Big Brain Academy: Kopf an Kopf

##bild84837rechts##Der Einstiegskurs mit Dr. Kawashima ist vorbei (zum Test), nun geht es zurück an die Big Brain Academy! Ja, auch Nintendos andere Denksport-Marke aus Touch Generations-Tagen ist wieder da und will zum Ausklang des Jahres 2021 wissen, wie gewichtig euer Gehirn denn nun ist. Und als wäre das noch nicht genug, sollt ihr eure geistige Stärke auch in Multiplayer-Matches unter Beweis stellen. Nicht umsonst heißt das neue Spiel Big Brain Academy: Kopf an Kopf. Leider stellt sich schnell heraus, dass die neue Version maßgeblich alte Übungen aufwärmt und darüber hinaus auch leider wenig mehr als „nur“ solide Unterhaltung bietet.

Ausbaufähige Uni
Die Ernüchterung beginnt bereits im Menü des erstaunlich schnell gestarteten Spiels: Drei Hauptmodi offenbaren sich hier, mit einem vierten Punkt zum späteren Freischalten. So könnt ihr – ganz wie zu DS- und Wii-Zeiten – die einzelnen Übungen entweder separat angehen und so aufgabenspezifisch an euren Bestleistungen feilen oder ihr versucht euch am großen Test. Letzterer wählt zufällig je eine der vier Übungen aus allen fünf Kategorien des Spiels aus und rechnet das Ergebnis zusammen, um eure Gehirnmasse euren Gehirnlevel zu bestimmen. Habt ihr bei einem vorherigen Anlauf besser abgeschnitten, könnt ihr eure daraus gezogenen Ergebnisse mit dem aktuellen Resultat vergleichen, ausführliche Verlaufsgrafiken für eure Erfolge gibt es jedoch leider nicht. Schade für mich, denn Einblicke auf derartige Statistiken liebe ich immens. Das Fehlen dieser Möglichkeit dürfte jedoch auch mitunter daran liegen, dass der Test nicht auf einen Anlauf pro Tag beschränkt ist, sondern beliebig oft angegangen werden kann. Das ist einerseits natürlich eine nette Sache für Highscorejäger, nimmt mir persönlich allerdings ziemlich die Motivation, mich öfter mit dem Modus zu beschäftigen oder häufiger ins Spiel zu schauen. Für ein regelmäßiges Übungspensum wie beim Kawashima-Pendant gibt es schlichtweg keine Anreize.

##bild84835links##Daran ändern auch weder die anderen Spielmodi noch die freischaltbaren Elemente etwas. Der anfangs ausgegraute vierte Hauptmodus ist lediglich eine schwierigere Variante der Einzelübungen und die große Onlinekomponente lässt zu wünschen übrig. Zunächst einmal gibt es hier keine direkten Duellmöglichkeiten, nur den Kampf gegen Geistdaten. Dann könnt ihr euch im Ranglistenmodus gegen fünf Kontrahenten pro Anlauf behaupten und so nach und nach Rangpunkte erspielen, der Härtegrad der zufällig ausgewählten Geister stieg mir zum Testzeitpunkt jedoch viel zu langsam an, sodass sich der Modus mehr wie langwierige Fleißarbeit anfühlte. Als zweite Option wäre da noch der Kampf gegen Geistdaten von Freunden oder per Spieler-ID herausgesuchter Spielpartner, aber selbst da werden maßgeblich nur eure jeweiligen Siege gezählt. Dass sich zudem die angegebenen Leistungswerte im Freundeskampf-Modus nicht mit dem deckten, was die Highscore-Tabellen wiedergaben, gibt mir ebenfalls zu denken. Das Online-Erlebnis von Big Brain Academy: Kopf an Kopf fühlt sich für mich schlichtweg halbgar an.

Zweikampf der Geistesgrößen
Mit richtigen Spielpartnern wird erfahrungsgemäß natürlich vieles unterhaltsamer: Bis zu vier Spieler können sich an der selben Konsole versammeln und so kleine Turniere veranstalten, in denen bis zu fünf Übungen nacheinander durchgegangen werden. Wer die Aufgaben am schnellsten abschließt, erhält dabei mehr Punkte – die Person mit den meisten Punkten gewinnt logischerweise. Die Auswahl der Disziplinen könnt ihr dabei entweder dem Zufall überlassen oder von den Mitspielern bestimmen lassen. Blöderweise war es das auch wieder an lokalem Multiplayer-Content – und Kenner des Wii-Pendants dürften sich jetzt fragen, warum zum Henker denn nur einer der drei Offline-Modi übernommen wurde. Immerhin: Dank der simplen Steuerung brauchen alle Herausforderer lediglich einen Joy-Con zum Mitmachen und wenn ihr lediglich zu zweit seid, könnt ihr sogar – wortwörtlich Kopf an Kopf gegenübersitzend – den Touchscreen für eine schnelle Partie verwenden.

