Es war einmal ein kleines italienisches Entwicklerstudio namens DESTINYbit, das erstmals mit dem Beat ‘em Up Within auf der VxG 2013 für Aufsehen sorgte. Dem Team war es wichtig, das Genre der kompetitiven Fighting-Games auch auf das iPad zu übertragen, doch so recht wollte der Funke bei den Fans nicht überspringen und nach einigen negativen Kommentaren und einer misslungenen Kickstarter-Kampagne wurde das Projekt aufgrund eines fehlenden Publishers vorerst pausiert. Doch die jungen Entwickler aus Ravenna in Italien gaben nicht auf und versuchten sich mit Empires Apart an einem Free2Play-Echtzeittaktikspiel für den PC, das sich stark an Age of Empires und Konsorten orientiert. Dieses Mal kamen sie beim Publisher Slitherine Software unter, der besonders für Hardcore-Strategiespiele wie Panzer Corps und Field of Glory bekannt ist. Nach einem beachtlichen Erfolg geht es nun mit dem nächsten Aufbauspiel weiter: Dice Legacy heißt der Titel und bringt mit den namensgebenden Würfeln einen gewissen Twist ins Genre. Doch mehr dazu in der Preview, für die ich dankenswerterweise von Publisher Koch Media einen Vorabkey für die Steamversion erhalten habe. Dementsprechend beziehen sich alle genannten Punkte auf die noch nicht veröffentlichte PC-Fassung, die Portierung auf Nintendo Switch und das endgültige Spiel wird sich davon in einzelnen Teilen unterscheiden.
Schiffbruch voraus!
##bild84506rechts##Als alter, aber umso weiserer Herrscher befinde ich mich an Bord meines Schiffs, das die recht begrenzten Meere meiner Welt bereist. Diese Welt lässt sich am ehesten mit den Halo-Ringwelten aus der namensgebenden Shooter-Reihe vergleichen. Mein Schiff treibt nämlich auf dem Gewässer, welches sich auf der Innenseite der Ringwelt befindet. Wenig später landet das Boot am Strand einer unbekannten Insel und schnell ist ein Hafen errichtet. Die „Manpower“ meiner Gefolgschaft wird in Form von Würfeln repräsentiert, die anstelle von Augen verschiedene Professionen anzeigen. Diese werden benötigt, um Ressourcen abzubauen, Gebäude zu bauen, diese zu betreiben und um in den Kampf zu ziehen. Das geht natürlich nur, wenn der passende Beruf gewürfelt wird: So können nur „Bauarbeiter“ neue Gebäude erbauen, „Kundschafter“ antike Stätten erkunden oder das bebaubare Gebiet erweitern, „Krieger“ Angriffe abwehren oder selbst attackieren und „Arbeiter“ Holz, Stein, Kräuter und Essen abbauen. Nach einer kleinen Wartezeit ist die zugewiesene Aufgabe schon erledigt und im Falle des Arbeiters landet dann der Rohstoffe im Inventar. Davon können dann neue Gebäude erbaut und betrieben werden. Der Würfel wird nach dem Einsatz deaktiviert und kann jetzt nicht mehr eingesetzt werden. Erst mit einem neuen Wurf werden die verbrauchten Quader wieder aktiv und können Aufgaben bewältigen. Doch unbegrenztes Würfeln ist natürlich nicht möglich, denn jeder Würfel hat nur eine bestimmte Anzahl an Aufladungen, die beim Erreichen von 0 diesen zerstört. Glücklicherweise kann mit Einsatz von Nahrung im Kochhaus die Aufladungszahl wieder aufgefüllt werden – zumindest ein bisschen. Insgesamt hat mein Königreich Platz für zwölf Würfel, die in Häusern durch die Kombination zweier Würfel einen neuen (er)zeugen.
