##bild84238rechts##Tja, hier sind wir wieder. Miitopia. Das Mii-Rollenspiel, welches ein bizarres Erlebnis im Stile von Tomodachi Life (zum Test) versprach, mir jedoch schlussendlich nur als Einschlafhilfe diente (zum Test). Und nun liegt ausgerechnet dieses Spiel wieder hier auf meinem Schreibtisch. Und natürlich war ich der Einzige in unserem Team, der gerade etwas Luft dafür hatte. Aber hey, vielleicht habe ich dem RPG damals Unrecht getan. Vielleicht steckt hinter dem simplen Spielprinzip ein tieferer Sinn. Vielleicht zündet der Humor auf der Switch dank einer neuen Pferdestärke besser. Vielleicht habt ihr nicht bereits die Wertung gesehen und bemerkt, dass sich auch mit dem Switch-Port nichts bedeutendes an meiner Meinung ändert. Bei derart vielen Möglichkeiten kommt man glatt ins Grübeln.
Gesichtsbehandlung
Immerhin ist das Ausgangsszenario schön schräg: Ein dunkler Fürst bedroht den Frieden von Miitopia, indem er die Gesichter der Mii-Bevölkerung stiehlt. Euer eigenes Helden-Mii wird da mehr oder minder unfreiwillig hineingezogen, entpuppt sich aber auch schnell als eines der wenigen Lebewesen, die dem bösen Obermacker Paroli bieten können. Der Clou dabei: Ihr selber bestimmt die Besetzung! Ob nun euer großer Bruder Gesichter mopst oder ihr lieber Batman dazu verdonnert, ist vollkommen euch überlassen. Auch die Mitglieder eurer wachsenden Heldengruppe sowie die Einwohner Miitopias liegen in eurer Hand – von wichtigen Persönlichkeiten wie dem König von Anfangs bis hin zu vernachlässigbaren Statisten, die mit simplen Phrasen für etwas Atmosphäre sorgen. Dafür notwendige Miis lassen sich im gewohnten Editor zusammenstellen, die neuen Make-up- und Perücken-Optionen eröffnen darüber hinaus noch mehr Möglichkeiten. So sehr sogar, dass zahlreiche Fans bereits eine Vielzahl beeindruckender Figuren aus Film, Fernsehen und der Welt der Videospiele nachgebaut haben. Die Mii-Anpassungen sind mit Abstand das heimliche Highlight von Miitopia. Kreativ ungeschickte Spieler oder faule Redakteure können hingegen bei 08/15-Figuren auf vorgefertigte Miis zurückgreifen oder alternativ das Internet bedienen. Letzteres bietet Zugriff auf Schöpfungen eurer Freunde, per Code ansteuerbare Kataloge anderer Spieler sowie ein Best-of der 3DS-Miitopia-Besetzungen.
##bild84253links##Ist alles geklärt, geht es in den eintönigen Abenteureralltag. Jedes Ausflugsareal schickt eure Truppe vollautomatisch durch die Korridore, wobei ihr hin und wieder mal an Abzweigungen das weitere Vorgehen bestimmen dürft. Dabei winken selbstverständlich gerne mal Schätze, oft aber auch schlichtweg Monster. Kommt es zum Kampf, werdet ihr leider ebenfalls größtenteils zum Zuschauen verdammt. Lediglich euer allererstes Helden-Mii untersteht eurem direkten Kommando, der Rest eurer bis zu vier Köpfe starken Truppe agiert automatisch. In vielen Punkten funktioniert das, gelegentlich neigt die KI jedoch auch zu weniger hilfreichen Manövern – wie der Heilung eines Gruppenmitglieds, wenn der Gegner mit dem nächsten Schlag eh weggepustet wäre. Zufallsereignisse wie die Persönlichkeitseigenschaften eurer Miis können ebenfalls hilfreich wie hinderlich sein. Immerhin: Der recht früh auflesbare Pferdebegleiter, der neu im Switch-Port ist, mindert ungemein den Frust bei gelegentlichen Solo-Ausflügen eurer Hauptfigur – auch wenn die starken Pferdemanöver leider ebenfalls extrem zufallsabhängig sind.
B-lastungsprobe
Immerhin wird die geballte Anti-Action dadurch erträglicher, dass sich das Spielgeschehen praktisch jederzeit durch Gedrückthalten der B- oder ZR-Taste beschleunigen lässt. Trotzdem wünschte ich mir nicht selten etwas Abwechslung oder zumindest eine Art Lohn für die Gewaltmärsche. Theoretisch sollen absurde Situationen im Stile von Tomodachi Life genau das bieten, nur leider kommt Miitopia zu keinem Moment an die bizarren Momente des Mii-Schaukastens heran. Gelegentlich philosophiert eure Truppe über die Schmackhaftigkeit des Sees der Zitrushöhle oder zeigt sich von den komischen Geräuschen der Blätter unter ihren Füßen begeistert, richtige Absurditäten werden allerdings schmerzlich vermisst. Daran ändern auch die mit steigendem Beziehungslevel auftretenden Interaktionen eurer Teammiitglieder nichts – oder die neuen Dates, äh, „Ausflüge“ der Switch-Version.
##bild84256rechts##Immerhin merkt man dem Titel allein optisch nicht an, dass er ursprünglich für den 3DS erschienen ist. Die farbenfrohen Umgebungen wirken detailliert und selbst die Charaktere haben dank überarbeiteter Texturen ein sichtbares Upgrade erfahren. Und zumindest in einem Punkt muss ich gestehen, dass ich mit dem 3DS-Original zu hart ins Gericht gegangen bin. Der Soundtrack ist nämlich tatsächlich ziemlich gut und allem voran abwechslungsreich. Jedes Gebiet wartet nicht nur mit eigener Kennmelodie auf, sondern bietet gar unterschiedliche Kampfstücke. Das ist ein Aufwand, den nicht viele Rollenspiele betreiben! Sprachausgabe – ob „richtige“ oder die Tomodachi Life-Robostimmen – gibt es hingegen auch dieses Mal nicht. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob diese das Spielerlebnis wirklich aufgewertet hätte.