Prinny presents NIS Classics Vol. 2: Makai Kingdom / ZHP: Unlosing Ranger vs. Darkdeath Evilman

Publisher NIS America buddelt tief in der eigenen Mottenkiste und kramt ein paar Titel hervor, die nicht Disgaea im Namen tragen! Phantom Brave und Soul Nomad wurden bereits im Rahmen des Prinny presents NIS Classics-Programms auf die Switch gehievt, nun liegt uns das nächste Duo vor. Prinny presents NIS Classics Volume 2: Makai Kingdom – Reclaimed and Rebound / Z.H.P. – Unlosing Ranger vs. Darkdeath Evilman besticht nicht nur durch einen immens langen Namen, sondern bietet gewohnt wahnwitzige Rollenspielkost mit eigenen kleinen Tücken, ganz wie man das aus dem Hause NIS kennt. Ob die zwei PSP-Titel, von denen einer ursprünglich auf der PS2 daheim war, immer noch Laune machen oder gnadenlos überholt sind, das verrate ich euch in diesem Test.

Mystery Dungeon Power Ranger: Z.H.P. – Unlosing Ranger vs. Darkdeath Evilman
##bild85090links##Widmen wir uns zunächst dem vergleichsweise leichter verdaulichen Spiel: Z.H.P. erschien 2010 für die PSP und serviert uns ein waschechtes Roguelike im Mystery Dungeon-Stil – nur eben mit einer herrlich schrägen Rahmenhandlung, die japanische Heldenteam-Serien der Marke Super Sentai bzw. Power Rangers parodiert. So startet ihr das Abenteuer als Normalo, der zufällig in den Kampf zwischen dem Finsterling Darkdeath Evilman und dem heldenhaften Unlosing Ranger hineingezogen wird. Genauer gesagt ist der Held bei einem Autounfall ums Leben gekommen und hat euch seine Kräfte vermacht. Blöd nur, dass ihr damit nichts anzufangen wisst und prompt von Darkdeath Evilman in eine Paralleldimension geschleudert werdet. Doch noch ist nicht aller Tage Abend, denn an eurem Aufprallort empfängt euch Etranger – ein motiviertes Mädchen, das euch gemeinsam mit dem Geist des vorherigen Unlosing Ranger zum waschechten Weltenretter drillen wird. Indem ihr reichlich prozedural generierte Dungeons durchstreift und dabei andere Probleme löst. Es stellt sich nämlich heraus, dass sich euer Versagen im Kampf mit Darkdeath Evilman auch auf andere Persönlichkeiten wie einen kränklichen Opa oder die Präsidentin der Definitiv-Nicht-Vereinigten-Staaten ausgewirkt hat.

Zur Rettung der Bevölkerung gilt es nun, ausgiebig zu trainieren! Jedes Kapitel schickt euch dabei in einen Dungeon mit einer bestimmten Anzahl von Ebenen, die ihr zu durchqueren habt, bis ihr am Ende einem Boss gegenübersteht. Die Dungeons setzten sich genregemäß aus Korridorkonstrukten mit eingestreuten Räumen zusammen, die von einer zufälligen Auswahl an Items und Gegnern bevölkert werden können. Wollt ihr erfolgreich sein, müsst ihr das Beste aus der Ausrüstung machen. Waffen und Klamotten können natürlich ausgerüstet werden, andere Objekte sättigen hingegen oder können auf Feinde geworfen werden, um sie mit Statuseffekten zu belegen. Dank des extrem limitierten Inventars wird man regelrecht dazu angetrieben, auch fleißig Gebrauch von aufgelesenen Gegenständen zu machen. Dennoch kam bei mir häufig aufgrund der teils extremen Abnutzungsrate von Ausrüstungsgegenständen auch ziemlich viel Frust auf. Klar können 0% haltbare Waffen immer noch verwendet werden, doch verlieren sie ihre speziellen Eigenschaften und Fähigkeiten. Das brachte mich auf manch Dungeon-Tour in dezente Schwierigkeiten.

