Thumper

Es gibt diese Rhythmusspiele, bei denen man zu aktueller Chart-Musik tanzen oder irgendetwas drücken muss. Dann gibt es noch all die japanisch geprägten Titel wie das Urgestein Osu! Tatakae! Ouendan oder das kürzlich für die Switch erschienene, quietschbunte Dark Witch Music Episode: Rudymical. Und dann gibt es Thumper… Wohlgemerkt ist dieser Titel kein Musikspiel! Viel eher handelt es sich hierbei um ein rhythmusbasiertes Reaktionsspiel. Worum es genau geht und was Thumper inhaltlich so hergibt, das erfahrt ihr im folgenden Kurztest.

Gewaltloser Gewalttrip
##bild73451rechts##Im eShop und auf der Produktseite von Nintendos Internetauftritt wird Thumper als „rhythmischer Gewalttrip“ bezeichnet, diesbezüglich können wir aber entwarnen. Thumper hat quasi nicht mit Gewalt im klassischen Sinne zu tun. Man spielt einen – laut Beschreibung – Weltraumkäfer, der etwas an einen Skarabäus aus der ägyptischen Mythologie erinnert. Mit diesem rast man wie auf Schienen durch die knapp zehn Level. Die Spielwelt ist dabei so ziemlich das Faszinierendste was es in Thumper zu bestaunen gibt. Man rast eigentlich permanent durch schwer zu beschreibende Tunnel oder auf dem Rücken riesiger metallischer Tausendfüßler. Am besten man schaut sich einmal kurz Gameplay-Videos an, dann weiß man am besten womit man es zu tun bekommt. Das wirkt nicht nur äußerst bizarr, sondern ist es auch. In den Medien wird die Optik von Thumper gern mit einem psychedelischen Drogentrip verglichen, was es wohl ganz gut zu treffen scheint. Das ganze Trip-Gehabe sorgt aber auch dafür, dass man in einen wahnwitzigen Flow inklusive Tunnelblick gerät, und genau das ist ja letztlich, was man für ein Rhythmusspiel will.

Zu Beginn wird man ganz behutsam an die Gameplaymechaniken herangeführt. So beschränkt sich das Spiel im ersten Level noch auf das Fahren von Kurven und das Durchbrechen von kleinen horizontalen Barrikaden. Dabei arbeitet man stets mit der frei belegbaren Aktionstaste, im Standardfall A. Damit lässt es sich gut arbeiten. Auch ist das erste Level noch recht kurz, es beherbergt nämlich nur etwa zwölf Unterabschnitte. Diese Abschnitte markieren gleichzeitig auch noch die Checkpoints und werden mit kleinen Toren im Spiel signalisiert. Scheitert man unterwegs oder musste man sein Spiel unterbrechen, kann man jederzeit beim letzten Abschnitt wieder ansetzen. Alle paar Sektionen hat man dann einen kleinen Miniboss bei dem es gilt, die vorgegebenen Sequenzen ohne Fehler zu spielen. Schafft man das, gibt die letzte gespielte „Note“ einen starken Impuls ab und vernichtet den Boss. Am Ende eines jeden Levels wartet der „riesige, durchgedrehte Kopf aus der Zukunft“ (O-Ton aus der Produktbeschreibung), bei dem man im Prinzip genauso vorgeht wie bei den Minibossen. Dieser hier hält nur wesentlich mehr aus und stellt meist auch schwierigere Sequenzen.

Einfach zu erlernen, schwer zu meistern
##bild73455links##Nach dem behutsamen Einstieg, der auch für einige Spieler schon als sehr fordernd ausgelegt werden kann, beginnt quasi das richtige Spiel. Abschnitt für Abschnitt bringt Thumper neue Elemente ein. So muss man irgendwann auch mit dem Käfer aufsteigen, um Stacheln auf dem Boden zu vermeiden oder Bonusringe zu zerbrechen. Etwas später beginnen Bosse, sich mit Schilden vor schädlichen Impulsen zu schützen. Die muss man dann etwa durch Aufsteigen und promptes Absenken des Käfers zerstören, bevor man regulär angreifen kann. Da ist aber natürlich noch lange nicht Schluss. Fährt man die ersten paar Level noch auf einer festen Schiene, wird das ganze System später sogar noch mehrspurig. Spätestens da sind dann trotz leicht erlernbarer Steuerung flinke Reflexe und jede Menge Übung gefragt. Es wird nämlich ab einem gewissen Punkt im Spiel dermaßen bockschwer, dass man die Level im Prinzip auswendig lernen muss um sie ohne Fehler und mit hart verdientem S-Abzeichen zu beenden.