Nahrung ist also immens wichtig, um den Fortbestand des Würfelerbes zu sichern, doch diese lässt sich nur durch Jagdgründe und Farmen beschaffen, wobei Letztere im Winter kein Getreide produzieren kann, was aber die Bäckerei für die finale Herstellung von Nahrung benötigt. Da die Jagdgebiete irgendwann keine Nahrung mehr bieten, muss also für den Winter vorproduziert werden. Zusätzlich darf ich nicht vergessen auch für ausreichende Wärme zu sorgen, indem ich Öfen wie in Frostpunk aufstelle, die einen großen Bereich abdecken können und für wohlige Arbeitsatmosphäre in direkter Nähe sorgen. Jetzt noch diese regelmäßig mit Holz versorgen und den Würfeln wird es während der Arbeit nicht mehr kalt, denn ohne die Heizung gibt es eine gewisse Chance, dass der arbeitende Würfel nach Abschluss der Aufgabe einfriert und bis zum Jahreszeitenwechsel nicht mehr einsetzbar ist. Hierfür gibt es später die Möglichkeit aus Getreide Bier zu brauen, wodurch die gefrorenen Würfel aus ihrem eisigen Gefängnis befreit werden können. Alternativ kann ich als König – jeder Charakter hat eine andere Spezialfähigkeit – bei einer gewissen Würfelkombi meine untergebenen Würfel wieder auftauen, auf Kosten der Aufladungen. Ein weiteres Element sind die fremden Völker, die manchmal den Handel bevorzugen, aber auch hin und wieder feindlich gesinnt sind und der Siedlung in regelmäßigen Abständen Räuber schicken, um meine Gebäude abzubrennen. Und damit bin ich auch schon beim nächsten Thema: Es gibt nicht nur eine Würfelart, sondern gleich fünf, die in speziellen Gebäuden ausgebildet werden können: Bauern, Bürger, Kaufmänner, Mönche und Soldaten. Je nach Art ist der Würfel in einer anderen Farbe gefärbt und bietet andere Berufsoptionen an: Während der Bauernwürfel die bereits genannten Berufe ausüben kann und damit als Allrounder gilt, spezialisiert sich der Soldatenwürfel auf die Berufe „Krieger“ und „Kundschafter“. Zusätzlich kann er noch als „Belagerer“ eingesetzt werden, was bei der Bekämpfung feindlicher Siedlungen nützlich wird. Wer die Siedlungen nicht niederbrennen möchte, kann auch einen Kaufmannwürfel mit dem gewürfelten Händler-Beruf in den Lagern einsetzen und die Bewohner mit einer ordentlichen Menge an Bier zu einer florierenden Partnerschaft überreden. Ab da an bietet die befreundete Partei einen Wechselkurs für Gold in andere Ressourcen an und stellt hin und wieder einen Ausbilder für Kämpfer bereit, sodass sich die Soldatenwürfel im Kampf oder im Belagern fortbilden können und so effektiver werden.
Zu den Waffen!
##bild84509links##Als ich mein erstes Spiel im zweiteinfachsten Schwierigkeitsgrad startete – der erste verzichtet anfangs auf Kämpfe – musste ich schnell einsehen: Es geht hier ganz schön zur Sache und das wird nicht mein letzter Anlauf bleiben. Wie in jedem guten Rogue-like startet jeder „Run“ mit einer zufallsgenerierten Karte, wobei eigentlich nur die Rohstoffpunkte zufällig gesetzt werden. Dies ist für den Start recht entscheidend, da abhängig von den Startressourcen unterschiedlich gut und schnell für den Winter vorgesorgt werden kann. Anfangs stehen nur vier Bauernwürfel bereit, sodass also erst ein Haus gebaut werden muss, um parallel mehr Ressourcen abbauen zu können. Dann wandert der Fokus zu dem bereits gesetzten Kochhaus, das durch einen Bauarbeiter vervollständigt wird, und auf die herumliegenden Kisten, die noch etwas Holz und Nahrung für den Start enthalten. Jetzt wird es auch gleich Zeit Eisen abzubauen, um später die Öfen errichten zu können, die im Winter die Umgebung warm halten. Möglicherweise endete mein erstes Spiel mit sechs eingefrorenen Würfeln und einer Horde von Räubern, die kurzerhand meine Wehrunfähigkeit ausnutzten, um die komplette Siedlung in Brand zu stecken. Mit jedem Wechsel zwischen Winter und Sommer gilt es Gesetze zu verabschieden, die das Leben erleichtern sollen. Unter den drei zufällig ausgewählten Möglichkeiten können sich durchaus spielverändernde Mechaniken verstecken: Beispielsweise können Würfel während ihrer Arbeit nicht mehr einfrieren oder die Gebäude sind immun gegen Feuer. Diese Effekte gelten dann aber nur innerhalb von Distrikten, die um Distrikthallen herum erscheinen. Diese Hallen erweitern auch gleichzeitig die Grenzen des Reiches und bieten einen Produktionsboost für umliegende Gebäude. Ach ja: Habe ich bereits mehrere Würfeltypen in meiner Siedlung, muss ich mich häufig gegen den Vorschlag einer oder zweier Parteien entscheiden, was diese verärgert. Andersrum erfreut es aber die Gruppe, die am Ende das bewilligte Gesetz vorgeschlagen hat. Jede Bevölkerungsart bringt dabei positive und negative Effekte mit, die eintreten, sobald die Beliebtheit in eine Richtung ausgeschlagen ist. So gilt es die Beliebtheitswerte möglichst aller Würfeltypen oben zu halten, indem die passenden Gesetze abgeschlossen werden oder das ein oder andere Fest für eine besonders angeschlagene Bevölkerungsgruppe auszurichten, um die Stimmung aufzuhellen. Deutlich knackiger wird es dann aber noch zusätzlich, wenn wirklich alle fünf Arten an Würfeln gleichzeitig um Aufmerksamkeit buhlen.
