Neo Atlas 1469

Ahoi, ihr Landratten! Kapitän Nicola hat wieder eine Geschichte für euch. Darin geht es um mutige Seefahrer, die ihr Leben der Seefahrt und der Entdeckung verschrieben haben, und um eine Handelsgilde, die immer knapp bei Kasse ist. Zusammen schreiben sie 1469 sowie in den Folgejahren Geschichte und bestimmen unsere moderne Kartografie maßgeblich. Bereit für den Test zu Neo Atlas 1469, das nun auch in Europa als Retailversion erschienen ist? Dann macht es euch bequem!

Zeit die Geschichte neuzuschreiben!
##bild79016rechts##1466 sticht der Portugiese Antonio Goméz in See, um den Süden von Afrika zu erkunden. Leider wird er auf seiner Erkundung Opfer eines Piratenangriffs und gilt zwei Jahre lang als verschollen. Professor Francisco Peres macht sich anschließend auf die Suche nach dem berühmten Admiral. Dank einiger Gerüchte, die in Südafrika von einem gestrandeten Mann auf einer einsamen Insel berichten, stoßen Francisco und Miguel, Chef des Handelsunternehmens, zu dem Goméz gehörte, auf eine Spur zum vermissten Kapitän. Da es aber an Geld für eine Rettungsmission mangelt, erkunden sie gemeinsam Europa und Afrika nach lohnenden Geheimnissen und etablieren einige neue Handelsrouten, um aus London stabile Holzfässer für die Weinproduktion in Lissabon zu importieren und sowohl England als auch Portugal mit feinstem Wein zu versorgen und so ordentlich Profit einzufahren. Anschließend reist Francisco als frischgebackener Admiral des Unternehmens los, um Goméz wieder zurück in die Zivilisation zu geleiten. Dieses Unterfangen gelingt und der portugiesische Premierminister Baldi erteilt den Händlern den Auftrag, den südlichsten Punkt von Afrika zu erkunden, um anschließend das sagenumwobene Zipangu zu erreichen – alles innerhalb der nächsten 50 Jahre. Währenddessen will Professor Peres unbedingt noch die damals neue Theorie der runden Welt beweisen…

##bild79018links##Diese Geschehnisse werden alle über Dialoge erklärt, während ich gleichzeitig eine Einführung in die Grundlagen der Steuerung erhalte. Das gesamte Gameplay besteht dabei aus einer Ansicht der damals bekannten Weltkarte von Europa und einigen Teilen Afrikas, auf der ich mit meinem Cursor Häfen, Produkte zum Handeln und wichtige Orte untersuchen sowie über ein Menü meine Flotten navigieren kann. Spezielle Expeditionsflotten werden von ihren Heimathäfen ausgesendet um unbekannte Gebiete aufzudecken, die nur so von Gefahren wie Riesenkraken, Stürme und Piraten strotzen. Die Position, Form und Größe von Inseln und Kontinenten müssen dabei nicht zwingend mit der heutigen Weltkarte übereinstimmen. Das ist nämlich auch der Kniff an diesem Titel, sodass die Welterkundung stetig neue Überraschungen birgt, wobei ich jedes Mal nach Ende jeder Reise entscheiden kann, ob ich mit dem Ergebnis der Expedition einverstanden bin. So gibt es vielleicht mehr Kontinente, vielleicht auch weniger oder die restlichen Landmassen außer Europa bestehen aus Inseln. Schlussendlich kann ich dann noch bestimmen, ob Peres mit seiner Theorie einer runden Erde recht hat oder der Planet gar flach ist, auf einer Schildkröte durch das Universum treibt oder vom starken Gott Atlas auf den Schultern getragen wird.

Eng abgesteckter Fortschritt
##bild79015rechts##Doch bis ich selbst endlich meine eigenen Entscheidungen treffen darf, muss ich viele Tutorials und vorgegebene Questabläufe bewältigen. Die Afrikareise ist dann eine der ersten Möglichkeiten, relativ frei über das weitere Vorgehen zu entscheiden. Doch auch hier versperren Kraken und Piraten den Weg nach dem vermeintlichen Amerika. Sie sind nahezu unbesiegbar, bis die eigene Flotte bessere Kriegsschiffe und Waffen freigeschaltet hat, um sich mit den menschlichen und tierischen Monstern zu messen. So bleibt das Kap der Guten Hoffnung für eine lange Zeit das einzige Etappenziel nach Zipangu, das wohl das heutige Japan repräsentieren soll. Da die anfänglichen Schiffe auch in ihrer Reichweite stark eingeschränkt sind, bleiben die weiten Meere meistens tabu und es gilt an den Küsten entlang zu schippern, um schnell einen neuen Hafen erreichen zu können. Dies verhindert dann natürlich, dass ich vorzeitig zu den Kontinenten Amerika und Australien gelange, was natürlich geschichtlich nicht unbedingt falsch ist – schließlich entdeckte Kolumbus Amerika auch erst 1492. Neben den Statistiken der einzelnen Schiffe der Flotte ist auch der jeweilige Admiral entscheidend für die Fortschritte des Verbunds. So ist Goméz inzwischen sehr erfahren in der Erkundung unbekannter Gewässer und sein Kollege Peres Experte auf dem Gebiet der Erkundung lokaler Landgebiete. Später treffe ich außerdem noch eine Dame, die besonders gut tauchen kann, und einen Herren, der sich exzellent in Kämpfen schlägt. Je nach Einsatz gewinnt das Führungspersonal mehr Erfahrung in diesen Bereichen und wird so immer besser, was sich dann in höhere Reichweiten, mehr Glück oder höherer Kampfkraft niederschlägt.

Fazit

Neo Atlas 1469 hat ein sehr interessantes Konzept: Die Welt, wie wir sie kennen, auf den Stand von 1469 zurücksetzen und sie neu gestalten. Bei der Umsetzung stößt der Titel leider auf einige selbstgebaute Hindernisse wie ein ausuferndes Tutorial, ellenlange Textboxen und starke Einschränkungen zu Beginn des Spiels. Dafür trumpft Neo Atlas mit interessanten Charakteren und schönen Dialogen auf, schließlich handelt es sich auch um eine Visual Novel. Käufer sollten allerdings beachten, dass grafisch nicht sonderlich viel passiert. Das Gameplay beschränkt sich durchgehend auf besagte Weltkarte und die Story sowie die Geschehnisse werden allesamt über Texteinblendungen erzählt. Da der Titel mit 49,99 Euro in Richtung Vollpreis geht, sollte sich jeder Interessent den Kauf zweimal überlegen. Denn auch wenn die Idee hinter dem Spiel sehr verlockend sein mag, kämpft es doch noch sehr mit seiner Langatmigkeit und der fehlenden Abwechslung. Am Ende sollte man schon Fan von Visual Novels sein und sich nicht von besagten Negativpunkten abschrecken lassen. Behält die die Welt lieber so wie sie ist: Nicola Hahn [501.legion] für PlanetSwitch.de

Wertung 3 / 5

Tolle Idee, mäßige Umsetzung. Visual Novel-Liebhaber können aber einen Blick auf diesen ungewöhnlichen Titel riskieren.

Pro

  • Neuartige und kreative Grundidee
  • Charmante Figuren und Dialoge

Contra

  • Wenig Abwechslung
  • Visuell nicht sonderlich imposant

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