Two Point Campus

Nachdem die Regierung von Two Point County schon das Gesundheitswesen in Grund und Boden gewirtschaftet hat und wir in Two Point Hospital (zum Test) als Leitung diverser Krankenhäuser eingreifen mussten, um den Kampf gegen allerlei merkwürdige Krankheiten wie Topfschmerzen und Rock-and-Rollitis aufzunehmen, steckt das Land schon wieder in der Krise: Die örtlichen Universitäten haben ihren Glanz verloren und das Bildungssystem droht zu kippen. Also raus aus dem Arztkittel und hinein in die Professoren-Robe: In Two Point Campus werden Nachhilfestunden erteilt – auch für das Entwicklerteam!

Bescheidene Anfänge …
##bild85433rechts##Während wir in Two Point Hospital noch ganze 15 Krankenhäuser zu Ruhm und Reichtum führen mussten, müssen nun zwölf Universitäten vor dem Ruin bewahrt werden. Aber vielleicht entspricht weniger Quantität auch einer höheren Qualität? Das erste Level verschlägt uns ins gemächliche Freshleigh Meadows, das sich dank seiner fehlenden Komplexität perfekt für einen seichten Einstieg eignet. Während das Tutorial vor sich hin plätschert und wir uns um die grundlegendsten Einrichtungen wie einem Hörsaal, einer Bibliothek und einem Wissenschaftslabor kümmern, wird monatlich ordentlich Knete in die Kasse gespült, sodass entspannt herumexperimentiert werden kann. Das Spielprinzip ist im Vergleich zum Vorgänger recht gleich geblieben, doch statt Ärzten beschäftigen wir jetzt Lehrkräfte, die sich nicht um Patienten, sondern um Studierende kümmern. Diese zahlen monatlich Studiengebühren, dürfen aber während des Semesters auf dem Campus leben. Also liegen nicht nur die Räumlichkeiten der Lehre in unserer Verantwortung, sondern auch Schlafsäle, Badezimmer, Duschen und Aufenthaltsräume – eben alles, was man so auf einem Campus braucht. Hinzu kommen später noch eigene Zimmer für Nachhilfe, Seelsorge, eine hauseigene Klinik sowie studiengangspezifische Einrichtungen wie ein VR-Labor, eine Roboterfertigung oder verschiedene Küchen.

Ziel jedes Levels ist das Erreichen von maximal drei Sternen, wobei auch schon einer ausreicht, um die nächste Uni freizuschalten. So kann man selbst entscheiden, wie viel Zeit und Energie man in die Universität stecken will – oder den ausführlichen Ausbau einer Uni lieber auf einen späteren Zeitpunkt verschiebt. Und die nachfolgenden Orte haben einiges zu bieten: In Piazza Lanatra dreht sich alles ums Kochen, in der Mitton University – die man schon aus Two Point Hospital kennt – werden Roboter gebaut und im alten Schloss Noblestead wird die Ritterlichkeit unterrichtet und zu Duellen gerufen. Das zieht sich auch noch durch die restlichen Level und so gibt es jedes Mal neue Herausforderungen sowie eigene Mikrokosmen, durch die die Studierenden geleitet werden, bevor sie ihren heiß ersehnten Abschluss machen können. Der Weg dorthin ist nämlich alles andere als einfach. Noten spielen natürlich eine wichtige Rolle und wer nicht genug lernt, muss das Studium abbrechen. Aber das Spiel nimmt es sogar noch ernster: Die Motivation eines Studenten wird durch die Faktoren Unterhaltung, Gesundheit, Hunger, Durst, Energie, Harndrang und Körperpflege beeinflusst – Die Sims lässt grüßen! Das führt zu der leider viel zu realistischen Möglichkeit, dass die Studierenden trotz guter Noten die Uni verlassen – da hilft nur die bereits angesprochene Seelsorge, um das Ruder noch rechtzeitig herumzureißen. Aber nicht nur die genannten Bedürfnisse spiegeln die essentielle Stimmung unserer Studenten wider: Auch die Umgebung und das Campusleben sind maßgeblich dafür verantwortlich, wie es ihnen geht. Dabei spielt auch wieder die Temperatur eine wichtige Rolle. So müssen Räume entsprechend aufgeheizt oder abgekühlt werden, um das perfekte Lernklima herzustellen. Und wer geht schon gerne auf eine herkömmliche Toilette? Golden muss sie sein! Auch beim Thema Deko sind die Studierenden ein hohes Niveau gewohnt und so gilt es wieder jeden Zentimeter an Zimmer mit Postern zu tapezieren, um das Zimmer-Prestige und die Umgebungswertung in die Höhe zu treiben. Hausmeister müssen sich erneut ums Gießen der Pflanzen und ums Aufräumen von Müll, den unsere Studenten zu gerne fallen lassen und die aufgestellten Mülleimer einfach ignorieren, kümmern. Auch die Weiterbildung ist wieder mit am Start, sodass alle Angestellten verbessert werden können oder etwas komplett Neues lernen.