Wo liegt nun also der große Motivationsfaktor von Big Brain Academy? Na, der Highscorejagd und den freischaltbaren Klamotten für euren Avatar! Alle zehn erspielte Münzen, die es in unterschiedlichen Mengen für Solospielerfolge gibt, legt ihr ein zufälliges Kleidungsstück frei. Der Kompletttest sowie vollständige Ranglisten-Sets schütten dabei selbstverständlich mehr aus als einfache Einzelübungen, Fortschritte macht ihr aber so oder so.

##bild84832rechts##Von besagten Übungen sind übrigens 20 am Start – vier pro Denksport-Kategorie und somit immerhin fünf mehr, als es bei den DS- und Wii-Vorgängern der Fall war. 17 davon sind allerdings auch gnadenlos aus besagten Spielen recycelt worden. So schlagt ihr auch hier mit Zahlen bedruckte Holzblöcke aus einem Turm, um eine bestimmte Summe zu erzielen, verlegt fehlende Schienenstücke oder ermittelt aus diversen auf Waagschalten befindlichen Objekten bzw. Tieren, welches davon das Schwerste ist. Dafür machen die Übungen nach wie vor Laune und halten auch mit ihrem stetig steigendem Schwierigkeitsgrad auf Trab. Goldmedaillen mögen vergleichsweise einfach erspielbar sein, darüber hinaus ist jedoch nicht nur Grips, sondern auch ein gehöriges Tempo erforderlich. Wollt ihr also alles nicht nur abschließen, sondern gar perfektionieren, ist einiges an Übung und Arbeit vonnöten.

Fazit

Auf dem DS und der Wii habe ich Big Brain Academy seinerzeit ignoriert, von daher wiegt das übermäßige Wiederverwerten alter Inhalte für mich persönlich nicht so furchtbar schwer in die Beurteilung von Big Brain Academy: Kopf an Kopf. Und da der Wii-Vorgänger auch schon wieder beinahe 15 Jahre auf dem Buckel hat, dürfte das zweifelsohne jüngere Zielpublikum auch voraussichtlich wenig Kontakt mit den Ursprungsversionen gehabt haben. Dennoch enttäuscht es schon, dass hier nach all der Zeit vergleichsweise wenig Neues geboten wird. Zwar gibt es mit 20 statt der sonst üblichen 15 Übungen einiges an Abwechslung im Programm, ich persönlich vermisse jedoch einen anständigen Mischmodus, der innerhalb eines Zeitlimits mehrere Übungen durchgeht, und spielte mich bereits sehr schnell an den eintönigen Geistdaten-Matches satt. Im direkten Multiplayer am selben Bildschirm mag das Wettknobeln noch an Reiz gewinnen, da es selbst hier im Prinzip nur einen Spielmodus gibt, ist aber auch da schnell die Luft raus. Versteht mich nicht falsch, das Big Brain Academy-Revival hat durchaus seinen Wert. Dies aber eben mehr als arcadige Highscorejagd anstelle eines spaßig aufgezogenen Hirnentrostungsprogramms, das auf tägliches Spielen ausgelegt ist. Wenn euch der Sinn danach steht, sind die rund 30 Euro sicherlich nicht unbedingt verkehrt angelegt. Solltet ihr jedoch die alten Spiele bereits kennen und besitzen, gibt es hier leider nur sehr wenig, was den Erwerb wirklich lohnenswert macht. Daran ändert auch der schmale Budget-Preis nichts. Studienabbrecher: Tjark Michael Wewetzer [Alanar] für PlanetSwitch.de Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung des Reviewcodes.

Wertung 3 / 5

Mehr Ehrenrunde als neue Klasse: Halbgare Neuauflage mit viel altem Stoff, die zwar immer noch als Highscore-Spaß funktioniert, aber den Wunsch nach mehr weckt.

Pro

  • 20 Übungen …
  • Eingängiges Spielprinzip
  • Ranglisten für alle Übungen und Schwierigkeitsgrade

Contra

  • … von denen 17 aus den Vorgängern stammen
  • Nur ein direkter Multiplayer-Modus
  • Wenig motivierende Onlinewettbewerbe

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