Doch selbst bei Superduper-Reflexen und mehreren Lerndurchläufen macht besonders ein Fakt gerne mal die Motivation zunichte: die Länge der Levels. Misst das erste Gebiet noch zwölf Abschnitte, sind es etwas später dann schon um die 30. Selbst bei einem perfekten Durchlauf dauert es seine Zeit, das zu durchlaufen. Nun stellt euch mal vor, ihr würdet zwischendrin noch gefühlte 5000 Mal sterben. Dementsprechend sollte man gut gelaunt und topmotiviert an Thumper herangehen. Doch selbst ich als – bei schweren Videospielen – eher ungeduldiger Spieler, hatte und habe mit diesem Spiel durchaus meinen Spaß. Schon auf der PS4 fesselte mich der Titel etliche Stunden bei voll aufgedrehter Anlage an das TV-Gerät. Die nahezu inhaltsgleiche Switch-Version steht der PC- oder Konsolenfassung quasi in Nichts nach. Lediglich der wahnwitzige VR-Support fällt bei Nintendo weg. Hat man es geschafft, das Spiel auf normalem Wege zu perfektionieren, wartet am Ende sogar noch ein Plus-Modus, der es dann aber schon pervers schwer macht. In diesem Modus spielt man im Prinzip dieselben Level nochmal, allerdings zieht der Schwierigkeitsgrad nochmal gehörig an, da man seinen Käfer nach einem Fehler noch schwerer regenerieren kann. Auch im Handheld-Modus lässt sich Thumper sehr gut spielen, aufgrund der reduzierten Auflösung wirken die oft sehr kurvigen Inhalte jedoch häufig etwas matschig und Treppeneffekte sind klar erkennbar, weshalb man Thumper lieber am TV in flotten 1080p genießen sollte.

Fazit

Thumper ist gewaltig, aber keineswegs gewaltvoll. Dafür ist es aber eines der spannendsten Rhythmusspiele die ich bisher spielen durfte. Dabei kommt es sogar komplett ohne Popmusik aus. Stattdessen glänzt Drools Meisterwerk mit einem minimalistischen, aber sehr wuchtigen Soundtrack, dem eingängigen, genialen Gameplay, sowie der einzigartig digitalen Drogentrip-Erfahrung. Thumper ist bockschwer, teils auch arg unfair, dennoch schafft es die Grätsche zwischen Demotivation und Ansporn, sodass man es (je nach Veranlagen) entweder sofort hinschmeißt oder aber gleich für eine ganze Weile an das Spiel gebunden ist. Wer Thumper auch gern mit guten Kopfhörern unterwegs spielen will, für den ist die Switch-Fassung auf jeden Fall einen Blick wert. Wer leicht reizbar ist, sollte aber bitte die Finger von dem Spiel lassen. Meine persönliche Empfehlung für den maximalen Thumper-Genuss: Switch an den Fernseher anschließen, Soundsystem aufdrehen, Beine hochlegen und ab dafür! Fährt einen VW (Weltraum-)Käfer: Sebastian Mauch [Paneka] für PlanetSwitch.de Vielen Dank an Drool für die freundliche Bereitstellung des Reviewcodes.

Wertung 4 / 5

Ein Rhythmusspiel mal (fast) ganz ohne Musik: Thumper sollte man mal erlebt haben!

Pro

  • Tolle Rhythmen und Beats
  • Schwierigkeitsgrad zieht dezent an…
  • Psychedelische Achterbahn ganz ohne Drogenkonsum

Contra

  • Level sind viel zu lang
  • …driftet aber ins Unschaffbare ab

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