Mega Man Legacy Collection

##bild81144rechts##Capcoms blauer Robo-Held hat nach einer langen Durststrecke kürzlich wieder endlich etwas Aufschwung erlebt. Nicht nur wurden die Hauptteile der Original-Reihe und X-Serie neu aufgelegt, in diesem Jahr gab es mit Mega Man 11 sogar einen komplett neuen Ableger. Doch um diesen soll es hier nicht gehen. Stattdessen reisen wir zurück in die Vergangenheit, zu Zeiten des NES, um gemeinsam die Ursprünge des blauen Hüpfers zu ergründen. Denn, und das habe ich schon nach wenigen Minuten mit der Switch-Umsetzung der Mega Man Legacy Collection gemerkt, die Klassiker machen ihrer Bezeichnung alle Ehre.

Alte Freude rostet nicht
Ingesamt bietet euch die Sammlung die ersten sechs Teile der klassischen Mega Man-Reihe, wie sie damals auf dem NES beziehungsweise Famicom gelandet sind. Welche Version ihr spielen möchtet, könnt ihr dabei aus dem Hauptmenü heraus wählen. Die Unterschiede sind dabei jedoch maßgeblich kosmetischer Natur und somit höchstens für Hardcore-Fans interessant. Wesentlich spannender ist da schon die – zugegebeneraßen immer noch überschaubare – Sammlung an Bonus-Material, die sich über Promo-Artworks, frühe Skizzen und Abbilder der Spielverpackungen, Module sowie hier und da auch Anleitungen erstreckt. Außerdem sind für alle Spiele Charakterprofile am Start, die mitunter auch die Schwachpunkte der Bossgegner verraten. Ideal für diejenigen, die nicht großartig mit den sammelbaren Waffen experimentieren möchten.

##bild81145links##Womit ich vielleicht auf das eigentliche Gameplay an sich eingehen sollte, das sich über alle sechs Spiele hinweg so ziemlich gleicht. Capcom hat damals nämlich schnell eine fixe Mega Man-Formel etabliert, die nur stetig geschliffen und leicht erweitert wurde. So dürft ihr in jedem Spiel frei zwischen den verfügbaren Leveln wählen und so entscheiden, in welcher Reihenfolge ihr die jeweiligen Bosse in Angriff nehmen möchtet. Da steckt durchaus Methode hinter, denn jeder Endgegner ist gegen eine andere Waffe anfällig – und die sammelt ihr beim Sieg über den jeweiligen Obermacker ein. Die richtige Ausrüstung beschleunigt den Kampf jedoch lediglich bedeutsam. Fast jeder Gegner ist auch mit Mega Mans treuer Armkanone knackbar, die zudem im regulären Levelverlauf zu eurem Hauptwerkzeug avanciert. Hier müssen teils ziemlich knifflige Hüpfpassagen bewältigt und nicht minder fiese Gegneraufstellungen überwunden werden. Dabei werfen euch die Macher gerne mal aus Gruben heraus Feinde in den Weg oder strafen Durchrenner mit gerade darauf abgestimmten Schusslaufbahnen. Das ist der Kern des Schwierigkeitsgrads, für den die Mega Man-Reihe bekannt ist: Wer wirklich ideal spielen möchte, muss die glücklicherweise zumeist kompakten Kurse in- und auswendig kennen. Nach ein paar Runden hat man diese Muster aber auch tatsächlich drauf und marschiert recht locker bis zur Bosskammer.

Je nach genauem Mega Man-Teil kommen hierbei übrigens auch unterschiedliche Kniffe zum Tragen. So lernt der Blaumann im dritten Teil beispielsweise ein Rutschmanöver, mit dem man schnell unter Gegnern durchhuschen kann, während Mega Man 4 den berühmten Aufladeschuss ergänzt. Beginnend mit dem zweiten Spiel finden sich zudem die später als Robo-Hund Rush implementierten, universellen Hilfs-Werkzeuge, die euch einige nervige Passagen überspringen oder schier unerreichbare Ecken mit Bonusgegenständen erreichen lassen. Ein Segen für die unsäglichen Abschnitte mit verschwindenden Blöcken, die schon zu NES-Zeiten die reinste Geduldsprobe waren und deren Soundeffekt sich wohl in den Gehörgang jedes Mega Man-Fans gebrannt haben dürfte.

