Mega Man Legacy Collection 2

##bild81146rechts##Die NES-Generation hakte Capcom in der ersten Mega Man Legacy Collection ab (zum Test), doch da fehlen noch so einige Titel – zwei davon waren sogar mal in einer vorherigen Klassiker-Sammlung für GameCube, Xbox und PS2 dabei. Die hob sich Capcom für die Mega Man Legacy Collection 2 auf, die zusätzlich noch die deutlich aktuelleren Teile 9 und 10 mitbringt – und leider in Sachen Features im Vergleich zur ersten Legacy Collection leicht Federn lassen musste. Was alles noch an Bord ist und ob die moderneren Mega Man-Ableger genauso viel Laune machen wie die prägenden NES-Ursprünge, verrate ich euch in diesem Test.

Der Doktor kann’s nicht lassen
Ihr kennt die Story: Der böse Wissenschaftler Dr. Wily hat mal wieder Unfug im Kopf, diverse Roboter stiften für ihn Chaos und es liegt an Dr. Lights tapferem Blauhelm Mega Man, die Situation wieder geradezubiegen. Alles wie gehabt. Die Teile 7 und 8 drehen an der Formel ein wenig, denn hier liegt nun mehr Wert auf der Hintergrundgeschichte und die Haupt-Stages werden aus zwei Sets mit jeweils vier Bossen ausgewählt. Mega Man 8 bietet sogar waschechte Anime-Zwischensequenzen – samt der lachhaften, englischen Tonspur, die man dem PS1-Original damals spendierte. Trotzdem ändert sich am Kern des Gameplays wenig: Noch immer marschiert ihr durch kompakte 2D-Areale, bei denen anstelle schneller Reflexe meist bedachtes Vorgehen an der Tagesordnung steht. Prescht ihr einfach blindlings los, landet ihr nicht selten in den Armen eines plötzlich hervorspringenden Feindes, in einem Abgrund oder auch gleich beides hintereinander. Dabei bleiben die Spiele größtenteils erstaunlich fair und selbst die kniffligeren Stellen werden dadurch aufgewogen, dass es eingestreute Checkpoints gibt, die den erneuten Marsch durch den Level ungemein verkürzen – zumindest bis alle Extraleben aufgebraucht sind und man zur Stage-Auswahl zurückgetreten wird.

##bild81148links##Die vier in der Sammlung enthaltenen Spiele gehen die Dinge im Detail jedoch spürbar unterschiedlich an. Mega Man 7 verlässt sich größtenteils auf klassische Tugenden, ist dabei aber zumindest in optischer Hinsicht weiterentwickelt und lässt euch die nach Bossgefechten einkassierten Zusatzwaffen mit den Schultertasten durchschalten – ein Feature, das hier übrigens nur bei Mega Man 9 fehlt. Teil 8 wiederum spielt sich eindeutig am modernsten und bietet unter anderem auch eine numerische Anzeige für die Einsätze der Power-Ups, die zudem nun über eine gesonderte Taste aktiviert werden. Etwas, das ich persönlich nun in jedem Nachfolgespiel irgendwie vermisse! Die letzten beiden Spiele im Bunde besinnen sich wiederum auf die Tugenden der NES-Teile und rauben Mega Man sogar sein Rutschmanöver sowie den Aufladeschuss. Die hat dafür der nun ebenfalls spielbare Proto Man inne und in Teil 10 dürft ihr euch sogar als der grimmige Bass an den Herausforderungen versuchen. Soll heißen: Ja, die zwei aktuellsten Serienableger der Sammlung kommen mitsamt ihrer damaligen DLC-Extras daher, die müssen jedoch entweder durch Spielabschlüsse oder einen Cheatcode freigeschaltet werden, bevor ihr darauf zugreifen könnt. Da kommt glatt Retro-Stimmung auf!

