Kitaria Fables

##bild84625links##Lust auf ein RPG mit Katzen-Protagonisten, allerdings weniger auf die überwältigende Anzahl Katzenwortspiele von Cat Quest? Da hat PQube mittlerweile eine Alternative für euch: Kitaria Fables! Ein Rollenspiel in einer Fantasy-Welt, die von einer Vielzahl von Tieren bewohnt wird und sich daher mit den Kalauern angenehm zurückhält. Außerdem dürft ihr nebenbei farmen. Klingt ja fast wie Rune Factory, oder? An besagtes Vorbild – wenn es denn überhaupt als solches diente – kommt das Werk von Twin Hearts leider keineswegs heran, doch neben ein paar unbestreitbaren Schwächen bietet diese Fabel zumindest genügend Qualitäten, die sie für den leicht verdaulichen Abenteuerspaß zwischendurch noch geeignet machen.

Im Dienste des Reiches
Ihr schlüpft in die Rolle von Nyanza, eine Katze im Dienste der lokalen Armee, welche damit betraut wurde, das abgelegene Pfotendorf zu beschützen. In vielen Teilen der Welt werden nämlich die Monster aggressiver und nun wird auch um dieses beschauliche Stück Land gebangt. Glücklicherweise kommt Nyanza direkt in der Bleibe ihres verstorbenen Großvaters unter, welcher zudem einen stattlichen Bauernhof unterhielt. Mit nicht viel mehr als eurem Schwert auf dem Rücken und einer Staffel Farmwerkzeuge in der Lagerkiste zieht ihr nun los, den mysteriösen Geschehnissen um die Monsterverbreitung auf den Grund zu gehen. Die mit rund 15 Stunden relativ kompakt gehaltene Geschichte spinnt dabei ein unterhaltsames Garn, welches das Rad zwar nicht neu erfinden mag, wohl aber gut motiviert.

##bild84623rechts##Ähnlich kompakt fällt übrigens die Spielwelt insgesamt aus. Die jederzeit aufrufbare Weltkarte zeigt zwar eine stattliche Anzahl ansteuerbarer Gegenden, wirklich groß fallen davon jedoch nur die wenigsten Areale aus. Das ist beileibe kein K.O.-Kriterium, halten sich dabei zumindest die Laufwege kurz. Allerdings wünschte ich mir trotzdem mehr freie Teleportationspunkte zwecks Schnellreise – stattdessen sind in der Regel nur eine Hand voll Einweg-Checkpoints zur Hinreise sowie ganz selten auch mal ein Ausgangsteleporter zur Rückreise verteilt. In vielen Fällen sorgte dies bei mir dazu, dass ich mich zur „Schnellreise“ zurück zum heimischen Hof von einem Gegner ausknocken ließ. Strafen fürs Ableben gibt es nämlich keine, man wird schlichtweg mitsamt seiner Habe ins Bett geschickt – wobei praktischerweise auch automatisch der Fortschritt gespeichert wird.

Für eine Handvoll Lehm
Bei den Quests fährt Kitaria Fables insgesamt auch gewöhnliches Programm ab. Wenn ihr mal nicht eine bestimmte Person aufsuchen müsst, die gerne mal eine Stadt weiter wartet, wollen Rohstoffe beschafft werden. Im Verlauf der Hauptstory haut ihr dafür primär Monster kurz und klein, diverse Nebenmissionen verlangen aber auch mal den Anbau von Feldfrüchten. Die Kämpfe laufen dabei ganz simpel in Echtzeitmanier ab: Nyanza verfügt über eine einfache Kombo und kann mit erwerbbaren Elementarkugeln sowohl eine Hand voll Spezialtechniken, als auch Zauber erlernen. Das dafür notwendige Mana sammelt ihr mit normalen Angriffen an. Auf diese Weise entsteht ein angenehmer Balanceakt zwischen direkten Angriffen und mächtigen Spezialmanövern, der die insgesamt simplen Kämpfe zumindest unterhaltsam macht.

##bild84629links##Dennoch fühlte ich mich beizeiten zur reinen Ressourcensammelei gezwungen. Mit jedem neuen Gebiet steigt nämlich verständlicherweise auch die Gegnerstärke, Nyanza selbst wird jedoch nur mit besserer Ausrüstung auch mächtiger. Rüstungen schaffen gehörige Kraftpunkt-Schübe, neue Schwerter und Bögen machen aus vormals übermächtigen Feinden in Windeseile Kleinholz. Blöd nur, dass dafür eine nicht gerade triviale Menge an Rohstoffen notwendig wird. Für ein Rüstungsupgrade musste ich beispielsweise mindestens 30 Golems erledigen, die zu dem Spielzeitpunkt nur in einem Gebiet herumstreunten und dann auch noch im Dreh nur zu viert pro Besuch. „Mühselig“ ist da noch freundlich ausgedrückt, zumal die Biester nicht unbedingt zwangsweise ihre Habseligkeiten herausrücken. Da fühlte ich mich auf unschöne Art an alte MMORPGs erinnert. Immerhin: Sollten solche Materialien bei Quests gebraucht werden, sagt euch das Spiel in der Regel, wo bzw. bei welchem Gegner es diese zu erbeuten gibt.

