Rhythmus-Spiele für unterwegs sind immer ein heikles Thema, geht es bei ihnen doch gerade um die Musik, mit der man seine Umgebung ja nicht unbedingt belasten möchte. Dank Kopfhörern ist das allerdings auch kein Problem und wenn man es mit einem Hybriden wie der Nintendo Switch zu tun hat schon gar nicht. Und nachdem wir lange keinen Teil der Reihe mehr im Westen erleben durften, hat sich Bandai Namco dazu entschieden, uns mit Taiko no Tatsujin: Drum ’n‘ Fun endlich mal wieder einen zu geben. Und das sogar mit dem Trommel-Controller, der das Spiel so besonders macht – wenn dieser auch nur auf wenige Arten erhältlich ist. Allerdings kommt man ebenso über den eShop an den Titel und glücklicherweise bietet er genug Steuerungsarten, dass man auch so auf seine Kosten kommen sollte. Und um das genauer zu inspizieren, habe ich mir einen Wolf getrommelt.
Licht aus – Musik an!
##bild80848rechts##Wie es sich für ein Musik-Spiel mit Arcade-Hintergründen gehört, wird bei Taiko no Tatsujin vollständig auf eine Story verzichtet. Stattdessen geht es einzig und allein um das Spielen der Songs. Hierbei stehen einem bereits von Anfang an um die 60 zur Verfügung und durch fleißiges Musizieren werden noch weitere freigeschaltet, bis man am Ende auf die stolze Anzahl von 74 Titeln kommt. Diese wurden in unterschiedliche Kategorien unterteilt, wodurch man grundsätzlich auch schon erfährt, was einen erwartet. Mit dabei sind Pop-, Anime-, Klassik-, Sonstige-, Videospiel-, Vocaloid- und Bandai Namco Original-Songs. Hierbei möchte ich aber gleich erwähnen, dass Taiko no Tatsujin ein durch und durch japanisches Spiel ist – soll heißen, mit wenigen Ausnahmen bekommt man es hier ausschließlich mit sehr japanischen Songs zu tun, was gerade in der Pop-Kategorie auffällt. Diese Musik-Auswahl sollte man sich stets vor Augen führen, wenn man den Kauf liebäugelt. Zudem ist jedes Lied recht kurz, gerade mal um die zwei Minuten dauert jede einzelne Runde. Das ergibt noch Sinn wenn man bedenkt, dass zum Beispiel Anime-Openings eine Standard-Länge von 1 Minute und 30 Sekunden haben. Gerade im Fall der Pop-Songs fällt allerdings auf, dass diese ein spontanes Fadeout kriegen und einfach aufhören, wenn man vielleicht gerade einmal einen Refrain gehört hat. Das macht das Spielen unterwegs vielleicht etwas leichter, stellt mich persönlich aber nicht sehr zufrieden. Ich bin eigentlich ein Freund davon, einen ganzen Song zu spielen und nicht einfach aufhören zu müssen, sobald er gerade richtig in Fahrt gekommen ist.
Die Kunst des Trommelns
##bild80850links##Das grundsätzliches Spielprinzip ist recht simpel: Auf dem Bildschirm bekommt man die zu machenden Aktionen angezeigt und diese muss man dann im richtigen Rhythmus ausführen. Dabei handelt es sich kleine und große, rote oder blaue Noten, die respektive für das Innenfeld oder die Kante der gedachten Trommel stehen, sowie Ballons, Schlägel und langgezogene Noten, bei denen ein Trommelwirbel von einem abverlangt wird. Wie man es sich denken kann, sollten diese natürlich im richtigen Takt getroffen werden, wobei es lediglich drei Wertungen gibt: Übel, Ok und Gut. Diese geben einem eine entsprechende Punktzahl, welche durch eine fortlaufende Kombo, also ohne auch nur eine Note zu verfehlen, sogar noch erhöht wird. Um das zu erreichen stehen einem satte vier Kontroll-Schemata zur Verfügung: Die Taiko-Trommel, Bewegungssteuerung, die Controllertasten und der Touchscreen. In meinem Fall kann ich leider nichts zur Verwendung der Trommel sagen, da mir diese für das Review nicht zur Verfügung stand.
