Mit der Ankündigung von Kirby und das vergessene Land wurden schnell Vergleiche zu Super Mario 64 und The Last of Us laut, denn endlich scheint sich Kirby in sein erstes (richtiges) 3D-Abenteuer zu wagen, andererseits geht es gleich in eine postapokalyptische Welt, die unserer verdächtig ähnlich sieht. Nun soll dieser Testbericht final klären, ob und wie sehr sich dieser Ausflug auch an den genannten Top-Titeln messen kann und wo sich das Spiel im Vergleich zu den anderen Ablegern der Kirby-Reihe einordnet.
Ab ins Reich der Menschen ohne Menschen?
##bild85058rechts##Wie für einen Titel der Reihe üblich, beginnt auch dieser an einem schönen sonnigen Tag auf dem Heimatplaneten Pop. Doch das Unheil lässt nicht lange auf sich warten: In einer merkwürdigerweise bis auf die Hintergrundmusik stummen Intro-Cutscene zieht ein fieser Sturm auf, der sich als Portal entpuppt und kurzerhand Bewohner sowie Objekte des Planeten einsaugt und in eine fremde Welt verfrachtet. Erschöpft wacht Kirby an einem leeren Strand auf und muss feststellen, dass die neue Umgebung, die doch sehr stark unserer Erde ähnelt, inzwischen langsam verfällt und die dort lebende Tiere das Kommando übernommen haben. Blöderweise sind diese Kirby gegenüber feindlich eingestellt und seine Freunde, die Waddle-Dees, in kleine Käfige sperren. Selbst deren provisorische Zuflucht wurde von den Einwohnern kurzerhand dem Erdboden gleich gemacht, sodass sie wieder auf- und zu einer kleinen Stadt ausgebaut werden will.
Dafür müssen aber erst die Waddle-Dees befreit werden, die sich auf alle Levels in der Oberwelt verteilen, welche sich wiederum in einzelnen Bereichen befinden. Dabei gilt: An jedem Ende eines Levels befindet sich immer ein goldener Käfig, der gleich drei der putzigen Gefährten gefangen hält, aber im Level versteckt sind bis zu fünf weitere Einzelkäfige, für die teils kleine Herausforderungen gemeistert werden müssen. Dazu gibt es noch drei Aufgaben, die bei erstmaliger Ankunft im Level unbekannt sind und herausgefunden werden müssen, aber am Ende ebenfalls einen Waddle-Dee befreien. Beispielsweise muss eine bestimmte Anzahl an Snacks gefunden und verputzt oder ein Segment ohne Schaden gemeistert werden. Natürlich kommt es dadurch öfters vor, dass man die ein oder andere Aufgabe nicht direkt erfüllt, sodass am Ende eine dieser Aufgaben aufgedeckt wird. Wer sich jetzt aber erneut in das Level wagt, um die restlichen Aufträge zu komplettieren, muss dieses nochmal beenden, bevor die befreiten Waddle-Dees auch angerechnet werden. Ärgerlich, wenn man nur schnell eine kurze Aufgabe nachholen möchte.