Der landwirtschaftliche Aspekt fühlt sich insgesamt leider auch ziemlich oberflächlich an. Klar können die Werkzeuge zum Zwecke der Effizienz aufgemotzt werden, doch im Prinzip dient der ganze Aufwand um Kohl, Erdbeeren und Weizen primär der simplen Geldgewinnung oder dem Tausch gegen anständige Nahrungsmittel zwecks Trefferpunkt-Regeneration und temporärer Stärkungen. Klar, das ist bei Rune Factory und Story of Seasons nicht unbedingt anders, besagte Spiele haben jedoch den Lebenssimulationsaspekt, um das aufzuwiegen – und dieser fehlt Kitaria Fables. Die überschaubare Anwohnerschaft führt kein merklich organisiertes Leben, die Tage schreiten ohne bedeutende Auswirkungen voran. Eine Hand voll Ereignisse sind zwar von der Tagnummer abhängig, insgesamt geht der Zähler jedoch nur munter hoch. Sind also alle Storyereignisse abgeschlossen und die Nebenaufgaben erledigt – was zugegebenermaßen schon seine Zeit dauert – bleibt nicht mehr viel über, für das ich mich wieder zum Spielen motiviert fühle.

Ein Fall für die Lite-Lupe
##bild84624rechts##Die Switch-Umsetzung von Kitaria Fables ist im großen und ganzen gelungen. Die stilisierte Optik geizt nicht mit Umgebungsdetails und bietet dichte Waldgegenden, sengende Wüstensande und wohlig-winterliche Bergregionen. Leider geht die Pracht beizeiten zu Lasten der Performance, im von mir ausschließlich gespielten Handheldmodus vernahm ich diverse Ruckler – gerade während hitzigerer Gefechte. Immerhin bleiben die Ladezeiten dafür auf einem angenehmen Niveau. Was jedoch speziell auf der Switch Lite nicht geht, ist die Schriftgröße. Selbst auf der größten der drei Schriftstufen habe ich teils meine liebe Müh, einige Beschreibungstexte zu entziffern oder gar zu erkennen, wie viele Einheiten eines bestimmten Gegenstandes gerade in meinem Inventar sitzen. Es erinnerte mich in der Hinsicht negativ daran, wie ich die PS4-Version von Stardew Valley via Remote Play auf meiner Vita spielte. Dass es dann bei Questupdates dank der großen Meldungen trotzdem zu unschönen Überlagerungen mit Dialogboxen kommt, setzt dem ganzen noch die Krone auf.

Fazit

Kitaria Fables ist ein niedliches Einsteiger-Rollenspiel, keine Frage. Es erzählt ein leichtherziges Märchen um eine heranrückende Monsterbedrohung in einer Fantasy-Welt, die von Tierwesen bevölkert wird. Es lässt zwar die Lebenssimulations-Aspekte vermissen, die ich aufgrund der Farmerei erwartet hatte, unterhält dafür jedoch mit locker-flockigen Kämpfen und stimmungsvollen Umgebungen. Leider werden die rund 15 Stunden Spielzeit, die für den reinen Storyabschluss anfallen, teilweise durch ermüdende Sammelaufgaben erkauft. Da die bedeutsamen Rüstungsupgrades nicht wenige Materialien voraussetzten, erwischte ich mich immer wieder dabei, wie ich vor oder nach Betreten eines neuen Gebiets erst einmal im Akkord die immerselben Gegner umhaute, um bestimmte Objekte zu ergattern. Manchmal wird die Mühsal sogar im Handlungsverlauf selbst notwendig. Ärgerlich, wenn besagte Beute eben nicht immer ausgeschüttet wird! Auch fühlt sich die Implementierung der Farm ziemlich oberflächlich an, bietet sie doch abseits einer Geld- und Nahrungsquelle eigentlich keinen großen Mehrwert. Nicht zuletzt kann ich Besitzern einer Switch Lite aufgrund der teils winzigen Schrift nur bedingt zum Kauf raten. Falls ihr ein leicht verdauliches Rollenspiel mit niedlicher Grundstimmung und bedeutend weniger Katzenwortwitzen als bei Cat Quest sucht, ist Kitaria Fables für den schmalen Euro definitiv noch einen Blick wert. Insgesamt lässt das possierliche Abenteuer jedoch für meinen Geschmack zu viel Potenzial ungenutzt und frustriert mich mit unnötiger Itemsammelei. Dieser Kater macht Theater: Tjark Michael Wewetzer [Alanar] für PlanetSwitch.de Vielen Dank an PQube für die freundliche Bereitstellung des Reviewcodes.

Wertung 3 / 5

Niedliches RPG in einer possierlichen Tierwelt, dessen Sammelaufgaben jedoch nerven und Farmerei aufgesetzt wirkt.

Pro

  • Süße Aufmachung
  • Nicht zu knapp, nicht zu lang
  • Unterhaltsame Kämpfe

Contra

  • Nervig hohe Materialmengenanforderungen
  • Unnötig wirkende Farmkomponente
  • Mäßig komfortables Schnellreisesystem

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