##bild82956rechtshoch##Na, wer kennt ihn noch, den freundlichen Doktor Kawashima? Stets ein paar interessante Fakten parat, und eine Mimik die ihresgleichen sucht. Zu Nintendo DS-Zeiten revolutionierte der Hirnforscher zusammen mit Nintendo gewissermaßen das Rätselspiel-Genre. Wobei auch der DS an sich seinen Teil dazu beigetragen hat. Schließlich bot es sich einfach an, mit dem kleinen, aber feinen Stylus Zahlen und Buchstaben auf den Touchscreen zu kritzeln. Kein Wunder, dass außerdem noch weitere derartige Titel wie Big Brain Academy oder das sehr lehrreiche English Training erschienen. Nach dem diabolischen Gehirnjogging auf dem 3DS (zum Test) war eine Switch-Umsetzung ja eigentlich fast schon überfällig, fand dann aber doch recht flott seinen Weg auf den Handheld-Hybriden, vor allem wenn man einen Vergleich zu der immensen Europarelease-Verzögerung des 3DS-Ablegers zieht. Doch wie soll das nun eigentlich funktionieren? Schmiert man in Dr. Kawashimas Gehirnjogging für Nintendo Switch einfach nur mit dem Finger umher, oder steckt mehr dahinter? Das und mehr erläutere ich für euch im folgenden Test. Anmerkung vom Doktor: Lautes Lesen regt besonders den präfrontalen Kortex an!
Willkommen zurück!
Er ist wieder da. Startet man die Software, wird man direkt mit dem gewohnt freundlichen Grinsen des Low-Polygon-Kopfes von Dr. Kawashima begrüßt. Doch etwas stimmt nicht, der werte Herr liegt auf der Seite. Das liegt daran, dass man hier aus praktischen Gründen fast ausschließlich im Hochformat rätselt. Das entlastet zum einen die haltende Hand, und zum anderes ist das Layout der Aufgaben so besser darstellbar. Auf mit angeschlossenen Joy-Cons fühlt sich selbst die große Ur-Switch nicht allzu schwer an. Allerdings kann es bei Linkshändern schon mal vorkommen, dass man versehentlich den Lüfter-Auslass mit dem Handballen blockiert. Das führt hier und da mal zu einem kurzem Aufheulen des Lüftermotors, stört aber im Alltag nicht wirklich.
##bild82955linkshoch##Eingaben kann man zwar mit dem Finger tätigen, empfehlenswert ist diese Methode jedoch nicht. Käufer der Modulversion erhalten nämlich einen in der Box inkludierten Touchpen. Das mag zwar von außen nicht unbedingt den Anschein machen, wird aber auf dem Cover explizit erwähnt. Und in der Tat, beim Öffnen der Box fiel mir ein recht großer und damit sehr handlicher Stylus entgegen. Ein Rat von mir an dieser Stelle: Macht nicht denselben Fehler wie ich und greift eher zur digitalen Version. Ein solches Spiel ist darauf ausgelegt, täglich für ein paar Minuten gestartet zu werden. Dementsprechend nervig ist es, ständig für andere Spiele das Modul zu entfernen und später wieder einzulegen. Käufer der digitalen Version kommen sogar prinzipiell ein paar Euro günstiger weg, können sich aber über den MyNintendo-Store einen Stylus bestellen. Rechnet man diese paar Taler dazu, nehmen sich die digitale und Modulsversion preislich praktisch nichts.
Ihr geistiges Alter ist: 78!!
Uff. Als der Doktor nach dem ersten Test mit diesem Ergebnis um die Ecke kam, stellte sich doch etwas Ernüchterung ein. Das magere Erstergebnis lag aber wohlgemerkt nicht an der Eingabemethode per Stift, der funktioniert nämlich tadellos. Stellt man den seit Super Mario Maker 2 verfügbaren Stylus-Modus in den Switch-Einstellungen ein, laufen die Eingaben nämlich trotz der dicken Spitze nahezu fehlerfrei ab. Alle Ängste, es würde sich dabei um einen 08/15-Stift mit Gummikappe handeln, waren zudem unbegründet. Das untere Ende des Stylus ist nämlich mit einem groben Stoff besetzt, der fast schon zu sanft über mein Schutzglas gleitet. Aber auch auf dem Plastik des Bildschirms darunter sollte alles locker von der Hand gehen. Keine Einwände zum Stift an sich also, doch in der Software sieht es schon etwas dürftiger aus. Die Logik zur Schrifterkennung funktioniert – zumindest bei mir – nämlich nur äußerst zickig. Gerade Vieren und Fünfen muss ich nicht selten mehrmals schreiben, bis es vom Spiel erkannt wird. Ich hab sogar schon Anpassungserscheinungen in Hinsicht auf die Art und Weise, wie ich Zahlen und Buchstaben male. Das Ganze klappte – zumindest wenn mich meine Erinnerungen nicht trüben – sowohl auf dem 3DS und gar auf dem DS besser. Vielleicht habe ich mir im Laufe der Jahre und durch die fortschreitende Digitalisierung auch nur eine wahnsinnige Sauklaue angeeignet, oder der Stift gleitet einfach zu reibungslos auf dem Schutzglas des Displays – wer weiß das schon.
