider nicht unterstützt. Ich bin Arzt, lasst mich durch! Nicola Hahn [501.legion] für PlanetSwitch.de Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung des Reviewcodes

Wertung 4 / 5

Ein aberwitziges Koop-Abenteuer mit innovativer Steuerung.

Pro

  • Umfangreiche Aufgaben, Sammelobjekte und Achievements
  • Auch alleine spielbar
  • Innovatives Konzept

Contra

  • Etwas unspektakuläre Oberwelt

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