##bild85091rechts##Ganz wie es sich für Roguelikes gehört, startet ihr jeden Ausflug auf Charakterlevel 1. Gesammelte Erfahrung geht jedoch nicht komplett verloren: Egal ob ihr nun einen Dungeon packt oder bei dem Versuch draufgeht, wird jeder erzielte Charakterlevel auf eure Werte draufgerechnet und dauerhaft gesichert, sodass ihr die nächste Runde bereits stärker startet. Anpassungsmöglichkeiten wie das Einpflanzen von Ausrüstungsobjekten (kein Witz) verleihen ebenfalls bitter nötige Werteschübe. Trotz allem werdet ihr nicht um ein wenig Levelgrinding herumkommen, wenn ihr den Abspann sehen möchtet. Da beim Ableben leider euer gesamtes Inventar samt Ausrüstung und Geld flöten geht, bis ihr etwas freischaltet, was dies verhindert, nagt für mich persönlich jede Niederlage ein wenig an der Motivation. Für geübte Roguelike-Zocker sollte diese Eigenheit jedoch zum erwarteten Programm gehören.

Der mächtigste Wälzer der Welten: Makai Kingdom – Reclaimed and Rebound
Wer NIS mehr für Strategierollenspiele kennt, ist hier wiederum besser aufgehoben. Das originale Makai Kingdom erschien 2005 für die PS2, die erweiterte PSP-Neuauflage von 2011, die bei NIS Classics Volume 2 mit dabei ist, blieb bis jetzt jedoch in Japan. Ihr verfolgt das Schicksal von Zetta, dem selbsternannten „Badass Frickin‘ Overlord“, der eigentlich eine Prophezeiung über den Untergang seiner Netherworld abwenden wollte, sich bei dem Versuch jedoch nicht nur diese wahrmachte, sondern sich auch beinahe selbst mit vernichtete. In letzter Sekunde schafft er es zumindest, seine Seele an das magische Buch zu binden – nur sind ihm nun wortwörtlich die Hände mitgebunden. Mit der Unterstützung anderer Overlords wie dem dreiteiligen Endboss Valvoga, der Seherin Pram und weiteren kuriosen Gestalten muss er nun nach und nach sein altes Reich wieder aufbauen. Was bedeutend einfacher wäre, wenn jedes beschworene Stück Land nicht erst von allerlei Monstern heimgesucht würde.

##bild85096links##Spielerisch orientiert sich Makai Kingdom dezent an den rundenbasierten Strategiesystemen von Phantom Brave, verfeinert diese jedoch in diversen Punkten. So werden eure Einheiten zwar nach wie vor aus Objekten geschaffen, die ihr während der Schlachten auflest, doch der Schöpfungsprozess selbst findet vorbereitend in der Basis statt. Dabei dürft ihr wieder ganz frei entscheiden, als welche eurer verfügbaren Klassen eure Figur einsteigen soll und sogar ein paar kleinere Extrapunkte auf die Werte verteilen – je nachdem, wieviel Mana ihr für eure Kreation auf den Kopf gehauen habt. Im Kampf selbst ruft ihr fertige Einheiten aufs Feld, die sich kreisförmig innerhalb eines gewissen Radius fortbewegen können. Besonders interessant hierbei: Ihr könnt sogar ganze Gebäude auf die Kampffläche zaubern, die ihr zuvor mit Einheiten beladen habt. Daraus springende Truppen erhalten je nach Gebäudetyp einen bestimmten Bonus – etwa HP-Generation bei jeder Runde oder Werteboni. Auf diese Weise könnt ihr euch trotz eines festen Limits an gleichzeitig aussendbaren Charakteren zumindest einen gehörigen Bewegungsvorteil verschaffen. Und den werdet ihr auch brauchen!

Die meisten Karten mögen auf den ersten Blick ziemlich klein und schwach besetzt wirken, doch das täuscht gewaltig. Schaltet ihr bestimmte Gegner aus oder interagiert mit festgelegten Objekten, erweitert sich das Schlachtfeld um eine neue Ecke – mal vom Spiel vorgegeben, mal zufällig ausgewählt. Und dann müsst ihr mit allem klarkommen, was euch Makai Kingdom zusätzlich vor die Füße wirft. Die Bewegungsfreiheit aller Einheiten macht hierbei das defensive Spielen leider etwas schwer, können alle Einheiten doch praktisch ständig aneinander vorbeilaufen. Auf der anderen Seite könnt ihr durch kluges, aggressives Spielen auch schnell kurzen Prozess mit der Opposition machen. Hat man sich also erst einmal an die Eigenheiten von Makai Kingdom gewöhnt, entfaltet der Titel seinen ganzen Reiz – auch wenn er leider aufgrund seines Alters einige Komfortfunktionen und vor allem Beschleuniger vermissen lässt.

