Nicht nur SaGa-Fans werden dieser Tage redlich bedient, auch Freunde der Mana-Reihe können sich über reichlich schönen Stoff der Vergangenheit in neuen Tüchern freuen. Nachdem bereits die Collection of Mana und das Trials of Mana-Remake (zum Test) auf der Switch ihr Lager aufschlugen, steht nun mit Legend of Mana die Neuauflage eines weiteren Titels bereit, dessen Original es nie nach Europa schaffte. Allerdings war dieser auch der Anfang einer langen Experimentierphase, mit der Square Enix (beziehungsweise damals noch Squaresoft) nicht nur auf Gegenliebe stieß. Warum sich der PS1-Klassiker einen gemischten Ruf einfing und wieso Freunde von Action-Rollenspielen und spielbaren Märchen ihm trotzdem eine Chance geben sollten, das verrate ich euch im folgenden Test.
Alles auf Anfang
##bild84404rechts##In vielen Serienablegern ist der große Manabaum in Gefahr, hier ist es leider schon längst zu spät: Das göttliche Gewächs ist verbrannt, die Welt Fa’Diel über die Jahrhunderte hinweg aufgrund der schwindenden Magie zugrunde gegangen. Jetzt bleibt nur noch ein einsamer Briefkasten, der sich an einem von euch gewählten Ort niederlässt und eine neue Heimat materialisiert. Eure Heimat, um genau zu sein. Ein pflanzenhafter Sprössling klärt euch kurz und knapp über den Stand der Dinge auf: Mit Hilfe von Artefakten und eurem Willen könnt ihr die Welt und ihre Bewohner Stück für Stück wieder zurückbringen. Was folgt, ist eine lange Reise durch beinahe zufällig zusammengewürfelt wirkende Areale, in denen ihr die Geschichten der Völker verfolgt. So stolpert ihr gleich in Dominia, der ersten Stadt, über zwei Handlungsstränge, die in jeweils andere neue Gebiete und Aufgaben münden: Entweder ihr helft dem mysteriösen Schwertkämpfer Elazul dabei, seine Gefährtin Perle in einer Höhle ausfindig zu machen, oder ihr begleitet den gerissenen Händler Niccolo bei seinem Tagesgeschäft. Derartige Erzählungen gibt es unter den 67 Quests zuhauf – einige für sich allein stehend, andere zusammenhängend. Drei größere Questreihen sind sogar so wichtig, dass sie den Spielabschluss herbeiführen können. Bis dahin lässt euch Legend of Mana allerdings reichlich freie Hand.
Behutsam führt euch das Rollenspiel an seine zugrundeliegende Struktur heran. So sind die ersten Ziele in der Regel eindeutig und lediglich auf ein Gebiet beschränkt. Spätere Missionen erfordern das Auskundschaften mehrerer Areale, mitunter müsst ihr sogar gewisse Begleiter im Schlepptau haben. Anders als in Secret und Trials of Mana habt ihr nämlich kein festes Team, sondern könnt sowohl einen humanoiden Begleiter mit möglicher Questrelevanz als auch einen aufgezogenen Monsterfreund, beziehungsweise gebauten Golem auf die Reise mitnehmen. Die Quests bieten dabei sowohl erzählerische als auch spielerische Abwechslung: An einer Stelle müsst ihr einer jungen Dame in einem monsterverseuchten Turm helfen, sich ihrer ihr unbekannten Vergangenheit zu stellen, anderorts wiederum erlernt ihr die ulkige Sprache der Mausbären, um ihnen Lampen zu verkaufen, damit wiederum ein Zentaure eine Sirene anbaggern kann. Ich für meinen Teil habe mich bei den Dialogen und Missionen köstlich amüsiert! Hin und wieder gibt es jedoch Aufgaben, die alles andere als einfach zu durchschauen sind. Zwar gibt es die Möglichkeit, sich von der Wahrsagerin in Dominia einen kleinen Denkanstoß abzuholen, doch auch diese Hinweise waren mir manchmal etwas zu kryptisch. Und das Questlog, welches nur den Missionstitel samt einer sehr knappen Aufgabenbeschreibung umfasst, hilft ebenso wenig wie die Tatsache, dass man sich bestimmte (glücklicherweise relativ wenige) Sidequests ganz einfach verbauen kann. Dass man zudem nach Abschluss einer jeden Aufgabe zum Kaktusfratz im Eigenheim laufen muss, um sie zumindest in irgendeiner Form für einen spätere Runde im „Neues Spiel +“ als einmal gelöst markiert zu erhalten, verrät Legend of Mana ärgerlicherweise nicht. Fühlt euch an dieser Stelle also darauf hingewiesen!