… knifflige Fortschritte …
##bild85430links##Später im Spiel ist die Schonfrist vorbei und das Spiel schickt immer wieder Invasoren auf den Campus, die Gegenstände sabotieren und miese Laune verbreiten. Da hilft nur ein gezielter Schuss aus der Wasserpistole, die die speziell ausgebildeten Hausmeister immer bereit halten, um ungebetene Gäste zu vertreiben. Doch auch Flüche und Krankheiten suchen die Studierenden heim, sodass die Noten immer weiter absinken und die Motivation zu lernen verfliegt. Hier muss dann ordentlich jongliert werden: Geld für Seelsorger und ärztliche Behandlung hier, Marketingausgaben da und eine fette Party für den kompletten Campus, um die Stimmung während solcher Krisen oben zu halten. Besonders die Aufstockung des Mitarbeiterstabs geht dabei ordentlich ins Geld, sodass schnell das Budget aufgebraucht ist. Kurzfristig hilft ein Kredit aus, doch die dadurch entstehenden Zinszahlungen müssen ab jetzt einkalkuliert werden. Dabei ist die Planung gar nicht so einfach: Die verfügbare Finanzübersicht umfasst nur die einzelnen Jahre und erst der monatliche Einkommensbericht gibt eine bessere Aufschlüsselung, in welche Richtung sich die Uni entwickelt. Wäre da nicht der mysteriöse „ERF-Bonus“ (im Englischen „Bonus XP“), der durch verschiedene Aktionen generiert wird und am Ende einen großen Unterschied ausmachen kann, was die Finanzen angeht, aber eben nicht wirklich durchsichtig ist, wie dieser entsteht.

Ein komplett neues Gameplay-Element ist der Außenbereich. Während man in Two Point Hospital noch auf die Gebäude selbst beschränkt war, lassen sich nun auch die Gehwege und Wiesen bebauen. Das ist besonders hilfreich bei sperrigen Club-Gegenständen, die den Studierenden bestimmte Boni geben. Wie beispielsweise der Power-Napping-Club, der allen Mitgliedern die Fähigkeit gibt, überall auf dem Campus einzuschlafen, um dadurch die Energie aufzufüllen und so den Weg zum eigenen Zimmer erspart. Aber die Stapel an Kissen und der Schilderwald würden schnell die engen Gänge verstopfen, sodass draußen die Grünfläche genutzt werden kann. Bestimmte Bestandteile des Studiums wie der Turnierplatz für die angehenden Ritter können nur im Freien platziert werden und erstmals ist auch das selbstständige Errichten von Mauern möglich, sodass die einzelnen Gebäude der Uni selbst vergrößert, verkleinert oder gar ausgelagert werden können. Im besten Fall sollte man auch hier ein vernünftiges Mittelmaß finden und nicht sämtliche Grünfläche einbetonieren.

