##bild84492links##Riesendrachen, Gigantofledermäuse und Megahaie vertrimmen, um aus ihren jeweiligen Einzelteilen kuschelige Kleidung und scharfe Klingen zu fertigen, ist ja schön und gut, aber wollt ihr nicht auch manchmal lieber die possierliche Monsterschar der Monster Hunter-Reihe nach Strich und Faden verwöhnen? Vielleicht sogar Seite an Seite mit den gefürchteten Bestien durch die Landschaft ziehen? Monster Hunter Stories macht’s möglich und überzeugte trotz diverser Schwächen auf dem 3DS (zum Test), wurde jedoch hierzulande aufgrund des Releases inmitten des ersten Switchjahres mehr oder minder ignoriert. Dass da mehr geht, zeigt der Nachfolger Monster Hunter Stories 2: Wings of Ruin – nun auf besagter Switch daheim und mit einer Ästhetik sowie diversen Designentscheidungen, die zweifelsohne auf den Riesenerfolg von Monster Hunter World zurückzuführen sind. Und obwohl ich auch so meine kleinen Probleme mit dem farbenfrohen Rollenspielabenteuer in der Monster Hunter-Welt habe, geht die Formel dank diverser Verbesserungen bedeutend besser auf als im 3DS-Einstand.
Der letzte Rathalos
Wo Stories drauf steht, muss natürlich auch eine Geschichte drin sein. Diese dreht sich um das plötzliche Verschwinden der Rathalos-Population, inklusive des heiligen Wächter-Rathas eurer Heimatinsel Hakolo. Als frischgebackener Rider – also jemand, der ein besonderes Band mit als Monsties bezeichneten Kreaturen eingeht und so gemeinsam mit ihnen kämpft – geht ihr dem merkwürdigen Eingriff in das Ökosystem nach und stolpert dabei gleich über mehrere Dinge: Das Wyverianermädchen Ena, welches noch euren Großvater kannte, ein mysteriöses Licht, das Monster in den Wahnsinn zu treiben scheint, sowie ein geheimnisvolles Ei, welches vom Wächter-Ratha hinterlassen wurde und augenscheinlich mit den Legenden um die „Flügel des Verderbens“ in Verbindung steht. Oh, und den aus Teil 1 bekannten Cartoon-Felyne Navirou, der euch von da an mit Rat und hin und wieder auch mal Tat zur Seite steht. Die Handlung schleppt sich dabei gerade in den ersten 15 Stunden eher gemächlich hin und baut ihre Mysterien nur langsam auf. Dank der interessanten Charaktere, auf die man während der Reise trifft, war ich jedoch keineswegs gelangweilt. Kenntnisse des Vorgängers sind übrigens optional: Zwar finden sich nebst Navirou noch andere Figuren aus dem ersten Monster Hunter Stories in Wings of Ruin wieder, die Geschichte an sich bleibt jedoch eigenständig.
##bild84491rechts##Besagte Rahmenhandlung schickt euch dabei maßgeblich von Questschauplatz zu Questschauplatz, von wo aus ihr diverse kleine Aufgaben für die lokale Kommune übernehmt. Zu Beginn verdient ihr euch in eurem heimischen Dörflein Mahama eure Sporen als Rider, das Oberhaupt des darauf folgenden Wyverianerdörfleins Rutoh will wiederum erst wissen, ob ihr überhaupt das Vertrauen des alten Volkes verdient. Dabei könnt ihr natürlich auch reichlich Nebenaufgaben übernehmen, die ihr maßgeblich dem ansässigen Questbrett entnehmt, gelegentlich aber auch von Dörflern in Not einholt. In jedem Fall bleiben die Aufgaben zwar im Rahmen abwechslungsreich, unterm Strich sind sie jedoch ziemlich simpel gestrickt. Sammle bestimmte Materialien, erlege diese und jene Monster, versuche dich am Item-Crafting … Veteranen kennen das Muster. Trotzdem solltet ihr die Nebenbeschäftigungen nicht ignorieren, dienen sie doch als guter Quell für Erfahrungspunkte und Geldmittel. Und all das wird spätestens notwendig, wenn es ans Aufrüsten eures Kampftrupps geht.
