Über Monate hinweg wurden Besitzer des Erweiterungspasses für Xenoblade Chronicles 2 mit vergleichsweise kleinen Inhalten bei Laune gehalten. Hier ein paar neue Quests, da eine neue Klinge, dann ein Herausforderungs-Modus und mit jedem Update als kleines Präsent noch eine Hand voll bunt gemischter Gegenstände – nett, aber nicht unbedingt das, wofür man rund 30 Euro auf die virtuelle Theke legt. Das Beste hoben sich Monolith Soft und Nintendo aber bis zum Schluss auf, denn mit Torna: The Golden Country wartet eine waschechte Story-Erweiterung auf Xenoblade-Fans, die im Hauptspiel lediglich angesprochene Ereignisse genauer beleuchten. Entsprechend sei an dieser Stelle angemerkt, dass die Vorgeschichte über handfeste Spoiler für die Haupthandlung verfügt und daher idealerweise erst nach Abschluss dieser gespielt werden sollte. Doch ob sich der Aufwand überhaupt lohnt, verrate ich euch in diesem Test.
Jäger der verwunschenen Klinge
##bild80561rechts##Torna: The Golden Country spielt 500 Jahre vor den Ereignissen des Basis-Spiels. Der titelgebende Titan stapft noch durch das Wolkenmeer und die Bewohner gehen nichtsahnend ihrem friedlichen Leben nach. Ärger ist jedoch schon im Verzug: Malos, eine der beiden Aegis-Klingen, sorgt für eine Schneise der Verwüstung und wird aus diesem Grund vom Torna-Prinzen Addam und seiner Begleiter-Klinge Mythra – die zweite Aegis – gejagt. Ihr selbst verfolgt das Geschehen aus der Perspektive von Lora und Jin, die als einfache Söldner durch die Lande ziehen und eines Tages von Addam für die Aegis-Jagd rekrutiert werden. Was folgt, ist eine mit zirka 20 Stunden Spielzeit relativ kompakte, dafür aber mitreißende Geschichte, die aufgrund des absehbaren, bedrückenden Endes deutlich ernster ausfällt, als man es aus dem Hauptspiel gewohnt ist. Doch keine Bange, auflockernde Szenen mit humorvollen Einlagen, welche die Charaktere von allen Seiten zeigen, gibt es auch in der Erweiterung.
Im Prinzip ist der wirklich relevante Teil tatsächlich noch ein gutes Stück kürzer, denn leider wird die erwähnte Spieldauer durch zwei ziemlich unschöne Streckungsphasen erkauft. An schnell aufeinanderfolgenden Punkten erwischt euch Torna: The Golden Country kalt mit dem Ansehen-System. An sich eine niedlich aufgemachte Abwandlung des Harmonie-Diagramms aus dem allerersten Xenoblade, das alle Bewohner der Spielwelt umfasst und bei Erfüllung bestimmter Nebenaufgaben diese Personen als Vertraute listet. Schön und gut, nur müssen für den Story-Fortschritt zwei bestimmte Meilensteine erreicht werden, bevor ihr weiterziehen dürft. Dieser Schmerz wird zugegebenermaßen dadurch gemildert, dass diverse Sidequests euch mit mehreren Ansehens-Punkten belohnen und viele der simplen Monstertötungs- und Lieferaufträge mit interessanten Geschichten aufwarten. Dem Spielfluss kommt dies dennoch überhaupt nicht zugute – vielmehr wirkt es so, als hätte Monolith Soft auf billige Art und Weise versucht, die Grund-Spielzeit in die Höhe zu treiben. Schade, denn vor allem die zweite Nebenquest-Pause hat mir zunächst einmal gehörig die Motivation geraubt.
Gemeinsam sind wir stark
##bild80567links##Dieser Umstand enttäuschte mich umso mehr, da die Erweiterung bis dahin ein vergleichsweise gutes Tempo vorlag. Dauerte es im Hauptteil noch ewig, bis man eine anständige Kampftruppe zur Erkundung der Areale zur Verfügung hatte, führt euch The Golden Country sehr schnell an die Möglichkeiten im Kampf heran und stellt euch flott alle nötigen Werkzeuge bereit. Das mag auch an den allgemeinen Anpassungen im Kampfsystem liegen. Statt wie zuvor bis zu drei Meister ins Gefecht zu schicken, die wiederum von bis zu drei auswählbaren Klingenpartnern gestärkt werden können, bekommt ihr es hier mit fest zugeteilten Dreierteams zu tun, von denen je zwei Mitglieder als aktiver und unterstützender Kämpfer im Ring stehen. Und ja, die sonst als Supporter dienenden Klingen werden hier auch handgreiflich: Auf Knopfdruck wechseln sie mit ihrem Meister die Führungsposition, damit ihr sie direkt im Kampf steuern und auf ihre jeweiligen Fähigkeiten zugreifen könnt. Dieses Wechselspiel wird ferner dadurch belohnt, dass die Abklingzeiten der Skills eingewechselter Einheiten entfallen und deren Techniken somit sofort einsetzbar sind. Nicht zuletzt werden rot markierte Bereiche des HP-Balkens beim Abklatschen direkt regeneriert. Auf diese Weise gewinnt das zu Beginn äußerst träge Kampfsystem enorm an Dynamik, was ungemein Laune macht. Schade nur, dass die Gegner natürlich abermals reichlich einstecken können und so manches Gefecht gegen Normalo-Feinde sich länger streckt, als man bei einem Stufenunterschied von fünf oder höher erwartet. Manche Altlasten wird Xenoblade 2 einfach nicht los, auch wenn dies fairerweise dem Fokus auf Skill-Kombos und damit verbundene Schadensmodifikatoren verschuldet ist.