Nach einigen Anläufen habe ich es dann endlich durch den Winter geschafft, als plötzlich merkwürdige Gestalten Giftbomben auf meine Gebäude werfen wollen. Diese neue Fraktion mit dem düsteren Namen der „Anderen“ haben nichts Gutes im Sinn und wollen mich schnellstmöglich vertreiben. Ihre Stadt befindet sich auf der anderen Seite der Ringinnenseite und versperrt so den Weg. Außerdem greifen sie in immer häufigeren Abständen und mit einer steigenden Zahl an Einheiten an. Dies belastet meine Truppen, die erst die passende „Kämpfer“-Fertigkeit erwürfeln müssen und den Kampf mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit verletzt verlassen. Werden diese dann nicht mit Kräutern geheilt, können sie bei einem nächsten Kampfeinsatz komplett zerbrechen, was deutlich an der Zufriedenheit der jeweiligen Bevölkerungsgruppe nagt. Auf Biegen und Brechen im feindlichen Dorf angekommen, gilt es den Hafen zu zerstören, der der Quell und Spawnpunkt allen Übels ist, aber welcher nur mit einer voll ausgehobenen Armee und auf maximaler Stärke angegriffen werden kann. Da die maximale Würfelzahl nur zwölf betragen kann, besteht mein Reich schließlich nur noch aus Soldaten, die dann aber nicht mehr die Wirtschaft am Laufen halten können. So muss ich also vorher für ein reichlich gefülltes Lager sorgen, während ich ununterbrochen Angriffe verteidige und parallel noch den Winter überleben muss. Ist genug Nahrung für die Wiederaufladung, Holz für die Öfen und Kräuter für die Heilung verletzter Einheiten nach dem Kampf besorgt, kann der Angriff auf das gegnerische Hauptquartier beginnen.
Eine neue Taktik muss her!
##bild84508rechts##In meinen Spieldurchläufen bin ich aber immer wieder an diesem letzten Schritt der bereitgestellten Kampagne gescheitert und konnte immer wieder nur mit ansehen, wie meine Würfel durch die ständigen Verteidigungen immer schwächer wurden und irgendwann auch das letzte Kraut zur Heilung aufgebraucht war, sodass die Würfel nacheinander bei künftigen Kämpfen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zerbrachen, durch fehlende Nahrung verhungerten oder wichtige Gebäude meiner Wirtschaft in Flammen standen, wobei sich das Feuer schnell auf umliegende Bauten ausbreitete. Manchmal gelang es mir auch alle Ressourcen auf der Karte abzugrasen, wodurch dann ebenfalls mein Ende besiegelt wurde. Mit dem nächsten Durchgang, der manchmal auch gerne mehrere Stunden dauern kann, widmete ich mich erstmals der Forschung. Der Technologiebaum bietet so einige schicke Möglichkeiten, um beispielsweise dem Ressourcenmangel durch erhöhte Ausbeute entgegen zu treten und ich mich so nicht mehr auf die Gunst des Kartengenerators und der Gesetzesauswahl verlassen muss. Außerdem können neue Gebäude erforscht werden, wie das Katapult, das mit nur einem Schuss ein zufälliges gegnerisches Gebäude in Reichweite dem Erdboden gleich macht. Zusätzlich verstärken Türme die Grenzen meiner Siedlung und mit einer gewissen Anzahl an Verteidigungseinrichtungen muss ich nicht mehr die Verletzung meiner Soldaten riskieren, wobei sich meine Armee am Ende dank des Katapults und der Türme auf nur zwei Würfel beschränkte. Endlich konnte ich den vermaledeiten Hafen zertrümmern und das erste Szenario auf einem lächerlich niedrigen Schwierigkeitsgrad abschließen. Höhere Stufen erhöhen übrigens die Aggressivität der Gegner und vermindern die Rohstoffplätze. Na toll.
Spielbar ist in dieser Vorab-Presseversion nur diese eine Karte und dieser eine Charakter. Zum Release werden die restlichen Figuren und Karten dann wohl im Verlauf der Kampagne freigeschaltet. Die Entwickler haben zum Launchtag auch einen Day One-Patch versprochen, der noch einige Probleme beheben soll. So wollen sie das Tutorial und die Erklärung der restlichen Gameplaymechaniken neu gestalten, da dieser Bereich tatsächlich etwas zu minimalistisch geraten ist, auch wenn das selbstständige Beibringen einen ganz eigenen Reiz bietet und die ersten Runs für Trial-and-Error genutzt werden müssen. Dank einer guten Lernkurve ist das aber gar nicht so schlimm und könnte womöglich optional gestaltet werden. Auch soll es eine eigene Enzyklopädie – wahrscheinlich in Form eines Gamewikis – geben, was ich mir zum Nachschlagen während des Spielens herbeigesehnt habe. Ansonsten würde ich mir noch wünschen, dass der Wirkungsbereich der Öfen in einer anderen Farbe als weiß dargestellt wird, da mitten im Winter – und in genau dieser Jahreszeit wird der Ofen auch benötigt, kann diese Zone dank des Schnees auf dem Boden ziemlich schwer identifiziert werden. Über den Discordserver zum Spiel konnte ich einen der Mitgründer des Spiels erreichen und er versicherte mir, dass dieses Problem bis zum Release behoben wird. Insgesamt ist das dann aber doch Meckern auf hohem Niveau und die erst vor einem Monat angelaufene Closed Betaphase wird wohl auch noch die ein oder andere Verbesserung bringen, bevor der Titel dann am 9. September auf Nintendo Switch, Steam und im Epic Games-Store erscheint.