Mein liebstes Sicherungsseil
##bild81143rechts##Wie für moderne Retro-Sammlungen üblich, gibt es hier jedoch auch noch etwas mehr Hilfe. So kann für jedes Spiel ein Savestate angelegt werden, das sich jederzeit über das Menü laden lässt. Auf diese Weise setzt man sich beispielsweise immer wieder an den Beginn eines Bossgefechts, bis man ihn dann endlich knackt, ohne nach Verlust aller Extraleben erst wieder durch den gesamten Level marschieren zu müssen. Ebenfalls ungemein praktisch: Die per L-Taste aktivierbare Rückspulfunktion. Damit lassen sich eventuelle Fehltritte direkt ausbügeln, was sonst frustige Überraschungsangriffe weitaus weniger schmerzhaft macht. Die Funktion trivialisiert die Herausforderungen aber auch nicht komplett, denn da nach Loslassen der Taste direkt wieder losgelegt wird, müsst ihr entsprechnd auch sofort reagieren – bei Sektionen, die einem gewissen Rhythmus folgen, ist dies gar nicht mal so einfach. Dennoch fühlt sich die Nutzung dieser Features natürlich irgendwie wie Schummelei an, doch wer sich die Spiele so geben möchte, wie sie damals funktionierten, kann natürlich auch ohne diese Features zocken. Gleiches gilt für den hinzuschaltbaren Turbo-Modus, der nicht etwa das Spielgeschehen beschleunigt, sondern ein paar technische Ungereimtheiten der Originalspiele hemmt. So tritt dass Sprite-Geflacker mit aktivem Turbo gemäßigter auf und auch die gerade bei Mega Man 3 häufigen Slowdowns werden maßgeblich zurückgeschraubt. Eine löbliche Ergänzung, auch wenn die Probleme dadurch immer noch nicht komplett beseitigt werden.

Fazit

Die sechs NES-Originale uns ganz besonders Teil 2 und 3 zählen immer noch zu den Mega Man-Spielen, die Fans am lebhaftesten im Gedächtnis bleiben. Und die Mega Man Legacy Collection verdeutlich gut, wieso dem so ist. Zwar mag der bescheidene Anfang der Reihe aufgrund des noch ungeschliffenen Leveldesigns und eher einfallslosen Extra-Waffen hoffnungslos veraltet wirken, doch die restlichen Spiele bieten alle auf ihre Art abwechslungsreiche Jump 'n' Run-Kost der alten Schule. Das Austüfteln der Routen und die fordernden Bossgefechte machen heute genauso viel Laune wie schon damals vor mittlerweile um die 30 Jahren. Für weniger frustresistente Zocker bietet die Legacy Collection dank Savestates und Rückspulfunktion zudem praktische Hilfen, auch wenn dadurch erst recht die allgemeine Kürze der alten 8-Bit-Abenteuer verdeutlich wird. Trotzem: Wer bei alter Pixelkost keinen Hautausschlag bekommt, knackige Action-Plattformer-Kost sucht und wissen möchte, wie mit Mega Man alles angefangen hat, ist mit diesem kurzweiligen Sechserpaket bestens beraten. Meldet die vielen Gruben als seinen Zweitwohnsitz an: Tjark Michael Wewetzer [Alanar] für PlanetSwitch.de

Wertung 4 / 5

Mega Man in seiner 8-Bit-Bestform: Eine gelungene Klassiker-Sammlung mit fordernden Plattformer-Herausforderungen und hilfreichen Zusatzfeatures.

Pro

  • Sechs knackig-fordernde Jump 'n' Run-Klassiker
  • Hilfreiche Rückspulfunktion und Savestates
  • Turbo-Modus reduziert Slowdowns und Geflacker

Contra

  • Nicht alle Spiele und Spielelemente sind gleichermaßen gut gealtert…
  • …und nicht alle Ergänzungen späterer Spiele zünden

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