Darkest Dungeon

„Bei Darkest Dungeon geht es darum, das Beste aus einer hoffnungslosen Situation zu machen. Quests scheitern oder müssen abgebrochen werden. Helden sterben. Und wenn sie sterben, bleiben sie tot. Der Fortschritt wird häufig gespeichert, Handlungen können also nicht rückgängig gemacht werden. Dieses Spiel wird dir viel abverlangen. Wie weit wirst du deine Abenteurer antreiben? Wie viel bist du bereit, zu riskieren, um dem Dorf wieder zu altem Glanz zu verhelfen? Was wirst du opfern, um das Leben deines Lieblingshelden zu retten? Glücklicherweise kommen ständig neue Rekruten ins Dorf, auf der Suche nach Abenteuern und Ruhm im Schatten des Darkest Dungeon.“

So wird man schon direkt nach Start der Software in die Welt von Darkest Dungeon eingeführt. Das klingt zugegebenermaßen eher abschreckend als einladend und schon gar nicht spaßig. Warum der heutige Testkandidat aber dennoch einen Blick wert ist, das verrät der folgende Kurztest.

Von der Düsternis verschlungen
##bild77881rechts##Müsste man Darkest Dungeon in wenigen Worten beschreiben, wären es wohl „düster“, „anspruchsvoll“ und „genial“. Genial vor allem deswegen, weil einem direkt beim Einstieg der einzigartige Artstyle ins Gesicht gedrückt wird. Passend zum Thema ist natürlich alles sehr (sehr) düster gehalten, dennoch aber in sich ziemlich stimmig. Charaktere und andere Grafiken sind herrlich überzeichnet und bilden die Verzweiflung sehr gut ab, die sich schnell im Spieler breit machen soll. Übeltäter ist hier ist das dezent verschärfte, rundenbasierte Rollenspiel-Gameplay. Dabei klingt die Basis erstmal gar nicht so besonders. Verschiedene Charaktere haben ihre einzigartigen Werte, Angriffe und Fähigkeiten passend zu ihrer Klasse. Was dem Ganzen die Würze verleiht, ist das Drumherum.

Würde man selbst spärlich ausgerüstet in einem verdreckten Verlies voller Unholde und Monster wandeln, würde man wahrscheinlich nur eines empfinden: Angst. Diese Angst fließt in Darkest Dungeon direkt mit ins Gameplay ein. Wird ein Mitglied der maximal vierköpfigen Söldnertruppe getroffen, kann sich sein Geisteszustand rasch verschlechtern. Im Gegenzug können aber auch glorreiche Aktionen wie heftige, kritische Treffer oder Siege ein wenig Motivation in die verzweifelten Gemüter bringen. Während man sich Stück für Stück durch den in Räume und Gänge aufgeteilten Dungeon tastet, wird auch die Beleuchtung der Gruppe zunehmend schlechter. Je dunkler es wird, desto unwohler fühlen sich die Recken und desto mehr Macht gewinnen die Widersacher. Als zusätzlichen Aspekt gilt es also auch, stets genug Ersatzfackeln und andere wichtige Gegenstände wie Nahrung oder Heilmittel einzupacken.

Das dunkelste Verlies
##bild77886links##Dies geschieht im Dorf, welches man sozusagen als Hubwelt betrachten kann. Hier findet abseits der Verliese eigentlich nur jede Menge Micromanagement statt. Positiv fällt dabei auf, wie feingliedrig das ganze System eigentlich ist. So verliert man sich hier und da mal schnell in Menüs, während man möglichst taugliche Kämpfer rekrutiert, Beute wie Amulette organisiert und bewährte Schlägertypen weiterentwickelt. Dazu stehen im Dorf verschiedene Einrichtungen bereit, die etwa gegen Geld und Sammelgegenstände aus Dungeons neue Fähigkeiten oder bessere Ausrüstung freischalten lassen. Ebenfalls nicht unwichtig sind außerdem das Sanatorium, die Taverne und die Kirche. Doch um deren Zweck bestmöglich zu vermitteln, muss ich zunächst etwas ausholen.

