In einer Welt ohne Lizenzinhaber, die ihre Verträge nicht erneuern möchten, hätte FarSights The Pinball Arcade die Ende letzten Jahres auf der Switch erschienene Stern Pinball Arcade (zum Test) wahrscheinlich wie eine Demo aussehen lassen. Mit dem Ende des WMS-Vertrags sind dem Spielchen nur leider über 60 Tische der Hersteller Williams und Bally flöten gegangen, weswegen die Switch-Version direkt zum Start deutlich leerer erscheint. Aber gut, auch wenn ich den traurigen Geschichtsverlauf nicht ganz ignorieren kann, will hier schlussendlich das bewertet werden, was noch bleibt. Und auch wenn in der virtuellen Flipper-Spielhalle nicht mehr ganz so viel los ist, bleibt mit den 35 verbleibenden Tischen immer noch reichlich unterhaltsamer Stoff für Highscore-Jäger.
Zum Glück reicht ein einmaliger Geldeinwurf…
##bild79870links##Zunächst einmal ein grober Umriss des Flipper-Spielsinns: Ziel einer jeden Partie ist es, möglichst hohe Punktzahlen zu erreichen. Das geschieht, indem man mit den primär am unteren Rand angebrachten Flipper-Armen eine Metallkugel über das Feld schießt und auf diese Weise Rampen abfährt, Zielschalter trifft oder die Sphäre in die Bumper-Zone manövriert. Dieses simple Spielprinzip wird je nach Tisch durch kleine Besonderheiten aufgelockert. Manche verfügen etwa über zusätzliche Flipper-Arme an anderen Positionen oder gar Miniatur-Spielflächen im Flipper, andere heizen euch wiederum regelmäßig mit diversen Missions-Modi ein, die gezielte Schüsse oder andere Tricks von euch abverlangen. Ferner sollte bedacht werden, dass The Pinball Arcade digitale Nachbauten realer Tische bietet. Soll heißen: Anders als die Pendants von Pinball FX3 (zum Test) sind die hier enthaltenen Automaten allesamt darauf ausgelegt, euch um eure Münzen zu erleichtern und entsprechend ein gutes Stück fordernder als die videospielhafteren Flipper von Zen Studios. Dafür darf man auch mal etwas freigiebiger mit dem Analogstick am Tisch rütteln, um die Kugel auf der Reise noch in die rechte Bahn zu lenken – auch wenn bei Übertreibungen natürlich immer noch der Tilt-bedingte Ballverlust droht.
Die Umsetzung der Automaten ist dabei gelungen und auch wenn sich das Bewegungsmoment der Kugel gerade nach dem schnelleren Gameplay von Pinball FX3 etwas träge anfühlen mag, ist es doch der Authentizität förderlich. Nach ein paar Eingewöhnungsrunden bekommt man ein gutes Gefühl für das Ballverhalten und setzt schnell zu Zielschüssen an. Ganz wie bei Stern Pinball Arcade gibt es mit dem Gratis-Download direkt den Tisch Mary Shelley’s Frankenstein mit dazu, während der Rest maßgeblich in separaten Bundles erworben werden muss. Die kostenlose Dreingabe sollte jedoch nicht unterschätzt werden, denn der alte Sega-Flipper bietet ein ziemlich wildes Design mit krachiger – wenn auch produktionsbedingt etwas knarzig wirkender – Soundkulisse und spaßigen Missionen. Ob ihr nun Körperteile ausbuddelt, indem ihr bestimmte Löcher auf dem Tisch anpeilt, oder im Genfer Multiball für ein Lichtgewitter sorgt, langweilig wird es bei diesem eingängigen Flipper nicht. Apropos: Wer bereits in Stern Pinball Arcade zu den beiden großen Tisch-Sets im eShop gegriffen hat, darf sich die entsprechenden Äquivalente für The Pinball Arcade gratis herunterladen und erhält damit auch Zugriff auf den hier zusätzlich verfügbaren Stern-Tisch Flight 2000. Umgekehrt ist der Deal ebenfalls gültig, falls ihr im Nachhinein lieber auf die Stern-Variante umsatteln möchtet.
Extras für Flipper-Sammler
##bild79871rechts##Schade ist jedoch, dass man abermals keinerlei Möglichkeit hat, die Bezahl-Tische vor dem Kauf auszuprobieren. Ferner ist das Auswahlmenü für die Pinball-Automaten äußerst unkomfortabel – sie werden nämlich allesamt in einer Spalte alphabetisch gelistet. Das mag bei wenigen Tischen vielleicht noch klappen, doch bei einer vollständigen Sammlung wird dies sehr schnell unübersichtlich. Hier wäre beispielsweise, ähnlich wie in der PC-Version, eine Auflistung nach Themen-Paket, Hersteller oder gar eine Markierungsmöglichkeit für persönliche Favoriten enorm hilfreich. Witzigerweise bietet das Spiel im Hauptmenü eine Auflistung der Tisch-Pakete, diese dient jedoch nur zur Verlinkung in den eShop und wird nutzlos, sobald ihr einmal alles erworben habt. Und wo ich gerade schon im Hauptmenü bin, schneide ich noch direkt den Herausforderungs-Modus an. Hier dürft ihr euch an fest vorgelegten Tisch-Sets versuchen und müsst mit einer begrenzten Anzahl von Anläufen bestimmte Punkteziele erreichen. Eine schöne Sache für unschlüssige Spieler, die sich nicht durch ihre Sammlung wühlen möchten, oder Profis, die ihr Können zur Schau stellen möchten. Leider wird die Freude dadurch gemildert, dass ihr für jede Option hier mehrere Pakete erworben haben müsst. Lediglich die Gottlieb-Flipper bleiben dabei größtenteils innerhalb ihrer Familie, die anderen werden herstellerübergreifend verwurstet. Stern-Herausforderungen gibt es beispielsweise nur im Gottlieb-Bundle.
In technischer Hinsicht liefert FarSight dafür ein vergleichbares Niveau wie bei Stern Pinball Arcade ab. Die Flipper sind allesamt originalgetreu gestaltet, auch wenn der eShop-Titel sicherlich kein technisches Meisterwerk ist. Verschiedene Kamerawinkel sollen euch dabei helfen, den optimalen Überblick zu behalten – was sie auch weitestgehend tun, wenn es nicht gerade um vollgestopfte Tische wie Ghostbusters geht. Wer lieber die ganze Fläche seines Bildschirm nutzen möchte, kann The Pinball Arcade auf Knopfdruck auch mit hochkant ausgerichtetem Display spielen. Im Handheld-Modus müsst ihr dafür aber das Geschehen mit dem Touchscreen steuern, an der Konsole angeschlossenen Joy-Cons bewegen die Flipper-Arme dann nämlich nicht mehr. An Online-Bestenlisten haben die Macher ebenfalls gedacht, die sogar nach monatlichen oder wöchentlichen Leistungen gefiltert werden können, um regelmäßig für frischen Wind auf den Tabellen zu sorgen. Löblich, zumal ich diese beiden Features in der Launch-Version von Stern Pinball Arcade vermisst hatte! Sie sind jedoch auch vor geraumer Zeit in besagter Auskopplung nachgepatcht worden, stellen also kein Alleinstellungsmerkmal für The Pinball Arcade dar.