Da sie dem Trommeln am nächsten kommt, habe ich mich zunächst mit der Bewegungssteuerung versucht und musste recht schnell feststellen, dass die Switch-Controller starke Limitationen zur korrekten Ausführung der Bewegungen haben. So verlangt das Spiel eigentlich nur, dass man die Joy-Cons für eine rote Note gerade nach unten bewegt, während für eine blaue Note ein diagonaler Schwung ausgeführt werden soll. Die Erkennung dieser Bewegungen ist jedoch mangelhaft und selbst nach einigen Stunden habe ich keinen hundertpozentigen Weg gefunden, hierbei treffsicher zu werden. Es funktioniert definitiv bei den niedrigen Schwierigkeitsgraden, sobald man jedoch eine Herausforderung sucht – es gibt vier, bei manchen Songs fünf Schwierigkeitsgrade – stößt das System schnell an seine Grenzen. Die Steuerung über die Knöpfe geht sehr gut von der Hand, doch da man hier jedoch nur recht wenige Noten zur Auswahl hat, ist diese Option meiner persönlichen Meinung nach wenig sinnvoll. Überrascht war ich dann allerdings vom Touchscreen-Schema, bei dem auf dem unteren Teil des Bildschirms eine Trommel angezeigt wird und man entsprechend auf diese tippt, um zu spielen. Dies hatte wenigstens etwas vom Trommeln und machte mir auch am meisten Spaß, wodurch es zu meiner bevorzugten Spielweise wurde – aber die Geschmäcker können bekanntlich verschieden sein, die Optionen stehen immerhin zur Verfügung.
Mit mehr Leuten trommelt es sich besser
##bild80851rechts##Wer keine Lust hat lediglich alleine die Songs zu spielen, kann sich glücklich schätzen, dass alle Songs auch zu viert angegangen werden können. Hierbei stehen einem sogar verschiedene Modi zur Verfügung, um kooperativ oder kompetitiv zu zocken. Entweder versucht man sich an einem gemeinsamen Highscore, wetteifert um den höchsten eigenen, macht eine möglichst hohe Kombo oder versucht mehr „Gut“-Anschläge zu bekommen als das Gegenüber, hier gibt es eine recht nette Auswahl. In den Versus-Partien können sogar Items eingeschaltet werden, die es entweder dem Kontrahenten schwerer machen oder einem selbst einen Bonus verschaffen. Möchte man allerdings tatsächlich mit drei Freunden zocken, benötigt jeder eine eigene Switch mit dem Spiel – an einer Konsole können lediglich bis zu zwei Spieler gleichzeitig loslegen.
Zudem bietet Taiko no Tatsujin: Drum ’n‘ Fun einen Party-Modus, der einige Mini-Spiele bereithält. Wie man sich vielleicht denken kann, kommt es bei jedem davon auf ein gutes Rhythmusgefühl an. In den meisten Fällen werden einem dabei zuerst bestimmte Rhythmen vorgegeben, die man anschließend korrekt wiederholen muss. Bei den restlichen Spielen wird von einem gutes Taktgefühl abverlangt, da man diesen halten oder aber progressiv schneller werden muss. Auch bei den Party-Spielen gibt es unterschiedliche Varianten, wie diese mit den eigenen Freunden gespielt werden können – Alle gegen Alle, Team-Versus oder Kooperativ, wobei stets vorgegeben ist, welches Spiel auf welche Art gegeneinander gezockt wird. Wer keine Freunde hat, die sich für dieses Spielprinzip begeistern können, braucht auch nicht verzagen: der Party-Modus kann auch vollständig alleine gespielt werden. Tut man dies sogar oft genug, schaltet man neue Charaktere für die Songs frei. Jeder Charakter kommt dabei mit eigenen Fähigkeiten daher, die einem das Spiel entweder leichter oder schwerer machen können. So können Trommelwirbel zum Beispiel automatisch ausgeführt werden oder aber die Seelenanzeige, die zum Abschluss eines Songs gefüllt werden muss, ist bereits von Anfang an zur Hälfte voll. Oder aber man macht sich das Timing der Noten schwieriger und lässt die Seelenanzeige noch langsamer steigen – je nachdem, was man gerade haben möchte.