Zuvor schnitt ich schon den Aspekt der Geistesgegenwart der Truppen im Dungeon an. Dass dieser Wert irgendwann besorgniserregende Höhen annimmt, ist nämlich in Darkest Dungeon so sicher wie das Amen in der Kirche. Man kann zwar sein Möglichstes versuchen um das zu vermeiden, doch irgendwann passiert es so oder so. Und hier wird es spannend: Erreicht die „Angst“ den Wert 100, fangen die Kämpfer an zu spinnen und entwickeln unweigerlich Ticks. So werden etwa manche paranoid und verweigern Befehle, ziehen aber im schlimmsten Fall sogar die gesamte Gruppenmoral mit runter. Entwickelte Ticks stellen aber auch positive und negative Buffs dar, die die Werte unter bestimmten Umständen anheben oder senken können. Hier kommen dann die Taverne und Co. ins Spiel. Jeder Charakter hat nämlich gewisse Vorlieben um Stress abzubauen. So kann man seine Kämpfer etwa für den Verlauf einer Quest ins Bordell stecken oder aber zum Beten vor den Altar setzen. Im Sanatorium treibt man sogar negative Ticks aus oder verankert positive Eigenschaften in der Persönlichkeit.

##bild77882rechts##Wer nun aufgepasst hat, müsste mitbekommen haben, dass einem so ja irgendwann die Kämpfer ausgehen. Denn ist die bewährte Stammtruppe gerade mit dem Stressabbau beschäftigt, müssen Ersatztruppen her. So lernt man langsam und schmerzhaft, mit den vorhandenen materiellen und menschlichen Ressourcen zu jonglieren oder eben auch nicht. Ist ein hochgelevelter Lieblingskämpfer dann doch mal dem Wahnsinn verfallen und stirbt, dann bleibt dieser auch unwiderruflich verloren. Man merkt also recht schnell: Es geht hier nicht um möglichst viel Profit, sondern darum, das Beste aus widrigen Umständen zu holen. Nach und nach entwickelt man dann mit etwas Expertise aber doch fähige Kämpfer und immer bessere Ausrüstung. Ziel ist es, so irgendwann auch den namensgebenden „Darkest Dungeon“ zu erobern und die Geschichte durch Quests voranzubringen. Letztere ist übrigens relativ belanglos.

Fazit

Darkest Dungeon ist eine Wissenschaft für sich. Entweder mag man es oder überhaupt nicht. Als Tester fiel es mir relativ schwer, mich in das Spiel einzuleben. Das komplexe Rollenspiel-System und der gewöhnungsbedürftige Mix aus Touch- und Tastenbedienung schrecken unter Umständen den Großteil der Spieler ab. Doch eines sei gesagt: Das Spiel hat nicht umsonst einen ziemlich guten Ruf. Hat man nämlich anfängliche Hürden überwunden, bekommt man es mit einem dermaßen ausgeklügelten und vor allem einzigartigen Titel zu tun, wie es ihn kein zweites Mal gibt. Nun könnte man die sehr spärlich erzählte Geschichte und die teils frickelige Bedienung vorhalten, doch wiegt das Gameplay in diesem Fall einfach zu schwer. Spieler werden es hassen lernen, aber doch irgendwie lernen mit Rückschlägen umzugehen. Wer nun nicht „Ohne mich“ sagt, macht mit dem Spiel nichts falsch. Man sollte aber Zeit mitbringen, denn mit oder ohne Erweiterungsinhalte ist man hier gut und gerne im zweistelligen Stundenbereich beschäftigt. Auch anhaltende Negativität kann eine Motivation sein: Sebastian Mauch [Paneka] für PlanetSwitch.de Vielen Dank an Red Hook Studios für die freundliche Bereitstellung des Reviewcodes.

Wertung 4 / 5

Düstere Dungeons, psychisch labile Recken und jede Menge Steine die im Weg liegen. Perfekt für Spieler die eine Herausforderung suchen.

Pro

  • Großartiger Artstyle
  • Rundenbasiertes Rollenspiel der Extraklasse
  • Viel interessantes Micromanagement abseits der Dungeons

Contra

  • Doppelte Bedienung teils etwas frickelig
  • Teilweise sehr demotivierend

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