##bild82954rechtshoch##Doch zurück zum Ergebnis: Zunächst muss man sich erstmal an das Rumschmieren mit dem großen Stift gewöhnen. Aber auch die Aufgaben sollte man zumindest einmal gespielt haben, bevor man den Anspruch erhebt Topergebnisse zu erzielen – welche witzigerweise sogar per E-Mail-Service an sich selbst oder Mitglieder einer Familiengruppe verschickt werden können. Hinzu kommt: Luft für Verbesserungen ist immer vorhanden. Ja, ja, man es sich auch schönreden! Nein, Spaß beiseite. Im Grunde bietet das Spiel zwei Möglichkeiten: Eure täglichen Übungen, sowie den gerade bereits erwähnten Test zur Ermittlung des geistigen Alters. Letzterer erstreckt sich über drei recht kurze Disziplinen. Zum einen wird die Selbstkontrolle getestet, also wie schnell man Informationen validieren und verarbeiten kann. Die zweite Aufgabe testet eure Info-Verarbeitung, also wie schnell man generell ist. Zu guter Letzt ist auch noch das Kurzzeitgedächtnis dran, das vor allem mit Zahlen und Wortmerkrätsel an die Hirnsubstanz geht. Daraus ermittelt das Programm dann schließlich euer geistiges Alter. Optimalerweise hätte dieser Wert bei mir natürlich bei 26 liegen sollen. Nach ein paar Tagen Übung schafft man es in der Regel dann aber sogar, sein empfohlenes geistiges Alter zu unterbieten. Schafft man es auf den Mindestwert 20, darf man sich sogar auf eine kleine Überraschung gefasst machen.
Neben dem dreistufigen Test könnt ihr eure Fähigkeiten auch in allerlei Übungen auf Hochglanz polieren. 13 an der Zahl werden nach aktuellem Stand dargeboten, die man allesamt schon nach wenigen Tagen freigeschaltet hat. Nach gutem einem Monat hängt mir die eine oder andere Aufgabe aber auch schon etwas zum Hals raus. Glücklicherweise wurde bereits Nachschub für den Februar angekündigt. Bis dahin lässt es sich aber durchaus auch mit „Rechnen 25“, „Zahlen sortieren“ und „Zeitung lesen“ aushalten. Dort muss man etwa 25 simple Rechenaufgaben lösen, vier oder mehr ganz kurz eingeblendete Zahlen aufsteigend antippen, oder aber auch einen Zeitungsartikel möglichst schnell zweimal laut vorlesen. Die Auswahl ist recht abwechslungsreich, doch sind einige Disziplinen wie das Zeitungslesen und ähnliches sehr schwammig definiert. In der Aufgabe „Wort bilden“ klebe ich beispielsweise stets am unteren Ende der Skala und schaffe es nur selten, mal eine Spitze im Diagramm zu erzeugen. Hier muss man aus zufällig im Kreis angeordneten und rotieren Buchstaben das gesuchte Wort ermitteln. Keine leichte Aufgabe, zumindest für mein Hirn.
Fußgänger oder Rakete?
##bild82953linkshoch##Umso schneller ist es dafür beim Rechnen oder Erfassen visueller Informationen, weshalb dort beispielsweise die Klassifizierung Flugzeug oder einmal sogar Rakete keine Seltenheit ist, wohingegen beim Wortbilden nur ein Fußgänger angezeigt wird. So bewertet die Software nach jeder Übung anhand einer festen Skala eure Leistungen. Gesammelte Ergebnisse werden sowohl beim Geistestest, als auch beim Training übersichtlich in Diagrammen protokolliert, und lassen sich nun sogar dank Nintendo Switch Online mit den Leistungen von Freuden vergleichen – die passende Mitgliedschaft natürlich vorausgesetzt. Auch Dr. Mario-Fans dürfen aufhorchen: Die beliebte Bazillenjagd ist auch wieder mit an Bord und entpuppt sich über allen anderen als die am meisten zeitfressende Einheit.
Später, eventuell sogar passend zum angekündigten Inhaltsupdate, soll sich auch die im Menü des Spiels bereits angeteaserte „Gehirnjogging-Weltmeisterschaft“ dazugesellen. Was man sich darunter jedoch vorstellen darf, bleibt noch abzuwarten. Fakt ist: Man wird sich mit anderen Denkspiel-Fans messen dürfen. Das kann man allerdings schon jetzt: Unter „Schnelles Spiel“ haben sich nämlich mit „Vögel zählen“, “Flagge zeigen“ und „Kisten zählen“ noch drei Mehrspieler-Übungen versteckt. Hier schnappt sich jeder einen Joy-Cons und ahmt Bewegungen im Stile von „Simon sagt“ nach, oder zählt Kisten oder Vögel. Das geht nicht nur intuitiv von der Hand, sondern macht kurzzeitig auch ziemlich viel Spaß – perfekt um spielerisch Entscheidungsstreitereien beizulegen! Das war’s aber noch nicht an originellen Einsatzmöglichkeiten der Joy-Cons. Zwei Übungen fordern euch nämlich auf, den rechten Controller zu entfernen und den Infrarotsensor in Richtung der jeweils anderen Hand zu halten. Dabei muss man entweder Schere, Stein, Papier spielen, oder Zahlen oder bestimmte Gesten zeigen. Die Erfassung funktioniert dabei makellos und zeigt mal wieder, dass das chronisch unterbenutze Switch-Feature so einiges auf dem Kasten hat. Switch Lite-Nutzer und -Nutzerinnen schauen hier übrigens ohne separate Joy-Cons in die Röhre. Der Rest des Spiels lässt sich aber auch dort perfekt nutzen.