… und der Absturz!
##bild85431rechts##Ein wahres Ärgernis waren und sind aber leider weiterhin die Crashes, die das Spiel mitten im vertieften Aufbau der Uni unsanft beenden. Glücklicherweise gibt es eine sehr praktische Autospeicher-Funktion, doch frustig bleiben die Abstürze alle mal und die Ladezeiten sind zu allem Überfluss auch nicht gerade kurz. Ein dauerhafter Klotz am Bein ist dann noch die Performance: Zwar wurde schon für die Portierung an vielen Details gespart – beim Einstellen neues Personals fehlen beispielsweise die Portraits der Personen – und die Texturen der Objekte sind stellenweise sehr grob, doch wirklich flüssig wirkt das Bild nur extrem selten. Auch hier kann ich der Pause-Funktion des Spiels nur dankbar sein, denn diese rettet die Frames besonders bei großen Unis gerne über den Berg. Weniger nervig, aber nichtsdestotrotz vorhanden sind immer wieder auftretende Probleme beim Platzieren von Gegenständen: Das Spiel prüft vor der Platzierung, ob durch das neue Objekte andere blockiert werden und zeigt den Fehler dann an. Leider schlägt das System hier oft falsch an und zusammen mit der etwas merkwürdigen Steuerung, die für das Bedienen der einzelnen Menüs zuständig ist, stellen sich öfters nervige Momente ein. Spielbar bleibt das Game zwar die ganze Zeit, aber im Vergleich zur fluffigen PC-Version bleibt nur der neidische Blick auf eben diese Version.

Fazit

Und damit hätte ich fast das Fazit vorweg genommen: Wie schon im Vorgänger beweisen die Two Point Studios in Two Point Campus, wie sie einem staubtrockenen Thema durch eine casualige Management-Simulation Leben einhauchen können, doch bei der technischen Portierung stoßen sie an ihre Grenzen. Ob das Problem dabei bei der Hardware zu finden ist oder durch mehr Entwicklungszeit für den Port hätte gelöst werden können, kann ich leider nicht sagen. Doch die ganzen Abstürze und die leider immer hakeliger werdende Performance samt der nicht sehr eingängigen Steuerung vermiesen das Spielerlebnis auf der Nintendo Switch zunehmend. Dabei macht das Gameplay an und für sich ordentlich Spaß und sorgt mit den grundverschiedenen Unis für willkommene Abwechslung. Auch der ansteigende Schwierigkeitsgrad ist gut getroffen und bietet viel Motivation, an der eigenen Uni weiter herumzudoktern, bis sie endlich die Auszeichnungen und Würdigungen bekommt, die sie verdient. Doch leider muss ich an dieser Stelle auf die anderen Plattformen verweisen, für die das Spiel ebenfalls erschienen ist. Wie es auch schon beim Vorgänger der Fall war, ist der Titel aktuell im Game Pass von Microsoft enthalten - Management-Fans sollten sich dieses Angebot nicht entgehen lassen oder auch die Vollversion für PC kaufen! Solche Fans, die aber ihre Uni gerne unterwegs dabei haben, müssen sich auf die beschriebenen Probleme einstellen und auf ein Update hoffen, das Abhilfe schafft. Vermisst die Rutsche aus seiner Uni (ja, die gab es wirklich!): Nicola Hahn [501.legion] für PlanetSwitch.de Vielen Dank an Sega für die freundliche Bereitstellung des Reviewcodes.

Wertung 60 / 100

Das gewohnte Two Point-Erlebnis, das aber dieses Mal durch die Technik verhagelt wird.

Pro

  • Einsteigerfreundliche Levelgestaltung und guter Schwierigkeitsanstieg
  • Abwechslungsreiche Universitäten

Contra

  • Abstürze sind an der Tagesordnung
  • Performance ist nie wirklich flüssig
  • Steuerung teils gewöhnungsbedürftig

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