Spärliche Upgrades: NIS Classics Volume 2
##bild85092rechts##Wie bei einigen anderen Switch-Portierungen älterer NIS-Klassiker zuvor, halten sich die technischen Upgrades von NIS Classics Volume 2 eher in Grenzen. Ihr erhaltet maßgeblich schnörkellose Umsetzungen der jeweiligen PSP-Fassungen, die lediglich um einen optionalen (und meiner Meinung nach ziemlich schlechten) Weichzeichner für die Pixelfiguren sowie einen minimal gestreckten Bildmodus für die ohnehin im Breitbildformat dargestellten Spiele anbietet. Immerhin sind dafür auch in beiden Fällen die jeweiligen japanischen Tonspuren der Spiele mit an Bord, auch wenn die englische Vertonung erstklassig ausfällt. Trotzdem vermisse ich gerade bei Makai Kingdom Komfortoptionen wie überspringbare Animationen, Bewegungsbeschleuniger oder abbrechbare Aktionen. Auf der anderen Seite bietet die Reclaimed and Rebound-Ausgabe immerhin ein für uns brandneues Extra-Szenario, welches sich um Petta, die angebliche Tochter des Hauptcharakters Zetta, dreht und noch einmal eine gehörige Portion zusätzlichen Spielspaß mitbringt.

Fazit

Was kommt dabei raus, wenn man zwei Spiele mit einigermaßen langen Namen zu einem Paket verschnürt? Klarer Fall: Prinny presents NIS Classics Volume 2: Makai Kingdom – Reclaimed and Rebound / Z.H.P. – Unlosing Ranger vs. Darkdeath Evilman! Speziell auf Makai Kingdom war ich persönlich auch gespannt, verpasste ich das PS2-Original doch damals und bekam somit nie die Gelegenheit, das Strategierollenspiel mit dem Buch-Overlord nachzuholen. Trotz der teils gewöhnungsbedürftigen Mechaniken fuchste ich mich auch schnell rein und begann prompt damit, meine Truppe etwas mehr als nötig zu trainieren und mich durch die aberwitz erzählte Story zu schlagen. Klar vermisse ich Funktionen neuerer NIS-Titel, die es für mich bedeutend besser spielbar machen würden, doch ganz so sperrig wie beispielsweise das erste Disgaea ist es absolut nicht. Mit Z.H.P. stehe ich hingegen ein wenig auf dem Kriegsfuß, das jedoch mehr aufgrund persönlicher Genrepräferenzen. Kurz und knapp: Roguelikes sind nicht mein Ding und auch wenn ich Z.H.P. allein aufgrund der ebenfalls urkomischen Geschichte gern weiterspielen würde, fehlt mir dafür einfach die Geduld und Frusttoleranz. Wer sich davon jedoch nicht abschrecken lässt und Freude am Aufbau seines eigenen Superhelden hat, wird hier bestens unterhalten. Insgesamt ist NIS Classics Volume 2 ein gutes Spielepaket mit bedeutend humorvolleren Titeln als in der ersten Ausgabe, an denen vor allem Freunde des tiefgründigen Charakteraufbaus ihre Freude haben werden. Wäre auch gern ein Buch: Tjark Michael Wewetzer [Alanar] für PlanetSwitch.de Vielen Dank an NIS America für die freundliche Bereitstellung des Reviewcodes.

Wertung 70 / 100

Taktieren mit einem mächtigen Buch und Weltenretten mit dem schwächsten Superhelden: Schnörkellose Neuauflage zweier urkomischer Rollenspielspäße.

Pro

  • Etwas anderes Taktik-RPG (<i>Makai Kingdom</i>)
  • Inklusive Extra-Inhalte der PSP-Version (<i>Makai Kingdom</i>)
  • Unverbrauchtes Mystery Dungeon-Szenario (<i>Z.H.P.</i>)
  • Reichlich Upgrade-Möglichkeiten (<i>Z.H.P.</i>)
  • Wunderbar schräge Geschichten mit erstklassiger Vertonung

Contra

  • Spieltempo könnte höher sein (<i>Makai Kingdom</i>)
  • Eingegebene Kampfaktionen nicht korrigierbar (<i>Makai Kingdom</i>)
  • Steil ansteigender Schwierigkeitsgrad (<i>Z.H.P.</i>)
  • Technisch minimal aufbereitet
  • Keine deutsche Übersetzung

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