Gute Vorbereitung ist die halbe Miete
Bis zu sechs Monsties – eines davon über weite Strecken vorgegeben – dürft ihr bei eurer Reise durch die Welt von Monster Hunter Stories mitführen. Dabei steht euch wohlgemerkt nicht das vollständige Monsteraufgebot des Rollenspiels zur Verfügung, die um die 80 aus Eiern großziehbare Begleiter bieten aber dennoch einiges an Vielfalt. Es sei jedoch bedacht, dass jedes Monstie auf Level 1 beginnt und von da an erst großgezogen werden muss. Immerhin muss man dafür nicht nur kämpfen oder Quest-Erfahrung nutzen, sondern kann seine inaktive Monsterschar nach Erreichen eines bestimmten Punktes auch eigenständig auf Reise schicken. Auf diese Weise lassen sich sogar Materialien aus bereits abgehakten Arealen gewinnen – immens praktisch, wenn man nicht selbst losmarschieren möchte. Ferner lassen sich die Monsties durch Anpassung ihrer Gene verbessern. Klingt nach Sci-Fi-Gewäsch, funktioniert hier jedoch A) in Form eines magischen Rituals und B) nach dem Bingo-Prinzip. Auf einer 3×3 Felder großen Karte sind die Gene für mächtigere Angriffe, Statuseffekte und ähnliche Eigenschaften angeordnet, Reihen selben Elements bringen Boni. Wollt ihr euren Liebling nun aufmotzen, müsst ihr die Gene aus einem anderen extrahieren – ein Prozess, bei dem das Materialmonster jedoch leider „verschwindet“, um es freundlich auszudrücken. Dennoch ermöglicht dies bereits sehr früh kleine hilfreiche Powerbooster und später im Endgame, wenn ihr Zugriff auf die volle Palette an seltenen Kreaturen habt, lassen sich mit etwas Geduld und Kreativität wahrlich furchterregende Kampfmaschinen heranzüchten.
##bild84493links##Bei all der Monstiepflege sollt ihr natürlich auch nicht zu kurz kommen. Eure Spielfigur darf nämlich ebenfalls mitmischen und das mit bis zu drei Waffen, die ihr für den schnellen Wechsel in der Schlacht ausrüsten dürft. Zur Auswahl steht dabei wohlgemerkt nicht das gesamte Arsenal der Hauptspiele, wohl aber einige der wichtigsten Eckpunkte: Schwert und Schild, Großschwert, Hammer und Jagdhörner kennt man bereits aus dem Vorgänger, neu sind die Bögen und Gewehrlanzen. Anders als bei besagtem 3DS-Titel ist die Waffenart dieses Mal jedoch mehr von Bedeutung: Wings of Ruin unterscheidet nämlich in der Art des Schadens. So sind manche Monster empfindlicher gegen Schnitte der Klingen, andere reagieren empfindlich auf Nadeln, wieder andere sind so hart, dass man sie erst mit stabilen Hämmern und Hörnern knacken muss. Angesichts der Staffelung wundert es daher wenig, dass es ausgerechnet drei Waffenslots gibt. Gebaut werden die Werkzeuge und natürlich auch eure Rüstungen wie gewohnt aus gesammelten Materialien – sowohl den in der Umgebung aufgelesenen als auch solchen, die ihr Monstern abluchst. Großartig komplexe Evolutionsbäume wie in den Hauptspielen findet ihr hier aber nicht: Stattdessen lässt sich jedes Ausrüstungsteil zweimal upgraden und das war es auch schon. Immerhin erspart dies massig Materialgrind.
Kenne deinen Feind
Aber genug des Vorgeplänkels, auf in die Wildnis! Pro Gebiet erwartet euch dabei ein verbindendes Hauptareal sowie hier und da einige kleinere Gegenden, auf denen ihr nebst massig Sammelobjekten natürlich auch reichlich Monster herumtummeln seht. Items werden dabei dankenswerterweise ganz wie in den Games der Reihe ab Monster Hunter World im Vorbeigehen eingesammelt – die nervigen Sammelanimationen, wie sie auch im ersten Monster Hunter Stories vertreten waren, entfallen. Das macht die Materialbeschaffung natürlich ungemein angenehmer, führt aber auch dazu, dass man während des Ausritts recht planlos auf der A-Taste herumhämmert, wenn denn mal eine der vielen Sammelstellen in Sichtweite ist. Kommt es zum Monsterkontakt, sieht die Angelegenheit natürlich wieder ganz anders aus.