Auf Mümmlerjagd
##bild84409links##In den Höhlen, Wäldern und Bergen präsentiert sich das Action-Rollenspiel wieder näher an dem, was man von der Mana-Reihe kennt. Die Gefechte laufen in Echtzeit ab und dankenswerterweise müsst ihr für eure normalen Angriffe keine Abklingzeiten abwarten – stattdessen dürft ihr leichte Angriffe geschwind verketten und die Kombos mit starken Hieben abschließen. X und Y lassen sich zudem mit Hilfskommandos wie Sprüngen, Kontern und Ausweichrollen belegen, die euch wiederum in bestimmten Kombinationen auch Spezialtechniken lehren. Diese waffenabhängigen Supermanöver sind leider etwas hakelig in ihrer Verwendung: Da sie nach Betätigung der zugewiesenen Schultertaste lange aufladen, können potenzielle Ziele ungehindert zur Seite marschieren. Manche von ihnen wie der Bambusfäller des Einhandschwertes sind zudem dank unorthodoxer Bewegungen ohnehin schwierig auszurichten. Immerhin sind die Kämpfe im ersten Spieldurchlauf generell eher einfach, die optionalen höheren Schwierigkeitsstufen in Folgerunden verlangen von euch jedoch einiges mehr ab.
Von eurer bis zu dreiköpfigen Truppe wird übrigens nur eure zu Spielbeginn ausgewählte Hauptfigur direkt gesteuert – der menschliche Mitstreiter kann höchstens von einem zweiten Spieler übernommen werden, das Monster oder der Golem agieren autonom. Das macht die Gruppenmitglieder in der Regel eher bedingt praktisch, gerade weil sie ohne ein leicht übersehbares Accessoire praktisch keine Erfahrung sammeln. EP werden nämlich in Kristallform von Gegnern ausgeschüttet und müssen vom zu stärkenden Charakter aufgesammelt werden. Zumindest bietet die Neuauflage von Legend of Mana ganz ohne japan-exklusives Zubehör ein Feature, das die Monsterstärkung erleichtert: Das Minigame Ring Ring Land. Hier schickt ihr eure Knuffelkreatur auf einen einfachen Rundkurs, den ihr nach Brettspielmanier mit Roulettezahlen ablauft und dabei Items und Erfahrungspunkte einkassiert. Leider merkt man dem Aufbau des Spielchens an, dass es eher für kurze Runden zwischendurch auf einem bedeutend kleineren Gerät gedacht war – im laufenden Legend of Mana bekam ich ständig das Gefühl, ich könnte etwas Produktiveres tun. Trotzdem allein aus Archivgründen nett, dass das Spielchen überhaupt im Remaster vorhanden ist!
Eine Welt wie ein Gemälde
##bild84411rechts##Das PS1-Original bestach bereits durch seine malerischen Hintergründe. Entsprechend erfreulich ist, dass die HD-Überarbeitungen sich immer noch mehr als sehen lassen können! Klar wirkt es zunächst befremdlich, dass in den handgezeichnet wirkenden Umgebungen Pixelfiguren herumlaufen, doch an diesen Kontrast gewöhnte ich mich schnell. Das liegt zum Teil daran, dass die Charaktere auch so durch ihren Detailreichtum sowie zahlreiche liebevolle und verspielte Animationen auffallen. Legend of Mana entwickelt durch diesen Mix einen eigenen Charme, der in meinen Augen funktioniert. Trotzdem hätte ich mir speziell in den Umgebungen etwas Hilfe bezüglich der Gebietsübergänge gewünscht. Es ist nämlich nicht immer klar, über welche Pfade ihr tatsächlich in andere Areale gelangen könnt und was schlichtweg Dekoration ist. Eine Karte hätte womöglich auch geholfen, denn eine solche wird selbst im Remaster schmerzlich vermisst.
Stichwort Remaster: Neben dem zubehörlos zugänglichen Ring Ring Land-Minigame und der überarbeiteten Optik gibt es natürlich noch weitere kleine Extras. So dürft ihr nun frei von Speicherpunkten euren Spielstand sichern oder einen Mitspieler hinzuschalten und die Kämpfe lassen sich bei Bedarf abschalten – letzteres ist ideal für Momente, in denen man sich einfach mal orientieren oder Rätseln nachgehen möchte. Ferner ist eine digitale Kunstgalerie sowie ein Soundtrackplayer mit an Bord, die Musik gibt es dabei sowohl im erstklassigen PS1-Original als auch einem ebenso großartigen Arrangement. Bei all der Liebe zum Detail ist es daher umso kurioser, dass die Crossover-Savegame-Boni der Ursprungsfassung weitestgehend unzugänglich sind. Final Fantasy VIII-Spieler durften sich damals beispielsweise über ein Chocobo als Startbegleiter freuen. Mangels mehrerer Memory Card-Slots könnt ihr zudem auch nicht mehr die Spieldaten eines Freundes in euer Savegame übertragen, um so mit euren jeweiligen Charakteren gemeinsam loszuziehen. Die (leider leicht übersehbare) Möglichkeit, Hauptfiguren anderer Speicherstände zu importieren, ist aber sehr wohl noch im Remaster enthalten – so haben Leute, die mehrere Savegames führen, zumindest noch etwas von besagtem Feature.