Stellt euch vor, die aus NeoGeo-Zeiten für ihre ausgefeilten 2D-Prügler und detailverliebten Pixel-Action-Titel bekannte Spieleschmiede SNK – oder zumindest das, was heute unter diesem Namen läuft – macht ein neues Kampfspiel und lädt nur Frauen ein. Und zwingt sie auch noch in lächerliche Outfits, die den Damen dermaßen die Schamesröte ins Gesicht treiben, dass sich das sogar auf die Charakterportäts in der Kämpferauswahl auswirkt. Falls das zu viel für euer Vorstellungsvermögen sein sollte, seid beruhigt: Ihr könnt auch einfach SNK Heroines: Tag Team Frenzy einwerfen, das euch genau dieses Konzept bietet. Wenn man mal über die visuellen Argumente hinwegsieht, bemerkt man allerdings, dass dieser 2D-Prügler tatsächlich einige Dinge anders angeht – auch wenn ich mir noch nicht sicher bin, ob das wirklich zum Guten ist.
Effektvolle Enden, bitte!
##bild77672rechts##Wie der Titel unschwer erkennen lässt, steigt ihr hier stets mit einem Zweiergespann in den Ring. Die Kämpferauswahl bietet dabei diverse bekannte Gesichter aus SNKs Spielehistorie wie beispielsweise die knallharte Leona, eine weibliche Version des Fatal Fury-Recken Terry oder die wahrscheinlich bekannteste SNK-Kämpferin überhaupt, Mai Shiranui. Die gamescom-Demo beschränkte sich auf eine Hand voll von ihnen und gab uns nicht einmal die Möglichkeit, durch die Kleiderschränke der Heldinnen zu wühlen – die freizügigeren Outfits wollte man wohl nicht an der öffentlichen Anspielstation am Stand von Nintendo präsentieren. Aber gut, die jeweiligen klassischen Klamotten sind schließlich auch gut und haben Wiedererkennungswert. Was man vom Kampfsystem allerdings eher weniger sagen kann.
Klar sieht alles auf dem ersten Blick nach einem klassischen 2D-Prügler mit 3D-Grafik aus. Es gibt eine Taste für leichte und schwere Angriffe, eine Wurf-Taste, eine weitere für kleine, charakterspezifische Spezialmanöver und eine für gewaltige Sonderattacken mit dem Titel Dream Finisher. Was sowohl meinen Anzock-Kollegen Denis als auch mich bei unseren Partien stets aus der Bahn geworfen hat, war die Umsetzung des Block-Manövers. Das liegt komischerweise auf der L-Taste und wir konnten uns beim besten Willen nicht daran gewöhnen. Auch konnten wir auf die schnelle kein Gefühl für Kombo-Potenzial kriegen, was wir aber wohl eher auf unsere Unkenntnis als auf das Spiel schieben möchten. Immerhin haben wir auf keinerlei Move-Listen oder anderweitige Anleitungen zurückgegriffen – ich bin mir spontan nicht mal sicher, ob es so eine überhaupt gab.
##bild77674links##Die beste Kampfperformance nützt aber nichts, wenn man nicht zum Punkt kommt. Hier geht SNK Heroines wahrlich ungewöhnliche Wege, denn man kann die Lebensanzeige schlichtweg nicht mit normalen Attacken auf Null bringen. Bestenfalls reduziert man sie auf ein einziges Segment, das sich jedoch nach jeder noch so gewaltigen Kombo regeneriert. Der Trick dabei lautet, dass man seinen Kontrahenten mit einem Dream Finisher auf die Matte schicken muss – und diese lassen sich nur auslösen, sobald sich die regenbogenfarbene Spezialanzeige ausreichend gefüllt hat und in strahlendem Pink erscheint. Bis man ein K.O. erzielen kann, muss das gegnerische HP-Niveau jedoch immer noch unter eine bestimmte Grenze gebracht werden. Auch interessant: Abgezwackte Ausdauer wird direkt für die Spezialenergie freigelegt. Der Spieler im Nachteil kann also mehr davon bunkern, um mehrere Sondermanöver in Folge abzufeuern. Ferner verfügt eure Tag-Partnerin zwar über keine separate Lebens-Leiste, sie lädt auf der Ersatzbank aber stetig Dream-Power auf und kann beim Einwechseln direkt die großen Geschütze auffahren. In der Schlussphase kommt es somit zu einem ziemlich wilden Schlagabtausch, bei dem man seinen Kontrahenten in die Falle locken will. Das kann funktionieren, ich befürchte jedoch, dass gerade Matches auf höherem Spielniveau dadurch vielmehr in die Länge gezogen werden.