##bild84502rechts##Dann wechselt Wings of Ruin nämlich zu seinem rundenbasierten Kampfsystem. Gemeinsam mit eurem Monstie steht ihr hierbei der gegnerischen Monsterschar gegenüber, die strategisch erlegt werden möchte. Der Kampf funktioniert dabei nach einem einfachen Stein-Schere-Papier-Prinzip: Schnelle Attacken legen Kraftprotze lahm, geschickte Technik-Manöver lassen Flitzer ins Leere laufen und selbst der gewiefteste Techniker kann nichts gegen einen kräftigen Schlag auf die Schädeldecke ausrichten. Sowohl die Angriffe eures Monsties als auch eure eigenen lassen sich entsprechend auswählen, eure Begleiter wählen dabei jedoch meist etwas, was ihrer jeweiligen Natur entspricht. Soll heißen: Die flinken Velocidrome neigen eher dazu, mit Tempoangriffen in die Schlacht zu ziehen, während die stämmigen Arzuros ihre honigverschmierten Pranken lieber für Kraftangriffe nutzen. Das mit der Angriffsnatur gilt übrigens nicht nur für eure Mitstreiter, sondern auch für die Gegner. Serienveteranen können bereits aus ihren Erfahrungen mit den Hauptspielen grob ableiten, wie die vielfältigen Kreaturen agieren und ihnen so ein Schnippchen schlagen. Kombiniert damit, dass bestimmte Großbestien auch zerstörbare Körperteile für zusätzliche Beute bieten, kommt damit trotz anderer Kampfmechanik waschechtes Monster Hunter-Feeling auf. Schade ist nur, dass dieser Schaden leider nur in seltenen Fällen tatsächlich sichtbar ist. Abgetrennte Monsterschweife findet ihr hier leider nicht.
Übrigens habt ihr im Prinzip nur über eure eigene Figur komplette Befehlsgewalt. Wollt ihr eurem Monstie einen bestimmten Spezialangriff nahelegen, müsst ihr dafür im Kampfverlauf gewonnene Bindungspunkte opfern. Diese können jedoch alternativ auch aufgespart werden, um bei gefüllter Bindungsanzeige aufzusatteln und so zu gemeinsamen Angriffen – inklusive eines bildgewaltigen sowie extrem schmerzhaften Finishers – anzusetzen. Da das Aufsatteln zudem sowohl euren Charakter als auch das Monstie heilt, will dies gerade in kniffligeren Situationen strategisch vorteilhaft genutzt werden. An und für sich liegt der Schwierigkeitsgrad dabei auf einem angenehmen Niveau: Wer im Kampf aufmerksam ist, die richtigen Waffen und Monsties wählt und sich nicht zu schade ist, seinen Item-Beutel zu verwenden, sollte keine Probleme haben, bis zum Abspann zu kommen. Zudem helfen euch über weite Strecken KI-Begleiter aus, die zumindest für alle regulären Storykämpfe bestens ausgestattet sind.
… War ich hier nicht schon mal?