Leider ist von den vier Spielen nur eines meiner Ansicht nach wirklich ein allgemein rundes Paket: Mega Man 9 verpackt ein forderndes Stufen-Set mit spaßigen Extra-Waffen in eine unterhaltsame Kurzhandlung, die sich selbst erfrischend wenig ernst nimmt. Es fühlt sich wirklich wie eine verlorene Episode der NES-Glanzzeiten an. Mega Man 7 fährt hingegen eine Spur zu sicher, als dass es sich wirklich rund anfühlt, und das optisch zwar beeindruckende Mega Man 8 mit seinen spaßigen Stages leidet unter den enttäuschend simpel gestrickten Bossen. Gerade weil die Level-Endgegner mit ihren vertrackten Bewegungsmustern schon immer das Aushängeschild der Reihe waren, schmerzt dieser Punkt enorm. Mega Man 10 muss ähnlich wie 7 dafür einstecken, dass es sich wie eine sichere Nummer ohne große Highlights anfühlt. Wirklich viel hängen bleibt hier leider nicht, auch wenn es sich gewohnt gut spielt.

Wenig Boni unter der Haube
##bild81149rechts##Ganz wie die erste Legacy Collection lässt auch diese hier ein wenig in Sachen Bonusmaterial vermissen. So gibt es abermals eine Staffel an speziellen Herausforderungsstufen, eine Musikbibliothek sowie ein dürftiges Artwork-Museum mit Promo-Bildern und einer Hand voll Konzeptzeichnungen, doch da enden die schönen Dinge auch schon. Auch in Sachen Einstellungsvielfalt wurde stark zurückggefahren: So dürft ihr jetzt zwar einen von vier optionalen Rahmen für den klassichen 4:3-Bildmodus wählen, dafür entfallen Rückspulfeature und punktgenaue Savestates. Stattdessen könnt ihr Schnellspeicherdaten anlegen, die euch an den letzten passierten Checkpoint zurücksetzen. Klar könnt und müsst ihr die Spiele nun so erleben, wie sie gedacht waren und daran ist im Prinzip nichts auzusetzen, doch im Vergleich zur vorherigen Sammlung bleibt dies ein Rückschritt. Ebenfalls unschön, dies wohl aber mehr für Hardcore-Fans: Capcom hat abermals das PS1-Original von Mega Man 8 als Grundlage für die Sammlungs-Version gewählt und nicht die leicht erweiterte Sega Saturn-Version, die unter anderem ein paar Bonus-Bosse bot. Da letztere Fassung so ziemlich nie neu veröffentlicht wurde, ist das hier somit eine weitere verpasste Chance.

Fazit

Auch nach dem NES-Zeitalter hat die Mega Man-Reihe ein schönes, wenn auch größtenteils nicht mehr ganz so öffentlichkeitswirksames Leben führen können. Das stellt die Mega Man Legacy Collection 2 mit ihren vier enthaltenen Titeln wunderbar unter Beweis. Selbst das schlimmste Spiel hier ist lediglich „gut“, was stark für die Qualität der Action-Plattformer spricht. So sind Teil 7 und 8 bildhübsche Fortführungen des klassischen Spielkonzepts und gerade der PS1-Titel fühlt sich – die etwas einfachen Bossfights und wenige, viel zu frustrierende Passagen ausgenommen – wie eine wahre Evolution der Formel an. Die andere Hälfte besinnt sich wiederum auf die Wurzeln des Blauhelms und liefert speziell mit Mega Man 9 einen der besten Titel der Reihe ab. Da merkt man, wie gut sich das unverwüstliche Spieldesign der Marke mit modernen Ideen paaren lässt! Wer nach der ersten Sammlung auf den Geschmack gekommen ist oder auch noch gar nicht mit Mega Man in Berührung gekommen ist, macht mit diesem Plattformer-Paket auf jeden Fall nichts verkehrt. Stirbt (wieder einmal) 1000 Robo-Tode: Tjark Michael Wewetzer [Alanar] für PlanetSwitch.de

Wertung 4 / 5

Weg vom NES, doch nicht weniger klasse: Vier spaßige Mega Man-Episoden mit modern(er)em Touch, welche die vielfältige Evolution der Marke zur Schau stellen.

Pro

  • Bildhübsche Retro-Kost (Mega Man 7 und 8)
  • Gelungene Fortführung alter Tugenden (Mega Man 9 und 10)
  • Gewohnt forderndes Gameplay

Contra

  • Enttäuschende Bosskämpfe (Mega Man 8)
  • Wenig Extras
  • Kaum Einstellungsmöglichkeiten

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