Neue Stärken, neue Schwächen
##bild85073links##Glücklicherweise haben die Level so einiges zu bieten: Während das erste Gebiet noch die ausgestorbene Stadt zeigt, die ganz wie in The Last of Us langsam von der Natur zurückerobert wird, geht es im nächsten Bereich an die bildhübsche Küste mit Sandstränden und kristallklarem Wasser. Auch die restlichen Abschnitte haben grafisch einiges zu bieten, doch einen Wermutstropfen gibt es trotzdem: Die Kamera lässt sich nicht wie in Super Mario Odyssey frei drehen, sodass sich das Spiel nur aus einer vorgegebenen Perspektive genießen lässt, und die Level sind leider nicht so freiläufig, wie ich es erwartet habe. Somit lässt sich das Game am ehesten mit Super Mario 3D World vergleichen, auch was so manche Jump ’n‘ Run-Passagen angeht. Einen entscheidenden Vorteil hat Kirby natürlich gegenüber der Mario-Crew: Er kann fliegen! Einmal aufgepustet, schwebt er über dem Boden und kann so einige Stellen erreichen, an die man im ersten Moment gar nicht denkt. Dabei ist die Flughöhe und die Flugzeit aber dieses Mal nicht wie in den meisten 2D-Ablegern unbegrenzt: Ab einer gewissen Höhe über dem Start ist Schluss und nach einer bestimmten Dauer geht Kirby auch die Puste aus und muss dann fix landen. Zum Glück steht ihm noch eine ganz besondere Fähigkeit zur Seite: Er kann kurzerhand ganze Gegner einsaugen und deren Fertigkeit übernehmen. Damit lässt sich nicht nur tadellos kämpfen, sondern auch so einige Rätseleien lösen, die sich das Entwicklerteam von HAL Laboratory überlegt hat. So gilt es mit dem Feueratem kleine Lampen anzuzünden oder eine Lunte zu aktivieren, die am Ende eine Kanone auslöst und den sich darin befindlichen Kirby in die Höhe schleudert und an richtig hohe Stellen befördert, an denen dann meist ein versteckter Waddle-Dee wartet – entweder in Form einer Aufgabe oder in einem Käfig eingesperrt. Die große Neuerung dabei ist der neue Vollstopf-Modus, mit dem sich Kirby nicht nur seine Kontrahenten einverleiben, sondern auch Gegenstände aus der Umgebung auffuttern kann. Getränkeautomaten werden dadurch zum laufenden Maschinengewehr mit Dosen als Munition und ein Kleinwagen dient zur schnellen Fortbewegung, mit dem ganze Rennpassagen abgeschlossen werden sollen. Das System funktioniert aber nur in gewissen Abschnitten innerhalb der Level, sodass nur die normalen Fähigkeiten in andere Level übernommen werden können.
Diese kommen auch in optionalen Leveln nochmal zur Geltung, in denen ein festgelegter Parcours innerhalb eines Zeitlimits abgeschlossen werden muss, was nur mit der vorgegeben Fähigkeit möglich ist. Hier gibt es sogar Zugangsvoraussetzungen, sodass die Fertigkeit zuerst entdeckt und dann noch eine bestimmte Upgradestufe erreicht haben muss. In der neu aufgebauten Stadt der Waddle-Dees lässt sich nämlich recht bald ein Schmied nieder, der Kirby mithilfe von gefundenen Blaupausen, etwas Geld und den in den Challenge-Leveln verdienten Sternen ein Upgrade für die jeweilige Fähigkeit beschert. Dadurch werden Angriffe nicht nur stärker und schneller, sondern bieten auch neue Kombo-Effekte, die dann in den Herausforderungen abgefragt werden. Blöd dabei: Die aus den vorherigen Teil üblichen Erklärungsbildschirme im Pausenmenü wurden restlos weggekürzt, es gilt also selbst herauszufinden, welche Power die eigentlichen Fähigkeiten und die anschließenden Upgrades bieten. Da das Spiel durchweg recht einfach ist und nur die Challenges sowie das große Finale etwas mehr Skill verlangen, ist es aber meist nur halb so tragisch, wenn nicht die komplette Bandbreite an Angriffen genutzt wird – besonders wenn zusätzlich noch ein Kumpel als zweiter Spieler aushilft und der einfache Modus aktiviert wird, wodurch sich die Leben nochmal verdoppeln, aber am Ende des Levels ein kleiner Geldbonus fehlt. Ein kleines Extra-Taschengeld gibt es auch bei den Herausforderungsleveln, der das Zeitlimit dort auf ein neues Schwierigkeitsniveau versetzt und ordentlich Skill verlangt. Doch wie gesagt, dank der paar Münzen als Bonus ist das mehr als optional und eher für Spieler gedacht, die ihren Skill messen wollen.