##bild84498links##Aber wie holt man sich denn nun eigentlich neue Monsties ins Boot? Dazu gibt es die überall verstreuten Monsterbaue! Entweder rein zufällig über die Karte verteilt oder gezielt nach Flucht eines besiegten Großmonsters – Farbball nicht vergessen! – könnt ihr in die Unterschlupfe der Kreaturen eintauchen, um an deren jeweiligen Enden ein Ei mitgehen zu lassen. Leider entpuppten sich diese Mini-Dungeons für mich als das unspannendste Element von Monster Hunter Stories 2. Sie sind nämlich abermals prozedural generiert und dies leider auf die generischste Art und Weise. Dass es pro Areal im Prinzip auch nur eine optische Variante gibt, lässt sie noch einmal eintöniger wirken. Schlimmer wird es, wenn euch die Geschichte in einen Story-Dungeon schickt. Diese werden zwar hin und wieder durch kleine Rätseleinlagen aufgelockert, fallen dafür aber auch umso länger aus und ziehen sich entsprechend wie Kaugummi. Schnell ertappte ich mich dabei, schnurgerade zum Ende zu marschieren und weder ausgiebig alle Ecken nach Materialien abzuklappern, noch wirklich alle Schatztruhen mitzunehmen. Letzteres ist je nach Monstertrupp sowieso nicht immer möglich, da einige von ihnen besondere Monstiefähigkeiten erfordern. Kann also keines eurer Teammitglieder schwimmen oder Ranken erklimmen, bleiben euch die zufällig ausgewürfelten Extrabeutestücke leider verwehrt. Zum Glück sind diese Fähigkeiten jedoch umgekehrt auch praktisch nie zum Voranschreiten der Story notwendig.
Leider sind die Baue auch das, worauf die Multiplayerkomponente von Monster Hunter Stories 2 fußt. Die jeweiligen Quests schicken euch nämlich auch in prozedural generierte Gebiete, in denen ihr beispielsweise ein bestimmtes Bossmonster ausfindig machen müsst oder eine festgelegte Anzahl an Kleingetier beseitigt. Dabei könnt ihr euch mit eurem Spielpartner sogar ins selbe Gefecht stürzen und direkt unterstützen, was mit entsprechender Absprache den Grindalltag etwas auflockert. Mangels richtiger Chatmöglichkeiten müsst ihr dafür aber auf externe Programme zurückgreifen – intern bietet Wings of Ruin nur ein Stickerset mit vorgegebenen Emotes. Wer sich lieber mit anderen Spielern anlegt, als mit ihnen zu kooperieren, wird übrigens auch bedient, allerdings empfand ich die Kampfkomponente in meinem Probelauf eher ernüchternd. Es werden nämlich lediglich grob die Level der Spieler angeglichen, wohl aber nicht die Ausrüstung der Hauptfiguren. In meinem Match mit Redaktionskollege und Monster Hunter-Fachmann Basti endete das damit, dass seine Figur aufgrund schwächerer Bewaffnung nur als Cheerleader fungieren konnte, obwohl unsere Spielstände zu dem Zeitpunkt gar nicht mal so weit auseinanderlagen. Damit bleibt der Multiplayer-Part im Prinzip nur ein nett gemeintes Beiwerk, das jedoch kein Kaufgrund sein sollte.
Wunderschöne Monsterwelt
##bild84496rechts##Eines muss ich Monster Hunter Stories 2 lassen: Es sieht wunderschön aus! Vom malerischen Küstendorf, in dem die Reise beginnt, über lauschige Waldgegenden bis hin zu bergigen Winterwunderländern gibt es einiges fürs Auge. Auch die Charaktere und natürlich die Monster schinden Eindruck, zumal der neue Grafikstil von Wings of Ruin trotz einer noch immer deutlich cartoonhafterer Ästhetik deutlich näher an der Art der eigentlichen Monster Hunter-Reihe liegt, als es noch beim Vorgänger der Fall war. Leider wird diese optische Pracht zumindest im von mir ausschließlich gespielten Handheld-Modus durch eine generell eher niedrigere Framerate mit gelegentlich heftigeren Einbrüchen erkauft. Eine unspielbare Katastrophe ist die Switch-Fassung dadurch keineswegs, immerhin haben wir es hier mit einem rundenbasierten Rollenspiel zu tun, doch schön ist das nicht. Screenshot-Dauerknipser und Videoclip-Vielaufnehmer wie ich stolpern zudem in den Zwischensequenzen über ein weiteres Problem: Der Speicherprozess der Aufnahmen sorgt dafür, dass die Tonspur kurzzeitig aussetzt und sich so schrittweise mehr und mehr verzögert. Dass dies die sonst gelungen in englischer und japanischer Sprache vertonten Sequenzen unweigerlich kaputtmacht, versteht sich von selbst. Als redaktionsinterner Screenshotholiker hoffe ich sehr, dass zumindest dieses Ärgernis in einem zukünftigen Patch behoben wird!